Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Grimaldi. Daß er Deiner nicht mit einem
Worte dachte, ob Du schon in der Antichamber
standest, und alles hören konntest.
Guelfo. Jtzt fällt mirs nach und nach wie-
der ein. Ha! das hetzte mich grimmig.
Grimaldi. Das zweite war, daß der Her-
zog Deinen Bruder allenthalben zu haben suchte,
und, noch mehr, ihm die reiche und schöne Grä-
finn Kamilla verschafte, die er nie kriegt hätte.
Guelfo! Guelfo! faß dich! Kamilla, die der
rauhe Guelfo liebte, die der süsse, empfindsame,
kluge Ferdinando wegschnappte. Ein herrliches
Geschöpf, die Kamilla! Sie soll leben!
Guelfo. O Grimaldi! Grimaldi! Du thust
meinem Bruder trefliche Dienste.
(Drückt ihm die
Hand und umfaßt ihn.)
Erzähle weiter!
Grimaldi. Nur schone mich mit Deinen
Liebkosungen; ich bin zu schwach, in Guelfos star-
kem Arm zu liegen. Zu Venedig küßte Della
Forza Gioconda; Du verbotst es ihm, er thats
doch --
Guelfo. Begegnete mir höhnisch, und ich
knallt' ihn wieder. Die Geschichte that mir da-
mals sehr gut. Sie wickelte mir die Galle los,
die mich nach und nach erwürgt hätte. Trink,
Gri-
Grimaldi. Daß er Deiner nicht mit einem
Worte dachte, ob Du ſchon in der Antichamber
ſtandeſt, und alles hoͤren konnteſt.
Guelfo. Jtzt faͤllt mirs nach und nach wie-
der ein. Ha! das hetzte mich grimmig.
Grimaldi. Das zweite war, daß der Her-
zog Deinen Bruder allenthalben zu haben ſuchte,
und, noch mehr, ihm die reiche und ſchoͤne Graͤ-
finn Kamilla verſchafte, die er nie kriegt haͤtte.
Guelfo! Guelfo! faß dich! Kamilla, die der
rauhe Guelfo liebte, die der ſuͤſſe, empfindſame,
kluge Ferdinando wegſchnappte. Ein herrliches
Geſchoͤpf, die Kamilla! Sie ſoll leben!
Guelfo. O Grimaldi! Grimaldi! Du thuſt
meinem Bruder trefliche Dienſte.
(Druͤckt ihm die
Hand und umfaßt ihn.)
Erzaͤhle weiter!
Grimaldi. Nur ſchone mich mit Deinen
Liebkoſungen; ich bin zu ſchwach, in Guelfos ſtar-
kem Arm zu liegen. Zu Venedig kuͤßte Della
Forza Gioconda; Du verbotſt es ihm, er thats
doch —
Guelfo. Begegnete mir hoͤhniſch, und ich
knallt’ ihn wieder. Die Geſchichte that mir da-
mals ſehr gut. Sie wickelte mir die Galle los,
die mich nach und nach erwuͤrgt haͤtte. Trink,
Gri-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0014" n="8"/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker>
              <p>Daß er Deiner nicht mit einem<lb/>
Worte dachte, ob Du &#x017F;chon in der Antichamber<lb/>
&#x017F;tande&#x017F;t, und alles ho&#x0364;ren konnte&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker>
              <p>Jtzt fa&#x0364;llt mirs nach und nach wie-<lb/>
der ein. Ha! das hetzte mich grimmig.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker>
              <p>Das zweite war, daß der Her-<lb/>
zog Deinen Bruder allenthalben zu haben &#x017F;uchte,<lb/>
und, noch mehr, ihm die reiche und &#x017F;cho&#x0364;ne Gra&#x0364;-<lb/>
finn Kamilla ver&#x017F;chafte, die er nie kriegt ha&#x0364;tte.<lb/>
Guelfo! Guelfo! faß dich! Kamilla, die der<lb/>
rauhe Guelfo liebte, die der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, empfind&#x017F;ame,<lb/>
kluge Ferdinando weg&#x017F;chnappte. Ein herrliches<lb/>
Ge&#x017F;cho&#x0364;pf, die Kamilla! Sie &#x017F;oll leben!</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker>
              <p>O Grimaldi! Grimaldi! Du thu&#x017F;t<lb/>
meinem Bruder trefliche Dien&#x017F;te.</p>
              <stage>(Dru&#x0364;ckt ihm die<lb/>
Hand und umfaßt ihn.)</stage>
              <p>Erza&#x0364;hle weiter!</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker>
              <p>Nur &#x017F;chone mich mit Deinen<lb/>
Liebko&#x017F;ungen; ich bin zu &#x017F;chwach, in Guelfos &#x017F;tar-<lb/>
kem Arm zu liegen. Zu Venedig ku&#x0364;ßte Della<lb/>
Forza Gioconda; Du verbot&#x017F;t es ihm, er thats<lb/>
doch &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker>
              <p>Begegnete mir ho&#x0364;hni&#x017F;ch, und ich<lb/>
knallt&#x2019; ihn wieder. Die Ge&#x017F;chichte that mir da-<lb/>
mals &#x017F;ehr gut. Sie wickelte mir die Galle los,<lb/>
die mich nach und nach erwu&#x0364;rgt ha&#x0364;tte. Trink,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gri-</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] Grimaldi. Daß er Deiner nicht mit einem Worte dachte, ob Du ſchon in der Antichamber ſtandeſt, und alles hoͤren konnteſt. Guelfo. Jtzt faͤllt mirs nach und nach wie- der ein. Ha! das hetzte mich grimmig. Grimaldi. Das zweite war, daß der Her- zog Deinen Bruder allenthalben zu haben ſuchte, und, noch mehr, ihm die reiche und ſchoͤne Graͤ- finn Kamilla verſchafte, die er nie kriegt haͤtte. Guelfo! Guelfo! faß dich! Kamilla, die der rauhe Guelfo liebte, die der ſuͤſſe, empfindſame, kluge Ferdinando wegſchnappte. Ein herrliches Geſchoͤpf, die Kamilla! Sie ſoll leben! Guelfo. O Grimaldi! Grimaldi! Du thuſt meinem Bruder trefliche Dienſte. (Druͤckt ihm die Hand und umfaßt ihn.) Erzaͤhle weiter! Grimaldi. Nur ſchone mich mit Deinen Liebkoſungen; ich bin zu ſchwach, in Guelfos ſtar- kem Arm zu liegen. Zu Venedig kuͤßte Della Forza Gioconda; Du verbotſt es ihm, er thats doch — Guelfo. Begegnete mir hoͤhniſch, und ich knallt’ ihn wieder. Die Geſchichte that mir da- mals ſehr gut. Sie wickelte mir die Galle los, die mich nach und nach erwuͤrgt haͤtte. Trink, Gri-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/14
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/14>, abgerufen am 03.12.2024.