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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
ben eine Stunde eher beschleunigt/ wir hätten den
fremden Vogel auf Stücken zerreissen können.
Jmmittelst lasset uns fleissig suchen/ wer weiß/ ob
nicht der Fund die Mühe belohnet. Welchem der
andere antwortete: Er kan nicht ferne von hier
seyn: Weil er gleichfals sein Theil bekam/ daß
er unmöglich weite Springe wird haben machen
können. Unterdessen lasset uns unsere entseelte
Cameraden dem Ufer dieses Flusses anbefehlen/
derselbe mag sie bey anwachsendem Wasser hin-
führen/ wo ihr Grab bestimmet ist. Bekommen
wir aber den mörderischen Verräther/ so soll er ih-
nen ein grausames Schlacht-Opfer werden.
Hiemit stürtzten sie die zwey vom Printzen entleib-
te Cörper vom Ufer auf den Sand/ daß sie gleich
vor die Höle zu liegen kamen/ und giengen mit
harten Bedrohungen davon. Solches sahe und
hörte Balacin alles an. Weil ihn aber die Wun-
de sehr schmertzte/ und er des Schlaffes sehr be-
nöthiget war: als reiß er den Saum von sei-
nem Japanischen Rocke/ verhüllte die Wunde/ so
viel möglichen/ daß nur das Geblüte gestillet wur-
de/ wickelte sich in den Mantel/ welchen er nebst
den Sebel wohl bedachtsam mit sich genommen
hatte/ und schlieff also vor höchster Mattigkeit ein.
Jn solcher Ruhe verhahrrte er bis an späten A-
bend da bereits der Mond mit vollem Liechte auf-
gegangen war/ vermittelst dessen er das Silber
des rauschenden Flusses/ und zugleich die zwey Lei-
chen auff dem Sande ersehen konte. Hier kan sich

ein
A 4

Erſtes Buch.
ben eine Stunde eher beſchleunigt/ wir haͤtten den
fremden Vogel auf Stuͤcken zerreiſſen koͤnnen.
Jmmittelſt laſſet uns fleiſſig ſuchen/ wer weiß/ ob
nicht der Fund die Muͤhe belohnet. Welchem der
andere antwortete: Er kan nicht ferne von hier
ſeyn: Weil er gleichfals ſein Theil bekam/ daß
er unmoͤglich weite Springe wird haben machen
koͤnnen. Unterdeſſen laſſet uns unſere entſeelte
Cameraden dem Ufer dieſes Fluſſes anbefehlen/
derſelbe mag ſie bey anwachſendem Waſſer hin-
fuͤhren/ wo ihr Grab beſtimmet iſt. Bekommen
wir aber den moͤrderiſchen Verraͤther/ ſo ſoll er ih-
nen ein grauſames Schlacht-Opfer werden.
Hiemit ſtuͤrtzten ſie die zwey vom Printzen entleib-
te Coͤrper vom Ufer auf den Sand/ daß ſie gleich
vor die Hoͤle zu liegen kamen/ und giengen mit
harten Bedrohungen davon. Solches ſahe und
hoͤrte Balacin alles an. Weil ihn aber die Wun-
de ſehr ſchmertzte/ und er des Schlaffes ſehr be-
noͤthiget war: als reiß er den Saum von ſei-
nem Japaniſchen Rocke/ verhuͤllte die Wunde/ ſo
viel moͤglichen/ daß nur das Gebluͤte geſtillet wur-
de/ wickelte ſich in den Mantel/ welchen er nebſt
den Sebel wohl bedachtſam mit ſich genommen
hatte/ und ſchlieff alſo vor hoͤchſter Mattigkeit ein.
Jn ſolcher Ruhe verhahrrte er bis an ſpaͤten A-
bend da bereits der Mond mit vollem Liechte auf-
gegangen war/ vermittelſt deſſen er das Silber
des rauſchenden Fluſſes/ und zugleich die zwey Lei-
chen auff dem Sande erſehen konte. Hier kan ſich

ein
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[7/0027] Erſtes Buch. ben eine Stunde eher beſchleunigt/ wir haͤtten den fremden Vogel auf Stuͤcken zerreiſſen koͤnnen. Jmmittelſt laſſet uns fleiſſig ſuchen/ wer weiß/ ob nicht der Fund die Muͤhe belohnet. Welchem der andere antwortete: Er kan nicht ferne von hier ſeyn: Weil er gleichfals ſein Theil bekam/ daß er unmoͤglich weite Springe wird haben machen koͤnnen. Unterdeſſen laſſet uns unſere entſeelte Cameraden dem Ufer dieſes Fluſſes anbefehlen/ derſelbe mag ſie bey anwachſendem Waſſer hin- fuͤhren/ wo ihr Grab beſtimmet iſt. Bekommen wir aber den moͤrderiſchen Verraͤther/ ſo ſoll er ih- nen ein grauſames Schlacht-Opfer werden. Hiemit ſtuͤrtzten ſie die zwey vom Printzen entleib- te Coͤrper vom Ufer auf den Sand/ daß ſie gleich vor die Hoͤle zu liegen kamen/ und giengen mit harten Bedrohungen davon. Solches ſahe und hoͤrte Balacin alles an. Weil ihn aber die Wun- de ſehr ſchmertzte/ und er des Schlaffes ſehr be- noͤthiget war: als reiß er den Saum von ſei- nem Japaniſchen Rocke/ verhuͤllte die Wunde/ ſo viel moͤglichen/ daß nur das Gebluͤte geſtillet wur- de/ wickelte ſich in den Mantel/ welchen er nebſt den Sebel wohl bedachtſam mit ſich genommen hatte/ und ſchlieff alſo vor hoͤchſter Mattigkeit ein. Jn ſolcher Ruhe verhahrrte er bis an ſpaͤten A- bend da bereits der Mond mit vollem Liechte auf- gegangen war/ vermittelſt deſſen er das Silber des rauſchenden Fluſſes/ und zugleich die zwey Lei- chen auff dem Sande erſehen konte. Hier kan ſich ein A 4

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/27>, abgerufen am 21.11.2024.