Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.
was das für ein Gespräch ist, das wir zusammen führen. Jch sah Sie noch nicht einmal lächeln, und Sie stehlen einem doch das Herz weg, wenn Sie lächeln. Jch bin sehr lustig, lache mehr, als ich weine. Mich wundert nur, daß niemand mit mir lachen will. Ha, ha, ha! Daß Sie nun da sind! Ha, ha, ha! Daß ich Sie habe, diese Hand habe, diese liebe Kamilla habe, und alles mich neidet! Ha, ha, ha! Lachen Sie doch! Kamilla. Sie sind fürchterlich mit Jhrem Lachen. Guelfo. Daß weiß ich längst. Sie wollen nicht einmal mit mir lachen? Nicht ein Lächeln? Thun Sies doch! Zwingen Sie sich ein wenig! Um eines Kranken willen! Das Lachen soll ja so sympathetisch sein, daß gleich alle lachen, wenn einer lacht. Noch nicht, meine Kamilla? Kamilla. Ja, Sie sind wirklich krank. Lassen Sie mich! Guelfo. Sie stoßen den Kranken weg! Und wenn ich denn krank bin, einen Trost, meine Ka- milla! Jch sah Sie wohl weinen und besorgt sein, um eine Jhrer Kammerfräulein, die plötz- lich krank ward; ja Sie warteten und pflegten Sie. Jch will nur ein gutes Wörtchen. -- Mir ziehen Sie unbarmherzig Jhre seidne Hand zu- rück;
was das fuͤr ein Geſpraͤch iſt, das wir zuſammen fuͤhren. Jch ſah Sie noch nicht einmal laͤcheln, und Sie ſtehlen einem doch das Herz weg, wenn Sie laͤcheln. Jch bin ſehr luſtig, lache mehr, als ich weine. Mich wundert nur, daß niemand mit mir lachen will. Ha, ha, ha! Daß Sie nun da ſind! Ha, ha, ha! Daß ich Sie habe, dieſe Hand habe, dieſe liebe Kamilla habe, und alles mich neidet! Ha, ha, ha! Lachen Sie doch! Kamilla. Sie ſind fuͤrchterlich mit Jhrem Lachen. Guelfo. Daß weiß ich laͤngſt. Sie wollen nicht einmal mit mir lachen? Nicht ein Laͤcheln? Thun Sies doch! Zwingen Sie ſich ein wenig! Um eines Kranken willen! Das Lachen ſoll ja ſo ſympathetiſch ſein, daß gleich alle lachen, wenn einer lacht. Noch nicht, meine Kamilla? Kamilla. Ja, Sie ſind wirklich krank. Laſſen Sie mich! Guelfo. Sie ſtoßen den Kranken weg! Und wenn ich denn krank bin, einen Troſt, meine Ka- milla! Jch ſah Sie wohl weinen und beſorgt ſein, um eine Jhrer Kammerfraͤulein, die ploͤtz- lich krank ward; ja Sie warteten und pflegten Sie. Jch will nur ein gutes Woͤrtchen. — Mir ziehen Sie unbarmherzig Jhre ſeidne Hand zu- ruͤck;
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was das fuͤr ein Geſpraͤch iſt, das wir zuſammen
fuͤhren. Jch ſah Sie noch nicht einmal laͤcheln,
und Sie ſtehlen einem doch das Herz weg, wenn
Sie laͤcheln. Jch bin ſehr luſtig, lache mehr,
als ich weine. Mich wundert nur, daß niemand
mit mir lachen will. Ha, ha, ha! Daß Sie
nun da ſind! Ha, ha, ha! Daß ich Sie habe,
dieſe Hand habe, dieſe liebe Kamilla habe, und
alles mich neidet! Ha, ha, ha! Lachen Sie doch!
Kamilla. Sie ſind fuͤrchterlich mit Jhrem
Lachen.
Guelfo. Daß weiß ich laͤngſt. Sie wollen
nicht einmal mit mir lachen? Nicht ein Laͤcheln?
Thun Sies doch! Zwingen Sie ſich ein wenig!
Um eines Kranken willen! Das Lachen ſoll ja ſo
ſympathetiſch ſein, daß gleich alle lachen, wenn
einer lacht. Noch nicht, meine Kamilla?
Kamilla. Ja, Sie ſind wirklich krank.
Laſſen Sie mich!
Guelfo. Sie ſtoßen den Kranken weg! Und
wenn ich denn krank bin, einen Troſt, meine Ka-
milla! Jch ſah Sie wohl weinen und beſorgt
ſein, um eine Jhrer Kammerfraͤulein, die ploͤtz-
lich krank ward; ja Sie warteten und pflegten
Sie. Jch will nur ein gutes Woͤrtchen. — Mir
ziehen Sie unbarmherzig Jhre ſeidne Hand zu-
ruͤck;
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