Absichten zwingen können, die ihr gut und edel nennt, die Folgen davon sollen deine Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge- winn seyn.
Faust. Das wäre mehr, wenn es kein Teufel sagte.
Teufel. Wer kann sich rühmen, den Teu- fel zu guten Werken gezwungen zu haben. Laß diesen Gedanken nur immer dein Herz aufschwellen. -- Faust, tritt aus deinem Kreiße!
Faust. Noch ist es nicht Zeit.
Teufel. Fürchtest du mich? Ich sage dir, du sollst das Stundenglas deiner Zeit nach Gefallen zerschlagen! Faust, ich fülle den Becher des Genußes für dich, voll und rau- schend -- so ward er noch keinem Sterbli- chen gefüllt. Deine Nerven sollen ablau- fen, bevor du den Rand beleckt hast. Zäh- le den Sand am Meere, dann magst du die Zahl der Freuden zählen, die ich hier auf den Boden vor dich schütte.
Hierauf stellt er ein[ - 2 Zeichen fehlen] Kasten voll Gold vor den Kreiß. Als- dann geht die Gestalt der Bürger- meisterin und ein Zug blühender Schönen vorüber.
Faust.
Abſichten zwingen koͤnnen, die ihr gut und edel nennt, die Folgen davon ſollen deine Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge- winn ſeyn.
Fauſt. Das waͤre mehr, wenn es kein Teufel ſagte.
Teufel. Wer kann ſich ruͤhmen, den Teu- fel zu guten Werken gezwungen zu haben. Laß dieſen Gedanken nur immer dein Herz aufſchwellen. — Fauſt, tritt aus deinem Kreiße!
Fauſt. Noch iſt es nicht Zeit.
Teufel. Fuͤrchteſt du mich? Ich ſage dir, du ſollſt das Stundenglas deiner Zeit nach Gefallen zerſchlagen! Fauſt, ich fuͤlle den Becher des Genußes fuͤr dich, voll und rau- ſchend — ſo ward er noch keinem Sterbli- chen gefuͤllt. Deine Nerven ſollen ablau- fen, bevor du den Rand beleckt haſt. Zaͤh- le den Sand am Meere, dann magſt du die Zahl der Freuden zaͤhlen, die ich hier auf den Boden vor dich ſchuͤtte.
Hierauf ſtellt er ein[ – 2 Zeichen fehlen] Kaſten voll Gold vor den Kreiß. Als- dann geht die Geſtalt der Buͤrger- meiſterin und ein Zug bluͤhender Schoͤnen voruͤber.
Fauſt.
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Abſichten zwingen koͤnnen, die ihr gut und
edel nennt, die Folgen davon ſollen deine
Erndte, und der Lohn deines Herzens Ge-
winn ſeyn.
Fauſt. Das waͤre mehr, wenn es kein
Teufel ſagte.
Teufel. Wer kann ſich ruͤhmen, den Teu-
fel zu guten Werken gezwungen zu haben.
Laß dieſen Gedanken nur immer dein Herz
aufſchwellen. — Fauſt, tritt aus deinem
Kreiße!
Fauſt. Noch iſt es nicht Zeit.
Teufel. Fuͤrchteſt du mich? Ich ſage dir,
du ſollſt das Stundenglas deiner Zeit nach
Gefallen zerſchlagen! Fauſt, ich fuͤlle den
Becher des Genußes fuͤr dich, voll und rau-
ſchend — ſo ward er noch keinem Sterbli-
chen gefuͤllt. Deine Nerven ſollen ablau-
fen, bevor du den Rand beleckt haſt. Zaͤh-
le den Sand am Meere, dann magſt du die
Zahl der Freuden zaͤhlen, die ich hier auf
den Boden vor dich ſchuͤtte.
Hierauf ſtellt er ein__ Kaſten
voll Gold vor den Kreiß. Als-
dann geht die Geſtalt der Buͤrger-
meiſterin und ein Zug bluͤhender
Schoͤnen voruͤber.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/87>, abgerufen am 21.11.2024.
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