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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
men? Jch werde mich ja nicht in leblose Tape-
ten verlieben sollen? Doch/ wie ich sie vormals zu
Zeugen angeruffen/ so kan ich es ihrer Verschwie-
genheit wohl entdecken/ daß mich noch der Printz
von Ava von der verdrießlichen Liebe des Za-
rangs befreyen soll. Zu diesem Entschluß trei-
bet mich/ ihr Götter wissets/ keine geile Brunst/
sondern die Tugend und die Noth. Denn wie
ich die Rosen der Wollust iederzeit aus dem Gar-
ten meines Hertzen gereutet/ also habe ich hinge-
gen die Lilien der Keuschheit hinein gepflantzet.
Wil ich nun diese zu einem reinen Opffer wied-
men/ so zwinget mich die Noth/ und zugleich ein
innerlicher Trieb/ einen tugendhafften Pantoja/
statt des Laster-vollen Zarangs zu einem keuschen
Gärtner zu erwehlen/ welcher = = = Diese Wor-
te/ wie sie meinen Printzen entzückt/ also hatten sie
ihn auch gantz behertzt gemacht/ daß er sich endlich
erkühnet/ als den Gärtner vorzustellen: Uber des-
sen Erscheinung die Princeßin dermassen erschro-
cken/ daß sie einen lauten Schrey gethan/ und
nach dem Fenster gelauffen war. Als nun
Schrecken und Scham die schöne Purpur-Far-
be ihrer Wangen um ein grosses vermehrte/ und
ein anmuthiges Zeugniß ihrer züchtigen Scham-
hafftigkeit gegeben/ oder vielmehr angedeutet hat-
ten/ daß der Printz noch dermaleins ihre Voll-
kommenheit und keusches Hertze/ als die edelsten
Schätze der triumphirenden Natur/ für Lieb- und
Leibeigen besitzen würde/ also war mein Prirtz eine

gute

Der Aſiatiſchen Baniſe.
men? Jch werde mich ja nicht in lebloſe Tape-
ten verlieben ſollen? Doch/ wie ich ſie vormals zu
Zeugen angeruffen/ ſo kan ich es ihrer Verſchwie-
genheit wohl entdecken/ daß mich noch der Printz
von Ava von der verdrießlichen Liebe des Za-
rangs befreyen ſoll. Zu dieſem Entſchluß trei-
bet mich/ ihr Goͤtter wiſſets/ keine geile Brunſt/
ſondern die Tugend und die Noth. Denn wie
ich die Roſen der Wolluſt iederzeit aus dem Gar-
ten meines Hertzen gereutet/ alſo habe ich hinge-
gen die Lilien der Keuſchheit hinein gepflantzet.
Wil ich nun dieſe zu einem reinen Opffer wied-
men/ ſo zwinget mich die Noth/ und zugleich ein
innerlicher Trieb/ einen tugendhafften Pantoja/
ſtatt des Laſter-vollen Zarangs zu einem keuſchen
Gaͤrtner zu erwehlen/ welcher = = = Dieſe Wor-
te/ wie ſie meinen Printzen entzuͤckt/ alſo hatten ſie
ihn auch gantz behertzt gemacht/ daß er ſich endlich
erkuͤhnet/ als den Gaͤrtner vorzuſtellen: Uber deſ-
ſen Erſcheinung die Princeßin dermaſſen erſchro-
cken/ daß ſie einen lauten Schrey gethan/ und
nach dem Fenſter gelauffen war. Als nun
Schrecken und Scham die ſchoͤne Purpur-Far-
be ihrer Wangen um ein groſſes vermehrte/ und
ein anmuthiges Zeugniß ihrer zuͤchtigen Scham-
hafftigkeit gegeben/ oder vielmehr angedeutet hat-
ten/ daß der Printz noch dermaleins ihre Voll-
kommenheit und keuſches Hertze/ als die edelſten
Schaͤtze der triumphirenden Natur/ fuͤr Lieb- und
Leibeigen beſitzen wuͤrde/ alſo war mein Prirtz eine

gute
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[260/0280] Der Aſiatiſchen Baniſe. men? Jch werde mich ja nicht in lebloſe Tape- ten verlieben ſollen? Doch/ wie ich ſie vormals zu Zeugen angeruffen/ ſo kan ich es ihrer Verſchwie- genheit wohl entdecken/ daß mich noch der Printz von Ava von der verdrießlichen Liebe des Za- rangs befreyen ſoll. Zu dieſem Entſchluß trei- bet mich/ ihr Goͤtter wiſſets/ keine geile Brunſt/ ſondern die Tugend und die Noth. Denn wie ich die Roſen der Wolluſt iederzeit aus dem Gar- ten meines Hertzen gereutet/ alſo habe ich hinge- gen die Lilien der Keuſchheit hinein gepflantzet. Wil ich nun dieſe zu einem reinen Opffer wied- men/ ſo zwinget mich die Noth/ und zugleich ein innerlicher Trieb/ einen tugendhafften Pantoja/ ſtatt des Laſter-vollen Zarangs zu einem keuſchen Gaͤrtner zu erwehlen/ welcher = = = Dieſe Wor- te/ wie ſie meinen Printzen entzuͤckt/ alſo hatten ſie ihn auch gantz behertzt gemacht/ daß er ſich endlich erkuͤhnet/ als den Gaͤrtner vorzuſtellen: Uber deſ- ſen Erſcheinung die Princeßin dermaſſen erſchro- cken/ daß ſie einen lauten Schrey gethan/ und nach dem Fenſter gelauffen war. Als nun Schrecken und Scham die ſchoͤne Purpur-Far- be ihrer Wangen um ein groſſes vermehrte/ und ein anmuthiges Zeugniß ihrer zuͤchtigen Scham- hafftigkeit gegeben/ oder vielmehr angedeutet hat- ten/ daß der Printz noch dermaleins ihre Voll- kommenheit und keuſches Hertze/ als die edelſten Schaͤtze der triumphirenden Natur/ fuͤr Lieb- und Leibeigen beſitzen wuͤrde/ alſo war mein Prirtz eine gute

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/280>, abgerufen am 16.07.2024.