Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. hierdurch iederzeit beschämt zurücke und nieder-schlugen. Unser verliebter Zarang aber ließ sich den Wein dermassen schmecken/ daß hierdurch/ ungeachtet voriger Beschämung/ seine Liebe gleichsam wieder aufgewärmet ward/ also daß er der schönen Princeßin sehr beschwerlich fiele/ in- dem er ihr entweder/ ob sie gleich der Speise ge- niessen wolte/ die Hände raubte/ oder ihre Achseln mit seinem Kopffe beschwerte/ und was derglei- chen verliebte Possen durch trunckene Liebe mehr begangen werden. Ja endlich schüttete er ihr gar ein Geschirre mit Wein auff den Halß/ wo- durch er bey der Princeßin ein erschrockenes/ bey dem Käyser ein saures Gesichte/ bey meinem Printzen aber ein heimliches Frolocken erweckte. Damit nun die allgemeine Freude durch diese Grobheit nicht möchte verstöret werden/ so wurde es endlich in ein Stillschweigen hiervon ver- wandelt. Wie aber nichts vergänglicher ist/ als die cher P
Erſtes Buch. hierdurch iederzeit beſchaͤmt zuruͤcke und nieder-ſchlugen. Unſer verliebter Zarang aber ließ ſich den Wein dermaſſen ſchmecken/ daß hierdurch/ ungeachtet voriger Beſchaͤmung/ ſeine Liebe gleichſam wieder aufgewaͤrmet ward/ alſo daß er der ſchoͤnen Princeßin ſehr beſchwerlich fiele/ in- dem er ihr entweder/ ob ſie gleich der Speiſe ge- nieſſen wolte/ die Haͤnde raubte/ oder ihre Achſeln mit ſeinem Kopffe beſchwerte/ und was derglei- chen verliebte Poſſen durch trunckene Liebe mehr begangen werden. Ja endlich ſchuͤttete er ihr gar ein Geſchirre mit Wein auff den Halß/ wo- durch er bey der Princeßin ein erſchrockenes/ bey dem Kaͤyſer ein ſaures Geſichte/ bey meinem Printzen aber ein heimliches Frolocken erweckte. Damit nun die allgemeine Freude durch dieſe Grobheit nicht moͤchte verſtoͤret werden/ ſo wurde es endlich in ein Stillſchweigen hiervon ver- wandelt. Wie aber nichts vergaͤnglicher iſt/ als die cher P
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Erſtes Buch.
hierdurch iederzeit beſchaͤmt zuruͤcke und nieder-
ſchlugen. Unſer verliebter Zarang aber ließ ſich
den Wein dermaſſen ſchmecken/ daß hierdurch/
ungeachtet voriger Beſchaͤmung/ ſeine Liebe
gleichſam wieder aufgewaͤrmet ward/ alſo daß er
der ſchoͤnen Princeßin ſehr beſchwerlich fiele/ in-
dem er ihr entweder/ ob ſie gleich der Speiſe ge-
nieſſen wolte/ die Haͤnde raubte/ oder ihre Achſeln
mit ſeinem Kopffe beſchwerte/ und was derglei-
chen verliebte Poſſen durch trunckene Liebe mehr
begangen werden. Ja endlich ſchuͤttete er ihr
gar ein Geſchirre mit Wein auff den Halß/ wo-
durch er bey der Princeßin ein erſchrockenes/ bey
dem Kaͤyſer ein ſaures Geſichte/ bey meinem
Printzen aber ein heimliches Frolocken erweckte.
Damit nun die allgemeine Freude durch dieſe
Grobheit nicht moͤchte verſtoͤret werden/ ſo wurde
es endlich in ein Stillſchweigen hiervon ver-
wandelt.
Wie aber nichts vergaͤnglicher iſt/ als die
Welt-Freude und Ergoͤtzlichkeit des Zeitlichen:
alſo wuͤrde man dieſes auch gerne nachgegeben
haben/ wenn die Zeit nur noch zur Zeit zu Voll-
ziehung dieſer Kaͤyſerlichen Luſt erlaubet haͤtte.
Denn/ als der Kaͤyſer in voller Majeſtaͤt ſeine
Pracht erwieſe/ und ſeine Vergnuͤgung durch al-
le erſinnliche Ergoͤtzligkeit/ welche das Gluͤcke ei-
nem ſolchen Monarchen goͤnnet/ ſuchte/ ja nie-
mand von den Anweſenden an einige Hinderung
gedachte/ ſiehe/ ſo kam ein Courir aus Pegu/ wel-
cher
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