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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
merte. Drauff sagte sie: Hier ist nich lange
wartens/ verberget euch um des Himmels willen/
sonst bin ich des Todes. Wiese mir auch hier-
auff einen mit einem biß auf den Boden bedeck-
ten Schranck/ unter dessen holen Fuß ich mich
verstecken solte. Auff solches bewegliche Zure-
den/ da sie mir gar Todes-Gefahr vor Augen
stellete/ ließ ich mich endlich bewegen/ und verbarg
mich auff allen Vieren unter diesen Teppich.
Jch hatte mich kaum eingelagert/ so kam der gute
Mann zur Thüre hienein/ welcher sie alsobald an-
fuhr/ und sagte: Du altfränckische Kuppel-Hu-
re/ wo hastu den fremden Kerlen hingesteckt/ wel-
chen dir der kleine Mohr zu deiner Leichtfertigkeit
herholen müssen. Sag es bald/ oder du und
dein Bösewicht sollt meinen Elephanten zu einem
Futter dienen. Wie mir da das Hertze klopfte/
lasse ich einen andern davon urtheilen/ welcher sein
Gewissen/ in diesem Fall/ mehr als ich/ beschweret
befindet. Was/ hub sie gantz trotzig an/ siehestu
mich vor eine solche gemeine Person an/ welche
sich von der Strassen andere Leute zu ihrer Be-
dienung würde holen lassen/ als ob ich nicht Auf-
wartung von den Hofleuten zu Hause gnung
hätte. Derowegen so siehe zu/ ob du auch deine
Reden verantworten kanst/ und gedencke/ daß ich
dich so geschwinde wieder von deinem Elephan-
ten-Dienste bringen könne/ als ich dich dazu ge-
bracht habe. Er aber wolte mit dieser Entschul-
digung nicht zu frieden seyn/ sondern sagte: Dei-

nes
O 2

Erſtes Buch.
merte. Drauff ſagte ſie: Hier iſt nich lange
wartens/ verberget euch um des Himmels willen/
ſonſt bin ich des Todes. Wieſe mir auch hier-
auff einen mit einem biß auf den Boden bedeck-
ten Schranck/ unter deſſen holen Fuß ich mich
verſtecken ſolte. Auff ſolches bewegliche Zure-
den/ da ſie mir gar Todes-Gefahr vor Augen
ſtellete/ ließ ich mich endlich bewegen/ und verbarg
mich auff allen Vieren unter dieſen Teppich.
Jch hatte mich kaum eingelagert/ ſo kam der gute
Mann zur Thuͤre hienein/ welcher ſie alſobald an-
fuhr/ und ſagte: Du altfraͤnckiſche Kuppel-Hu-
re/ wo haſtu den fremden Kerlen hingeſteckt/ wel-
chen dir der kleine Mohr zu deiner Leichtfertigkeit
herholen muͤſſen. Sag es bald/ oder du und
dein Boͤſewicht ſollt meinen Elephanten zu einem
Futter dienen. Wie mir da das Hertze klopfte/
laſſe ich einen andern davon urtheilen/ welcher ſein
Gewiſſen/ in dieſem Fall/ mehr als ich/ beſchweret
befindet. Was/ hub ſie gantz trotzig an/ ſieheſtu
mich vor eine ſolche gemeine Perſon an/ welche
ſich von der Straſſen andere Leute zu ihrer Be-
dienung wuͤrde holen laſſen/ als ob ich nicht Auf-
wartung von den Hofleuten zu Hauſe gnung
haͤtte. Derowegen ſo ſiehe zu/ ob du auch deine
Reden verantworten kanſt/ und gedencke/ daß ich
dich ſo geſchwinde wieder von deinem Elephan-
ten-Dienſte bringen koͤnne/ als ich dich dazu ge-
bracht habe. Er aber wolte mit dieſer Entſchul-
digung nicht zu frieden ſeyn/ ſondern ſagte: Dei-

nes
O 2
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[211/0231] Erſtes Buch. merte. Drauff ſagte ſie: Hier iſt nich lange wartens/ verberget euch um des Himmels willen/ ſonſt bin ich des Todes. Wieſe mir auch hier- auff einen mit einem biß auf den Boden bedeck- ten Schranck/ unter deſſen holen Fuß ich mich verſtecken ſolte. Auff ſolches bewegliche Zure- den/ da ſie mir gar Todes-Gefahr vor Augen ſtellete/ ließ ich mich endlich bewegen/ und verbarg mich auff allen Vieren unter dieſen Teppich. Jch hatte mich kaum eingelagert/ ſo kam der gute Mann zur Thuͤre hienein/ welcher ſie alſobald an- fuhr/ und ſagte: Du altfraͤnckiſche Kuppel-Hu- re/ wo haſtu den fremden Kerlen hingeſteckt/ wel- chen dir der kleine Mohr zu deiner Leichtfertigkeit herholen muͤſſen. Sag es bald/ oder du und dein Boͤſewicht ſollt meinen Elephanten zu einem Futter dienen. Wie mir da das Hertze klopfte/ laſſe ich einen andern davon urtheilen/ welcher ſein Gewiſſen/ in dieſem Fall/ mehr als ich/ beſchweret befindet. Was/ hub ſie gantz trotzig an/ ſieheſtu mich vor eine ſolche gemeine Perſon an/ welche ſich von der Straſſen andere Leute zu ihrer Be- dienung wuͤrde holen laſſen/ als ob ich nicht Auf- wartung von den Hofleuten zu Hauſe gnung haͤtte. Derowegen ſo ſiehe zu/ ob du auch deine Reden verantworten kanſt/ und gedencke/ daß ich dich ſo geſchwinde wieder von deinem Elephan- ten-Dienſte bringen koͤnne/ als ich dich dazu ge- bracht habe. Er aber wolte mit dieſer Entſchul- digung nicht zu frieden ſeyn/ ſondern ſagte: Dei- nes O 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/231>, abgerufen am 21.11.2024.