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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
solche Staats-Ursachen vor/ welche auf eine blos-
se Zuneigung gegen den Zarang auslauffen/ daß
auff solche masse die arme Princeßin nicht wenig
geqvälet wird. Und also haben sie das gantze
Rätzel unsers verliebten Hofes aufgelöset/ nach
welchem sich denn mein Printz richten/ und sich
meiner wenigen/ doch getreuen Dienste dabey ver-
sichern kan. Jst das nicht ein verwirrtes Liebes-
Spiel/ hub mein Printz hierauff an/ da so viel
Personen lieben/ zugleich hassen/ und doch keines
vergnüget wird. Ja was verwunderlicher/ so
werde ich auch in dieses Spiel mit eingeflochten:
helffet derowegen ihr gütigen Götter/ daß ich
in diesem Kampffe den besten Krantz davon
trage. Jmmittelst werdet ihr/ mein werthe-
ster Talemon/ bedacht leben/ alles was vorge-
het/ mir genau zu hinterbringen. Jch versiche-
re euch völlige Gnade und reiche Belohnung.
Nach einigen Tagenward uns von dem Käyse r
Erlaubniß zugeschicket/ unsere Vergnügung in
dem Käyserlichen Lust-Garten zu suchen/ welches
denn meinem Printzen sehr angenehm war/ weil
er von dem Talemon berichtet ward/ daß die Prin-
ceßinnen denselben öffters besuchten. Dannen-
hero/ als wir eines Tages verständiget worden/
daß sich Xemindo mit denen Princeßinnen im
Garten befinden würde/ legte mein Printz einen
von grünen Atlaß mit Golde reichlich durchwürck-
ten Rock an/ setzte einen künstlich-gewundenen
Bund/ an welchen einige Federn von dem Sine-

sischen

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ſolche Staats-Urſachen vor/ welche auf eine bloſ-
ſe Zuneigung gegen den Zarang auslauffen/ daß
auff ſolche maſſe die arme Princeßin nicht wenig
geqvaͤlet wird. Und alſo haben ſie das gantze
Raͤtzel unſers verliebten Hofes aufgeloͤſet/ nach
welchem ſich denn mein Printz richten/ und ſich
meiner wenigen/ doch getreuen Dienſte dabey ver-
ſichern kan. Jſt das nicht ein verwirrtes Liebes-
Spiel/ hub mein Printz hierauff an/ da ſo viel
Perſonen lieben/ zugleich haſſen/ und doch keines
vergnuͤget wird. Ja was verwunderlicher/ ſo
werde ich auch in dieſes Spiel mit eingeflochten:
helffet derowegen ihr guͤtigen Goͤtter/ daß ich
in dieſem Kampffe den beſten Krantz davon
trage. Jmmittelſt werdet ihr/ mein werthe-
ſter Talemon/ bedacht leben/ alles was vorge-
het/ mir genau zu hinterbringen. Jch verſiche-
re euch voͤllige Gnade und reiche Belohnung.
Nach einigen Tagenward uns von dem Kaͤyſe r
Erlaubniß zugeſchicket/ unſere Vergnuͤgung in
dem Kaͤyſerlichen Luſt-Garten zu ſuchen/ welches
denn meinem Printzen ſehr angenehm war/ weil
er von dem Talemon beꝛichtet ward/ daß die Pꝛin-
ceßinnen denſelben oͤffters beſuchten. Dannen-
hero/ als wir eines Tages verſtaͤndiget worden/
daß ſich Xemindo mit denen Princeßinnen im
Garten befinden wuͤrde/ legte mein Printz einen
von gꝛuͤnen Atlaß mit Golde reichlich duꝛchwuͤrck-
ten Rock an/ ſetzte einen kuͤnſtlich-gewundenen
Bund/ an welchen einige Federn von dem Sine-

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[186/0206] Der Aſiatiſchen Baniſe. ſolche Staats-Urſachen vor/ welche auf eine bloſ- ſe Zuneigung gegen den Zarang auslauffen/ daß auff ſolche maſſe die arme Princeßin nicht wenig geqvaͤlet wird. Und alſo haben ſie das gantze Raͤtzel unſers verliebten Hofes aufgeloͤſet/ nach welchem ſich denn mein Printz richten/ und ſich meiner wenigen/ doch getreuen Dienſte dabey ver- ſichern kan. Jſt das nicht ein verwirrtes Liebes- Spiel/ hub mein Printz hierauff an/ da ſo viel Perſonen lieben/ zugleich haſſen/ und doch keines vergnuͤget wird. Ja was verwunderlicher/ ſo werde ich auch in dieſes Spiel mit eingeflochten: helffet derowegen ihr guͤtigen Goͤtter/ daß ich in dieſem Kampffe den beſten Krantz davon trage. Jmmittelſt werdet ihr/ mein werthe- ſter Talemon/ bedacht leben/ alles was vorge- het/ mir genau zu hinterbringen. Jch verſiche- re euch voͤllige Gnade und reiche Belohnung. Nach einigen Tagenward uns von dem Kaͤyſe r Erlaubniß zugeſchicket/ unſere Vergnuͤgung in dem Kaͤyſerlichen Luſt-Garten zu ſuchen/ welches denn meinem Printzen ſehr angenehm war/ weil er von dem Talemon beꝛichtet ward/ daß die Pꝛin- ceßinnen denſelben oͤffters beſuchten. Dannen- hero/ als wir eines Tages verſtaͤndiget worden/ daß ſich Xemindo mit denen Princeßinnen im Garten befinden wuͤrde/ legte mein Printz einen von gꝛuͤnen Atlaß mit Golde reichlich duꝛchwuͤrck- ten Rock an/ ſetzte einen kuͤnſtlich-gewundenen Bund/ an welchen einige Federn von dem Sine- ſiſchen

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/206>, abgerufen am 24.11.2024.