Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. 4. Du verachtest meine Thränen/Du verlachest meine Treu: Jch darff niemals fast erwehnen/ Wie mein Geist entzündet sey. Also können selbst die Zeiten/ Nicht den harten Sinn bestreiten. 5. Wider das Verhängniß leben/Jst den Menschen nicht erlaubt: Harte Eichen widerstreben/ Biß der Blitz die Härte raubt. Darum hüte dich/ du Schöne/ Daß die Reue dich nicht kröne. 6. Zwar ich will dich gerne gönnen/Dem/ dem du dich zugedacht: Wirst du dich verbessern können/ Sag' ich willig gute Nacht! Doch wenn es dich wird gereuen/ Wird der Himmel mich erfreuen. Welche letztere Worte von einem tieffen Seuff- muth-
Erſtes Buch. 4. Du verachteſt meine Thraͤnen/Du verlacheſt meine Treu: Jch darff niemals faſt erwehnen/ Wie mein Geiſt entzuͤndet ſey. Alſo koͤnnen ſelbſt die Zeiten/ Nicht den harten Sinn beſtreiten. 5. Wider das Verhaͤngniß leben/Jſt den Menſchen nicht erlaubt: Harte Eichen widerſtreben/ Biß der Blitz die Haͤrte raubt. Darum huͤte dich/ du Schoͤne/ Daß die Reue dich nicht kroͤne. 6. Zwar ich will dich gerne goͤnnen/Dem/ dem du dich zugedacht: Wirſt du dich verbeſſern koͤnnen/ Sag’ ich willig gute Nacht! Doch wenn es dich wird gereuen/ Wird der Himmel mich erfreuen. Welche letztere Worte von einem tieffen Seuff- muth-
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Erſtes Buch.
4.
Du verachteſt meine Thraͤnen/
Du verlacheſt meine Treu:
Jch darff niemals faſt erwehnen/
Wie mein Geiſt entzuͤndet ſey.
Alſo koͤnnen ſelbſt die Zeiten/
Nicht den harten Sinn beſtreiten.
5.
Wider das Verhaͤngniß leben/
Jſt den Menſchen nicht erlaubt:
Harte Eichen widerſtreben/
Biß der Blitz die Haͤrte raubt.
Darum huͤte dich/ du Schoͤne/
Daß die Reue dich nicht kroͤne.
6.
Zwar ich will dich gerne goͤnnen/
Dem/ dem du dich zugedacht:
Wirſt du dich verbeſſern koͤnnen/
Sag’ ich willig gute Nacht!
Doch wenn es dich wird gereuen/
Wird der Himmel mich erfreuen.
Welche letztere Worte von einem tieffen Seuff-
zer begleitet/ und wir in ſorgſames Nachdencken
verſetzet wurden: Wer doch immer ſolche Ab-
ſchieds-Gedancken hegete. Solches aber zu er-
fahren/ und aufzupaſſen/ haͤtte uns moͤgen vor ei-
nigen Vorwitz ausgedeutet/ und als Fremden
veruͤbelt werden/ dahero wir uns ſo fort zuruͤcke/
und nach dem innern Garten begaben/ und weil
kurtz hernach Printz Xemin hinter uns folgete/ ſo
muth-
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