Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796. (küßt sie) Und wenn ich Dich wieder seh' -- Mut- ter! wenn ich Dich wieder seh' -- Gott geb' Dir die Stärke, die Du brauchst! Amalia. Er gebe Dir alles, und mir we- nig, mein Sohn! Mein Leben ist nichts; er gebe Dir alles! Du brichst mirs Herz. Guelfo. Noch nicht! -- Lebe wohl, Mut- ter! Mutter lebe wohl! Amalia. O Guelfo -- nicht so! Morgen früh komme ich zu Dir geschlichen. Noch wenige Stunden, und die Nacht ist vorüber. -- Jch seh Dich. -- (geht.) Guelfo. Jch bin ruhig, laß mich so! -- Gute Nacht, Mutter! Gute Nacht, herrliche Mutter! Amalia. (wendet sich an der Thür um) Gute Nacht! Gute Nacht, liebster Guelfo! (ab) Dritter Auftritt. Guelfo. (allein) -- -- Mutter! Mutter! Mutter! -- Mir ists, ich müßte sie zurückrufen. Eine wunderbare noch nie gefühlte Empfindung durchdringt mich. Ha! noch einmal hat ihre Liebe mein Herz weich gemacht. Mutter! -- wenn er nicht? wenn er nicht?
(kuͤßt ſie) Und wenn ich Dich wieder ſeh’ — Mut- ter! wenn ich Dich wieder ſeh’ — Gott geb’ Dir die Staͤrke, die Du brauchſt! Amalia. Er gebe Dir alles, und mir we- nig, mein Sohn! Mein Leben iſt nichts; er gebe Dir alles! Du brichſt mirs Herz. Guelfo. Noch nicht! — Lebe wohl, Mut- ter! Mutter lebe wohl! Amalia. O Guelfo — nicht ſo! Morgen fruͤh komme ich zu Dir geſchlichen. Noch wenige Stunden, und die Nacht iſt voruͤber. — Jch ſeh Dich. — (geht.) Guelfo. Jch bin ruhig, laß mich ſo! — Gute Nacht, Mutter! Gute Nacht, herrliche Mutter! Amalia. (wendet ſich an der Thuͤr um) Gute Nacht! Gute Nacht, liebſter Guelfo! (ab) Dritter Auftritt. Guelfo. (allein) — — Mutter! Mutter! Mutter! — Mir iſts, ich muͤßte ſie zuruͤckrufen. Eine wunderbare noch nie gefuͤhlte Empfindung durchdringt mich. Ha! noch einmal hat ihre Liebe mein Herz weich gemacht. Mutter! — wenn er nicht? wenn er nicht?
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <pb facs="#f0091" n="85"/> <stage>(kuͤßt ſie)</stage> <p>Und wenn ich Dich wieder ſeh’ — Mut-<lb/> ter! wenn ich Dich wieder ſeh’ — Gott geb’ Dir<lb/> die Staͤrke, die Du brauchſt!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker> <p>Er gebe Dir alles, und mir we-<lb/> nig, mein Sohn! Mein Leben iſt nichts; er gebe<lb/> Dir alles! Du brichſt mirs Herz.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Noch nicht! — Lebe wohl, Mut-<lb/> ter! Mutter lebe wohl!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker> <p>O Guelfo — nicht ſo! Morgen<lb/> fruͤh komme ich zu Dir geſchlichen. Noch wenige<lb/> Stunden, und die Nacht iſt voruͤber. — Jch ſeh<lb/> Dich. —</p> <stage>(geht.)</stage> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Jch bin ruhig, laß mich ſo! —<lb/> Gute Nacht, Mutter! Gute Nacht, herrliche<lb/> Mutter!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker> <stage>(wendet ſich an der Thuͤr um)</stage> <p>Gute<lb/> Nacht! Gute Nacht, liebſter Guelfo!</p> <stage>(ab)</stage> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Dritter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <stage>(allein)</stage><lb/> <p>— — Mutter! Mutter! Mutter! — Mir<lb/> iſts, ich muͤßte ſie zuruͤckrufen. Eine wunderbare<lb/> noch nie gefuͤhlte Empfindung durchdringt mich.<lb/> Ha! noch einmal hat ihre Liebe mein Herz weich<lb/> gemacht. Mutter! — wenn er nicht? wenn er<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht?</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0091]
(kuͤßt ſie) Und wenn ich Dich wieder ſeh’ — Mut-
ter! wenn ich Dich wieder ſeh’ — Gott geb’ Dir
die Staͤrke, die Du brauchſt!
Amalia. Er gebe Dir alles, und mir we-
nig, mein Sohn! Mein Leben iſt nichts; er gebe
Dir alles! Du brichſt mirs Herz.
Guelfo. Noch nicht! — Lebe wohl, Mut-
ter! Mutter lebe wohl!
Amalia. O Guelfo — nicht ſo! Morgen
fruͤh komme ich zu Dir geſchlichen. Noch wenige
Stunden, und die Nacht iſt voruͤber. — Jch ſeh
Dich. — (geht.)
Guelfo. Jch bin ruhig, laß mich ſo! —
Gute Nacht, Mutter! Gute Nacht, herrliche
Mutter!
Amalia. (wendet ſich an der Thuͤr um) Gute
Nacht! Gute Nacht, liebſter Guelfo! (ab)
Dritter Auftritt.
Guelfo. (allein)
— — Mutter! Mutter! Mutter! — Mir
iſts, ich muͤßte ſie zuruͤckrufen. Eine wunderbare
noch nie gefuͤhlte Empfindung durchdringt mich.
Ha! noch einmal hat ihre Liebe mein Herz weich
gemacht. Mutter! — wenn er nicht? wenn er
nicht?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |