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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
Käyserlichen Willen gleichförmig erzeigen/ also
befehle ich mich in dero Gunst/ und E. M. Gna-
de/ welche Worte sie mit nichts als einigen Thrä-
nen beantwortet/ und auff des Xemindo Befehl
ihn mit ihrem Bildniß beschencket hatte/ Printz
Xemin aber hatte das Zimmer gar verlassen.
Mittages musten wir bey der Taffel bleiben/ wo-
bey sich auch Printz Zarang von Tangu befand/
welcher sich eine geraume Zeit an diesem Hofe
aufgehalten/ dessen Ursache bey folgender Erzeh-
lung soll erwehnet werden. Als ich nun in ober-
wehntem Verhör-Saal eine geraume Zeit auf-
gewartet/ sahe ich endlich meinen Printzen mit
gantz verwirrten Gesichte wieder in den Saal tre-
ten/ welches mich denn nicht wenig verwunderte/
vielmehr aber betrübte. Wir wurden aber bald
hierauf in ein ander Zimmer geführet/ in welchem
die Taffel in etwas von der Erden erhöhet/ gede-
cket war/ und befand sich Xemin und vorerwehn-
ter Zarang Printz von Tangu darinnen. Dieser
letztere stellete sich sehr freundlich gegen meinen
Printzen an/ wünschete ihm Glücke/ so wohl we-
gen der Errettung als auch der reichlichen Beloh-
nung. So angenehm sich aber Zarang zuthat/
so murrisch stellete sich hingegen Xemin/ also/ daß
er auch meinen Printzen nicht einigen Wortes
würdigte/ sondern seine Verachtung mercklich
bezeigete. Worein wir uns gantz nicht zu finden
wusten/ und meinte ich nicht anders/ er zürnete/
daß man seinen Herrn Vater errettet/ und ihm

die

Erſtes Buch.
Kaͤyſerlichen Willen gleichfoͤrmig erzeigen/ alſo
befehle ich mich in dero Gunſt/ und E. M. Gna-
de/ welche Worte ſie mit nichts als einigen Thraͤ-
nen beantwortet/ und auff des Xemindo Befehl
ihn mit ihrem Bildniß beſchencket hatte/ Printz
Xemin aber hatte das Zimmer gar verlaſſen.
Mittages muſten wir bey der Taffel bleiben/ wo-
bey ſich auch Printz Zarang von Tangu befand/
welcher ſich eine geraume Zeit an dieſem Hofe
aufgehalten/ deſſen Urſache bey folgender Erzeh-
lung ſoll erwehnet werden. Als ich nun in ober-
wehntem Verhoͤr-Saal eine geraume Zeit auf-
gewartet/ ſahe ich endlich meinen Printzen mit
gantz verwirrten Geſichte wieder in den Saal tre-
ten/ welches mich denn nicht wenig verwunderte/
vielmehr aber betruͤbte. Wir wurden aber bald
hierauf in ein ander Zimmer gefuͤhret/ in welchem
die Taffel in etwas von der Erden erhoͤhet/ gede-
cket war/ und befand ſich Xemin und vorerwehn-
ter Zarang Printz von Tangu darinnen. Dieſer
letztere ſtellete ſich ſehr freundlich gegen meinen
Printzen an/ wuͤnſchete ihm Gluͤcke/ ſo wohl we-
gen der Errettung als auch der reichlichen Beloh-
nung. So angenehm ſich aber Zarang zuthat/
ſo murriſch ſtellete ſich hingegen Xemin/ alſo/ daß
er auch meinen Printzen nicht einigen Wortes
wuͤrdigte/ ſondern ſeine Verachtung mercklich
bezeigete. Worein wir uns gantz nicht zu finden
wuſten/ und meinte ich nicht anders/ er zuͤrnete/
daß man ſeinen Herrn Vater errettet/ und ihm

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[173/0193] Erſtes Buch. Kaͤyſerlichen Willen gleichfoͤrmig erzeigen/ alſo befehle ich mich in dero Gunſt/ und E. M. Gna- de/ welche Worte ſie mit nichts als einigen Thraͤ- nen beantwortet/ und auff des Xemindo Befehl ihn mit ihrem Bildniß beſchencket hatte/ Printz Xemin aber hatte das Zimmer gar verlaſſen. Mittages muſten wir bey der Taffel bleiben/ wo- bey ſich auch Printz Zarang von Tangu befand/ welcher ſich eine geraume Zeit an dieſem Hofe aufgehalten/ deſſen Urſache bey folgender Erzeh- lung ſoll erwehnet werden. Als ich nun in ober- wehntem Verhoͤr-Saal eine geraume Zeit auf- gewartet/ ſahe ich endlich meinen Printzen mit gantz verwirrten Geſichte wieder in den Saal tre- ten/ welches mich denn nicht wenig verwunderte/ vielmehr aber betruͤbte. Wir wurden aber bald hierauf in ein ander Zimmer gefuͤhret/ in welchem die Taffel in etwas von der Erden erhoͤhet/ gede- cket war/ und befand ſich Xemin und vorerwehn- ter Zarang Printz von Tangu darinnen. Dieſer letztere ſtellete ſich ſehr freundlich gegen meinen Printzen an/ wuͤnſchete ihm Gluͤcke/ ſo wohl we- gen der Errettung als auch der reichlichen Beloh- nung. So angenehm ſich aber Zarang zuthat/ ſo murriſch ſtellete ſich hingegen Xemin/ alſo/ daß er auch meinen Printzen nicht einigen Wortes wuͤrdigte/ ſondern ſeine Verachtung mercklich bezeigete. Worein wir uns gantz nicht zu finden wuſten/ und meinte ich nicht anders/ er zuͤrnete/ daß man ſeinen Herrn Vater errettet/ und ihm die

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/193>, abgerufen am 21.11.2024.