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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
gewiesen wurde. Daselbst klopffte ich sachte an/
erschrack aber über alle massen/ als die Thür/ nur
durch blosses Anrühren/ mit einem starcken Knal-
le auffsprang/ und ich eine düstere Stimme ver-
nahm:

Ein Frommer darff die Schwelle überschreiten:
Wer unrein ist/ entferne sich beyzeiten.

Diese Worte machten mich so bestürtzt/ daß ich
kürtzlich mein gantzes Leben durchlieff/ ob ich mich
einiger Todt-Sünde schuldig wüste. Jedennoch
dachte ich/ wo du nur von lauter Frommen wilst
besucht seyn/ so wirst du selten in menschliche Ge-
sellschafft kommen dürffen. Jch sahe nichts als
lauter Finsterniß in dem Hause/ biß ich endlich
von fernen ein Liecht schimmern sahe; da befahl
ich mich den Göttern/ gienge getrost hinein/ und
führte mich ein langer Gang zu einem Zimmer/
welches offen stund/ und von dreyen angezündten
Lampen erleuchtet wurde. Als ich in dieses hin-
trat/ sahe ich mir einen langen Mann entgegen
kommen/ welcher weder auff dem Kopffe noch im
Angesichte einiges Härlein hatte/ sondern gantz
kahl beschoren war/ und kleidete ihn ein langer/ mit
rother Erde gefärbter Rock/ dessen Ermel auf die
Füsse hiengen: Diesen hielte ich nun nicht unbil-
lich vor den rechten Priester; Derowegen ich mich
einiger Andacht anmassete/ und mich gantz demü-
thig vor ihm niederwarff/ biß er mich anredete:
Du/ der du unsere Gottheit ehrest/ entdecke unge-
scheut dein Anliegen. Worüber ich mir also-

bald

Der Aſiatiſchen Baniſe.
gewieſen wurde. Daſelbſt klopffte ich ſachte an/
erſchrack aber uͤber alle maſſen/ als die Thuͤr/ nur
durch bloſſes Anruͤhren/ mit einem ſtarcken Knal-
le auffſprang/ und ich eine duͤſtere Stimme ver-
nahm:

Ein Frommer darff die Schwelle uͤberſchreiten:
Wer unrein iſt/ entferne ſich beyzeiten.

Dieſe Worte machten mich ſo beſtuͤꝛtzt/ daß ich
kuͤrtzlich mein gantzes Leben durchlieff/ ob ich mich
einiger Todt-Suͤnde ſchuldig wuͤſte. Jedennoch
dachte ich/ wo du nur von lauter Frommen wilſt
beſucht ſeyn/ ſo wirſt du ſelten in menſchliche Ge-
ſellſchafft kommen duͤrffen. Jch ſahe nichts als
lauter Finſterniß in dem Hauſe/ biß ich endlich
von fernen ein Liecht ſchimmern ſahe; da befahl
ich mich den Goͤttern/ gienge getroſt hinein/ und
fuͤhrte mich ein langer Gang zu einem Zimmer/
welches offen ſtund/ und von dreyen angezuͤndten
Lampen erleuchtet wurde. Als ich in dieſes hin-
trat/ ſahe ich mir einen langen Mann entgegen
kommen/ welcher weder auff dem Kopffe noch im
Angeſichte einiges Haͤrlein hatte/ ſondern gantz
kahl beſchoren war/ und kleidete ihn ein langer/ mit
rother Erde gefaͤrbter Rock/ deſſen Ermel auf die
Fuͤſſe hiengen: Dieſen hielte ich nun nicht unbil-
lich vor den rechten Prieſter; Derowegen ich mich
einiger Andacht anmaſſete/ und mich gantz demuͤ-
thig vor ihm niederwarff/ biß er mich anredete:
Du/ der du unſere Gottheit ehreſt/ entdecke unge-
ſcheut dein Anliegen. Woruͤber ich mir alſo-

bald
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[152/0172] Der Aſiatiſchen Baniſe. gewieſen wurde. Daſelbſt klopffte ich ſachte an/ erſchrack aber uͤber alle maſſen/ als die Thuͤr/ nur durch bloſſes Anruͤhren/ mit einem ſtarcken Knal- le auffſprang/ und ich eine duͤſtere Stimme ver- nahm: Ein Frommer darff die Schwelle uͤberſchreiten: Wer unrein iſt/ entferne ſich beyzeiten. Dieſe Worte machten mich ſo beſtuͤꝛtzt/ daß ich kuͤrtzlich mein gantzes Leben durchlieff/ ob ich mich einiger Todt-Suͤnde ſchuldig wuͤſte. Jedennoch dachte ich/ wo du nur von lauter Frommen wilſt beſucht ſeyn/ ſo wirſt du ſelten in menſchliche Ge- ſellſchafft kommen duͤrffen. Jch ſahe nichts als lauter Finſterniß in dem Hauſe/ biß ich endlich von fernen ein Liecht ſchimmern ſahe; da befahl ich mich den Goͤttern/ gienge getroſt hinein/ und fuͤhrte mich ein langer Gang zu einem Zimmer/ welches offen ſtund/ und von dreyen angezuͤndten Lampen erleuchtet wurde. Als ich in dieſes hin- trat/ ſahe ich mir einen langen Mann entgegen kommen/ welcher weder auff dem Kopffe noch im Angeſichte einiges Haͤrlein hatte/ ſondern gantz kahl beſchoren war/ und kleidete ihn ein langer/ mit rother Erde gefaͤrbter Rock/ deſſen Ermel auf die Fuͤſſe hiengen: Dieſen hielte ich nun nicht unbil- lich vor den rechten Prieſter; Derowegen ich mich einiger Andacht anmaſſete/ und mich gantz demuͤ- thig vor ihm niederwarff/ biß er mich anredete: Du/ der du unſere Gottheit ehreſt/ entdecke unge- ſcheut dein Anliegen. Woruͤber ich mir alſo- bald

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/172>, abgerufen am 21.11.2024.