Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. und dessen zierliche Pflantzung der Bäume be-trachteten/ indem immer eine Reihe Pomeran- tzen-Liemonien-Dattel- und Oel-Bäume/ nebst andern fremden Gewächsen/ wechsels-weise gese- tzet waren/ so hörten wir zur Seiten eine Person singen/ welche durch ihre beweg-und klägliche Stimme ihr hefftiges Leiden sattsam zu erkennen gab/ da wir bey Annäherung folgende Worte vernahmen: 1. Gute Nacht/ ihr harten Sinnen/Gute Nacht/ du Felsen-Hertz. Soll mein Hoffnungs-Wachs zerinnen? Jst mein Lieben nur dein Schertz? Ey so will ich dir beyzeiten/ Eine gute Nacht andeuten. 2. Diamanten müssen springen/Wenn sie schlechtes Bocks-Blut kühlt: Und ein Tyger läst sich zwingen/ Daß er mit dem Menschen spielt. Hier muß Diamant und Tyger/ Dich erkennen als Besieger. 3. Stahl muß weichen/ Gold muß fliessen/Wenn es nur die Glut beseelt: Und durch öffteres Begiessen/ Wird der Stein gleich ausgehöhlt. Aber du wilst dich erweisen/ Mehr zu seyn als Stein und Eisen. 4. Du
Der Aſiatiſchen Baniſe. und deſſen zierliche Pflantzung der Baͤume be-trachteten/ indem immer eine Reihe Pomeran- tzen-Liemonien-Dattel- und Oel-Baͤume/ nebſt andern fremden Gewaͤchſen/ wechſels-weiſe geſe- tzet waren/ ſo hoͤrten wir zur Seiten eine Perſon ſingen/ welche durch ihre beweg-und klaͤgliche Stimme ihr hefftiges Leiden ſattſam zu erkennen gab/ da wir bey Annaͤherung folgende Worte vernahmen: 1. Gute Nacht/ ihr harten Sinnen/Gute Nacht/ du Felſen-Hertz. Soll mein Hoffnungs-Wachs zerinnen? Jſt mein Lieben nur dein Schertz? Ey ſo will ich dir beyzeiten/ Eine gute Nacht andeuten. 2. Diamanten muͤſſen ſpringen/Wenn ſie ſchlechtes Bocks-Blut kuͤhlt: Und ein Tyger laͤſt ſich zwingen/ Daß er mit dem Menſchen ſpielt. Hier muß Diamant und Tyger/ Dich erkennen als Beſieger. 3. Stahl muß weichen/ Gold muß flieſſen/Wenn es nur die Glut beſeelt: Und durch oͤffteres Begieſſen/ Wird der Stein gleich ausgehoͤhlt. Aber du wilſt dich erweiſen/ Mehr zu ſeyn als Stein und Eiſen. 4. Du
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
und deſſen zierliche Pflantzung der Baͤume be-
trachteten/ indem immer eine Reihe Pomeran-
tzen-Liemonien-Dattel- und Oel-Baͤume/ nebſt
andern fremden Gewaͤchſen/ wechſels-weiſe geſe-
tzet waren/ ſo hoͤrten wir zur Seiten eine Perſon
ſingen/ welche durch ihre beweg-und klaͤgliche
Stimme ihr hefftiges Leiden ſattſam zu erkennen
gab/ da wir bey Annaͤherung folgende Worte
vernahmen:
1.
Gute Nacht/ ihr harten Sinnen/
Gute Nacht/ du Felſen-Hertz.
Soll mein Hoffnungs-Wachs zerinnen?
Jſt mein Lieben nur dein Schertz?
Ey ſo will ich dir beyzeiten/
Eine gute Nacht andeuten.
2.
Diamanten muͤſſen ſpringen/
Wenn ſie ſchlechtes Bocks-Blut kuͤhlt:
Und ein Tyger laͤſt ſich zwingen/
Daß er mit dem Menſchen ſpielt.
Hier muß Diamant und Tyger/
Dich erkennen als Beſieger.
3.
Stahl muß weichen/ Gold muß flieſſen/
Wenn es nur die Glut beſeelt:
Und durch oͤffteres Begieſſen/
Wird der Stein gleich ausgehoͤhlt.
Aber du wilſt dich erweiſen/
Mehr zu ſeyn als Stein und Eiſen.
4. Du
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