Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.
ihm alles doppelt gegeben, mir einfach. Fein ging man mit Heuchler Jacob um, und stieß den rauhen Esau weg. Wie denn? warum denn? Grimaldi. Was drängt sich auf in Dir? Guelfo. Tausend Bilder des Vergangnen. Wie er alles hatte! Kriegten wir Spielzeug, Zuk- kerbrod, das Beste hatt' er. Und so mit allen Dingen, wie wir heran wuchsen. Um ein junges neapolitanisches Hengstchen flehte ich einstens, lag zu des alten Guelfos Füssen und netzte sie. Nichts! Ferdinando hatt' es, ob er sich schon nicht im Sat- tel halten konnte, und blutig zurückkam. Da wollt' er mirs geben; aber nieder stieß ich den flüchtigen Springer im Grimm. Da kreuzigten sie sich. Und nun dann, Grimaldi! alle Güter, alle Besitzthümer ihm! mir 500 Ducaten Apanage -- das all, weil man nicht wußte, nicht wissen wollte -- Grimaldi. Du bist des alten Guelfos Sohn nicht. Du bist ausser dem Bette gezeugt. Hat er einen Zug, ein Fäserchen am Leibe, wie Du? Guelfo! Guelfo. Nun denn, heraus will ichs ha- ben! Hörst Du's brüllen? Heraus will ichs ha- ben! Jch will meine Mutter in die Enge treiben, und bekennen soll sie! Ha! wie sie mich aussties- sen,
ihm alles doppelt gegeben, mir einfach. Fein ging man mit Heuchler Jacob um, und ſtieß den rauhen Eſau weg. Wie denn? warum denn? Grimaldi. Was draͤngt ſich auf in Dir? Guelfo. Tauſend Bilder des Vergangnen. Wie er alles hatte! Kriegten wir Spielzeug, Zuk- kerbrod, das Beſte hatt’ er. Und ſo mit allen Dingen, wie wir heran wuchſen. Um ein junges neapolitaniſches Hengſtchen flehte ich einſtens, lag zu des alten Guelfos Fuͤſſen und netzte ſie. Nichts! Ferdinando hatt’ es, ob er ſich ſchon nicht im Sat- tel halten konnte, und blutig zuruͤckkam. Da wollt’ er mirs geben; aber nieder ſtieß ich den fluͤchtigen Springer im Grimm. Da kreuzigten ſie ſich. Und nun dann, Grimaldi! alle Guͤter, alle Beſitzthuͤmer ihm! mir 500 Ducaten Apanage — das all, weil man nicht wußte, nicht wiſſen wollte — Grimaldi. Du biſt des alten Guelfos Sohn nicht. Du biſt auſſer dem Bette gezeugt. Hat er einen Zug, ein Faͤſerchen am Leibe, wie Du? Guelfo! Guelfo. Nun denn, heraus will ichs ha- ben! Hoͤrſt Du’s bruͤllen? Heraus will ichs ha- ben! Jch will meine Mutter in die Enge treiben, und bekennen ſoll ſie! Ha! wie ſie mich ausſtieſ- ſen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0024" n="18"/> ihm alles doppelt gegeben, mir einfach. Fein<lb/> ging man mit Heuchler Jacob um, und ſtieß den<lb/> rauhen Eſau weg. Wie denn? warum denn?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Was draͤngt ſich auf in Dir?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Tauſend Bilder des Vergangnen.<lb/> Wie er alles hatte! Kriegten wir Spielzeug, Zuk-<lb/> kerbrod, das Beſte hatt’ er. Und ſo mit allen<lb/> Dingen, wie wir heran wuchſen. Um ein junges<lb/> neapolitaniſches Hengſtchen flehte ich einſtens, lag<lb/> zu des alten Guelfos Fuͤſſen und netzte ſie. Nichts!<lb/> Ferdinando hatt’ es, ob er ſich ſchon nicht im Sat-<lb/> tel halten konnte, und blutig zuruͤckkam. Da<lb/> wollt’ er mirs geben; aber nieder ſtieß ich den<lb/> fluͤchtigen Springer im Grimm. Da kreuzigten<lb/> ſie ſich. Und nun dann, Grimaldi! alle Guͤter,<lb/> alle Beſitzthuͤmer ihm! mir 500 Ducaten Apanage<lb/> — das all, weil man nicht wußte, nicht wiſſen<lb/> wollte —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Du biſt des alten Guelfos Sohn<lb/> nicht. Du biſt auſſer dem Bette gezeugt. Hat<lb/> er einen Zug, ein Faͤſerchen am Leibe, wie Du?<lb/> Guelfo!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Nun denn, heraus will ichs ha-<lb/> ben! Hoͤrſt Du’s bruͤllen? Heraus will ichs ha-<lb/> ben! Jch will meine Mutter in die Enge treiben,<lb/> und bekennen ſoll ſie! Ha! wie ſie mich ausſtieſ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſen,</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0024]
ihm alles doppelt gegeben, mir einfach. Fein
ging man mit Heuchler Jacob um, und ſtieß den
rauhen Eſau weg. Wie denn? warum denn?
Grimaldi. Was draͤngt ſich auf in Dir?
Guelfo. Tauſend Bilder des Vergangnen.
Wie er alles hatte! Kriegten wir Spielzeug, Zuk-
kerbrod, das Beſte hatt’ er. Und ſo mit allen
Dingen, wie wir heran wuchſen. Um ein junges
neapolitaniſches Hengſtchen flehte ich einſtens, lag
zu des alten Guelfos Fuͤſſen und netzte ſie. Nichts!
Ferdinando hatt’ es, ob er ſich ſchon nicht im Sat-
tel halten konnte, und blutig zuruͤckkam. Da
wollt’ er mirs geben; aber nieder ſtieß ich den
fluͤchtigen Springer im Grimm. Da kreuzigten
ſie ſich. Und nun dann, Grimaldi! alle Guͤter,
alle Beſitzthuͤmer ihm! mir 500 Ducaten Apanage
— das all, weil man nicht wußte, nicht wiſſen
wollte —
Grimaldi. Du biſt des alten Guelfos Sohn
nicht. Du biſt auſſer dem Bette gezeugt. Hat
er einen Zug, ein Faͤſerchen am Leibe, wie Du?
Guelfo!
Guelfo. Nun denn, heraus will ichs ha-
ben! Hoͤrſt Du’s bruͤllen? Heraus will ichs ha-
ben! Jch will meine Mutter in die Enge treiben,
und bekennen ſoll ſie! Ha! wie ſie mich ausſtieſ-
ſen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |