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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"zureißen, sie mit ihrer Beschränktheit und
"Schwäche bekannt zu machen, und ihnen
"peinigende Zweifel über ihre Bestimmung
"einzuimpfen. Er habe sie dadurch gelehrt,
"über den Ewigen und die Tugend zu ver-
"nünfteln, damit sie vergessen möchten, die-
"sen anzubeten, und jene auszuüben. Wir,"
setzte er dann hinzu, "haben mit offnen und
"kühnen Waffen den Himmel bekriegt, ihnen
"hab ich wenigstens die Mittel an die Hand
"gegeben, unaufhörlich mit dem Ewigen zu
"scharmuziren." Elende Prahlerey! wer-
den sich die Menschen das nehmen lassen,
worauf sie nie stolzer sind, als wenn sie es
mißbrauchen?

Man bewundre doch hier einen Augen-
blick mit mir, wie sich darinnen alle Höfe
gleichen, daß meistens die Großen durch das
Verdienst, die Arbeit, den Schweiß der Klei-
nen, die Gunst des Fürsten gewinnen, und
die Belohnung davon tragen. Leviathan
giebt sich geradezu für den Erfinder dieses
allegorischen Ballets aus, läßt sich dafür

lieb-

„zureißen, ſie mit ihrer Beſchraͤnktheit und
„Schwaͤche bekannt zu machen, und ihnen
„peinigende Zweifel uͤber ihre Beſtimmung
„einzuimpfen. Er habe ſie dadurch gelehrt,
„uͤber den Ewigen und die Tugend zu ver-
„nuͤnfteln, damit ſie vergeſſen moͤchten, die-
„ſen anzubeten, und jene auszuuͤben. Wir,“
ſetzte er dann hinzu, „haben mit offnen und
„kuͤhnen Waffen den Himmel bekriegt, ihnen
„hab ich wenigſtens die Mittel an die Hand
„gegeben, unaufhoͤrlich mit dem Ewigen zu
„ſcharmuziren.“ Elende Prahlerey! wer-
den ſich die Menſchen das nehmen laſſen,
worauf ſie nie ſtolzer ſind, als wenn ſie es
mißbrauchen?

Man bewundre doch hier einen Augen-
blick mit mir, wie ſich darinnen alle Hoͤfe
gleichen, daß meiſtens die Großen durch das
Verdienſt, die Arbeit, den Schweiß der Klei-
nen, die Gunſt des Fuͤrſten gewinnen, und
die Belohnung davon tragen. Leviathan
giebt ſich geradezu fuͤr den Erfinder dieſes
allegoriſchen Ballets aus, laͤßt ſich dafuͤr

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[48/0059] „zureißen, ſie mit ihrer Beſchraͤnktheit und „Schwaͤche bekannt zu machen, und ihnen „peinigende Zweifel uͤber ihre Beſtimmung „einzuimpfen. Er habe ſie dadurch gelehrt, „uͤber den Ewigen und die Tugend zu ver- „nuͤnfteln, damit ſie vergeſſen moͤchten, die- „ſen anzubeten, und jene auszuuͤben. Wir,“ ſetzte er dann hinzu, „haben mit offnen und „kuͤhnen Waffen den Himmel bekriegt, ihnen „hab ich wenigſtens die Mittel an die Hand „gegeben, unaufhoͤrlich mit dem Ewigen zu „ſcharmuziren.“ Elende Prahlerey! wer- den ſich die Menſchen das nehmen laſſen, worauf ſie nie ſtolzer ſind, als wenn ſie es mißbrauchen? Man bewundre doch hier einen Augen- blick mit mir, wie ſich darinnen alle Hoͤfe gleichen, daß meiſtens die Großen durch das Verdienſt, die Arbeit, den Schweiß der Klei- nen, die Gunſt des Fuͤrſten gewinnen, und die Belohnung davon tragen. Leviathan giebt ſich geradezu fuͤr den Erfinder dieſes allegoriſchen Ballets aus, laͤßt ſich dafuͤr lieb-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/59>, abgerufen am 24.11.2024.