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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Jnzwischen habe ich hohe Ursache der wehrten
Frau Mutter/ als welche Ehren-Benahmung
sie billich um mich verdienet/ unterthänigst zu
dancken/ vor die unverdiente Gnade und Wohl-
that/ welche ich unwürdigst unter dero Dache ge-
niesse/ und trage das Vertrauen zu dero Güte/ sie
werde die Erwiederung/ biß zu künfftiger Gele-
genheit/ ausgesetzt verbleiben lassen. Hierdurch
vermeinte nun der bedrängte Printz sie auff ande-
re Reden zu führen/ und die verdrüßlichen Liebes-
Erinnerungen zu hintertreiben; allein durch diese
Liebkosungen/ welche der Printz mit einer sonder-
bahren Anmuth vorzubringen wuste/ wurde die
Alte viel freymüthiger/ und die Jüngere desto ver-
liebter. Dahero die Hassana Anlaß nahm/ fol-
gender Gestalt zu antworten: Werther Freund
und lieber Sohn! ihr thut gantz wohl/ daß ihr
einige Erkäntligkeit gegen eure Wohlthäter ver-
spüren lasset/ und sind wir auch allerseits begierig/
nicht allein euch alle Annehmligkeit zu erweisen/
sondern auch gar in unsere Freundschafft auff und
anzunehmen/ wenn ihr nur nicht euch selbst in Lich-
ten stehen/ noch uns durch Ungehorsam betrüben/
und zu widrigen Gedancken bringen wollet. Da
seyn die Götter vor! versetzte der Priutz/ daß ich
mich sothaner Wohlthat durch vorsetzliche Fehler
unwürdig machen solte: sondern ich würde mich
vielmehr beglückt achten/ wenn mir wegen ietzigen
Unvermögens/ einiger Anlaß zu würcklicher Ver-
geltung/ an die Hand gegeben würde. Diese
Worte setzten unsere verliebte Lorangy in solche

Ver-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Jnzwiſchen habe ich hohe Urſache der wehrten
Frau Mutter/ als welche Ehren-Benahmung
ſie billich um mich verdienet/ unterthaͤnigſt zu
dancken/ vor die unverdiente Gnade und Wohl-
that/ welche ich unwuͤrdigſt unter dero Dache ge-
nieſſe/ und trage das Vertrauen zu dero Guͤte/ ſie
werde die Erwiederung/ biß zu kuͤnfftiger Gele-
genheit/ ausgeſetzt verbleiben laſſen. Hierdurch
vermeinte nun der bedraͤngte Printz ſie auff ande-
re Reden zu fuͤhren/ und die verdruͤßlichen Liebes-
Erinnerungen zu hintertreiben; allein durch dieſe
Liebkoſungen/ welche der Printz mit einer ſonder-
bahren Anmuth vorzubringen wuſte/ wurde die
Alte viel freymuͤthiger/ und die Juͤngere deſto ver-
liebter. Dahero die Haſſana Anlaß nahm/ fol-
gender Geſtalt zu antworten: Werther Freund
und lieber Sohn! ihr thut gantz wohl/ daß ihr
einige Erkaͤntligkeit gegen eure Wohlthaͤter ver-
ſpuͤren laſſet/ und ſind wir auch allerſeits begierig/
nicht allein euch alle Annehmligkeit zu erweiſen/
ſondern auch gar in unſere Freundſchafft auff und
anzunehmen/ wenn ihr nur nicht euch ſelbſt in Lich-
ten ſtehen/ noch uns durch Ungehorſam betruͤben/
und zu widrigen Gedancken bringen wollet. Da
ſeyn die Goͤtter vor! verſetzte der Priutz/ daß ich
mich ſothaner Wohlthat durch vorſetzliche Fehler
unwuͤrdig machen ſolte: ſondern ich wuͤrde mich
vielmehr begluͤckt achten/ wenn mir wegen ietzigen
Unvermoͤgens/ einiger Anlaß zu wuͤrcklicher Ver-
geltung/ an die Hand gegeben wuͤrde. Dieſe
Worte ſetzten unſere verliebte Lorangy in ſolche

Ver-
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[140/0160] Der Aſiatiſchen Baniſe. Jnzwiſchen habe ich hohe Urſache der wehrten Frau Mutter/ als welche Ehren-Benahmung ſie billich um mich verdienet/ unterthaͤnigſt zu dancken/ vor die unverdiente Gnade und Wohl- that/ welche ich unwuͤrdigſt unter dero Dache ge- nieſſe/ und trage das Vertrauen zu dero Guͤte/ ſie werde die Erwiederung/ biß zu kuͤnfftiger Gele- genheit/ ausgeſetzt verbleiben laſſen. Hierdurch vermeinte nun der bedraͤngte Printz ſie auff ande- re Reden zu fuͤhren/ und die verdruͤßlichen Liebes- Erinnerungen zu hintertreiben; allein durch dieſe Liebkoſungen/ welche der Printz mit einer ſonder- bahren Anmuth vorzubringen wuſte/ wurde die Alte viel freymuͤthiger/ und die Juͤngere deſto ver- liebter. Dahero die Haſſana Anlaß nahm/ fol- gender Geſtalt zu antworten: Werther Freund und lieber Sohn! ihr thut gantz wohl/ daß ihr einige Erkaͤntligkeit gegen eure Wohlthaͤter ver- ſpuͤren laſſet/ und ſind wir auch allerſeits begierig/ nicht allein euch alle Annehmligkeit zu erweiſen/ ſondern auch gar in unſere Freundſchafft auff und anzunehmen/ wenn ihr nur nicht euch ſelbſt in Lich- ten ſtehen/ noch uns durch Ungehorſam betruͤben/ und zu widrigen Gedancken bringen wollet. Da ſeyn die Goͤtter vor! verſetzte der Priutz/ daß ich mich ſothaner Wohlthat durch vorſetzliche Fehler unwuͤrdig machen ſolte: ſondern ich wuͤrde mich vielmehr begluͤckt achten/ wenn mir wegen ietzigen Unvermoͤgens/ einiger Anlaß zu wuͤrcklicher Ver- geltung/ an die Hand gegeben wuͤrde. Dieſe Worte ſetzten unſere verliebte Lorangy in ſolche Ver-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/160>, abgerufen am 21.11.2024.