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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
diese verhaste Zeitung zu überbringen/ einem an-
dern gönnen. Hierdurch aber/ hörten wir die
Princeßin reden/ werde ich um so viel mehr belei-
diget/ nachdem ich durch Selbten in kummerhaf-
ten Zweiffel/ und durch dessen nunmehro unzeiti-
ges Stillschweigen in sorgsame Ungewißheit ver-
setzet werde. So soll dero Befehl/ antwortete
Chaumigrem/ gehorsamst vollzogen werden/ wenn
ich durch denselben gezwungen berichte/ wie vor
zweyen Tagen ein Courier aus Siam die betrüb-
te Zeitung von tödtlichem Hintritt des tapffern
Printzens Nherandi/ gebracht/ und hierdurch/
so wohl dero Königl. Herr Vater/ als auch der
gantze Hof/ in sonderbahres Leidwesen gestürtzet
worden. Und dieses/ fragte die Princeßin mit
flüchtigen Augen und erblaßten Lippen/ solte mir
mein Herr Vater verschwiegen haben? Sol-
ches wird J. M. hörten wir Chaumigrem erwie-
dern/ klüglich verbergen/ und zu gelegener Zeit
erst hinterbringen wollen/ damit dero Gemüth
durch allzu geschwinde Nachricht nicht zu hefftig
betrübt werde. Jch beklage mein Unglück/ daß
ich solche Vorsichtigkeit unterbrechen/ und der er-
ste Trauer-Bothe seyn müssen/ welches dero
strenger Befehl verursachet hat. Jnmittelst weil
ich weiß/ daß durch diesen Verlust ein ziemlich An-
theil ihres Hertzens verlohren gangen/ als bin ich
kommen/ mein ungefärbtes Beyleid zu bezeugen/
und Seelen-innigst zu wünschen/ daß die Götter
durch diesen erblaßten Stern durch eine Sonne
ersetzen wollen.

Hier

Der Aſiatiſchen Baniſe.
dieſe verhaſte Zeitung zu uͤberbringen/ einem an-
dern goͤnnen. Hierdurch aber/ hoͤrten wir die
Princeßin reden/ werde ich um ſo viel mehr belei-
diget/ nachdem ich durch Selbten in kummerhaf-
ten Zweiffel/ und durch deſſen nunmehro unzeiti-
ges Stillſchweigen in ſorgſame Ungewißheit ver-
ſetzet werde. So ſoll dero Befehl/ antwortete
Chaumigrem/ gehorſamſt vollzogen werden/ weñ
ich durch denſelben gezwungen berichte/ wie vor
zweyen Tagen ein Courier aus Siam die betruͤb-
te Zeitung von toͤdtlichem Hintritt des tapffern
Printzens Nherandi/ gebracht/ und hierdurch/
ſo wohl dero Koͤnigl. Herr Vater/ als auch der
gantze Hof/ in ſonderbahres Leidweſen geſtuͤrtzet
worden. Und dieſes/ fragte die Princeßin mit
fluͤchtigen Augen und erblaßten Lippen/ ſolte mir
mein Herr Vater verſchwiegen haben? Sol-
ches wird J. M. hoͤrten wir Chaumigrem erwie-
dern/ kluͤglich verbergen/ und zu gelegener Zeit
erſt hinterbringen wollen/ damit dero Gemuͤth
durch allzu geſchwinde Nachricht nicht zu hefftig
betruͤbt werde. Jch beklage mein Ungluͤck/ daß
ich ſolche Vorſichtigkeit unterbrechen/ und der er-
ſte Trauer-Bothe ſeyn muͤſſen/ welches dero
ſtrenger Befehl verurſachet hat. Jnmittelſt weil
ich weiß/ daß durch dieſen Verluſt ein ziemlich An-
theil ihres Hertzens verlohren gangen/ als bin ich
kommen/ mein ungefaͤrbtes Beyleid zu bezeugen/
und Seelen-innigſt zu wuͤnſchen/ daß die Goͤtter
durch dieſen erblaßten Stern durch eine Sonne
erſetzen wollen.

Hier
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[108/0128] Der Aſiatiſchen Baniſe. dieſe verhaſte Zeitung zu uͤberbringen/ einem an- dern goͤnnen. Hierdurch aber/ hoͤrten wir die Princeßin reden/ werde ich um ſo viel mehr belei- diget/ nachdem ich durch Selbten in kummerhaf- ten Zweiffel/ und durch deſſen nunmehro unzeiti- ges Stillſchweigen in ſorgſame Ungewißheit ver- ſetzet werde. So ſoll dero Befehl/ antwortete Chaumigrem/ gehorſamſt vollzogen werden/ weñ ich durch denſelben gezwungen berichte/ wie vor zweyen Tagen ein Courier aus Siam die betruͤb- te Zeitung von toͤdtlichem Hintritt des tapffern Printzens Nherandi/ gebracht/ und hierdurch/ ſo wohl dero Koͤnigl. Herr Vater/ als auch der gantze Hof/ in ſonderbahres Leidweſen geſtuͤrtzet worden. Und dieſes/ fragte die Princeßin mit fluͤchtigen Augen und erblaßten Lippen/ ſolte mir mein Herr Vater verſchwiegen haben? Sol- ches wird J. M. hoͤrten wir Chaumigrem erwie- dern/ kluͤglich verbergen/ und zu gelegener Zeit erſt hinterbringen wollen/ damit dero Gemuͤth durch allzu geſchwinde Nachricht nicht zu hefftig betruͤbt werde. Jch beklage mein Ungluͤck/ daß ich ſolche Vorſichtigkeit unterbrechen/ und der er- ſte Trauer-Bothe ſeyn muͤſſen/ welches dero ſtrenger Befehl verurſachet hat. Jnmittelſt weil ich weiß/ daß durch dieſen Verluſt ein ziemlich An- theil ihres Hertzens verlohren gangen/ als bin ich kommen/ mein ungefaͤrbtes Beyleid zu bezeugen/ und Seelen-innigſt zu wuͤnſchen/ daß die Goͤtter durch dieſen erblaßten Stern durch eine Sonne erſetzen wollen. Hier

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/128>, abgerufen am 21.11.2024.