Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Asiatischen Banise.

Genug/ wenn Balacin soll diese Worte lesen:

Banis' ist ihm verpflicht/ als Schatz und Ei-
genthum.

Und dieses wiederholete er zum öfftern dermas-
sen/ daß er fast aus sich selbsten zu seyn schiene:
Jch halte auch darvor/ er wäre in solcher Verzü-
ckung noch länger verharret/ wenn ihm nicht die
Ankunfft des Talemons verstöhret hätte. Die-
ser brachte die leidige Zeitung/ wie der Tyranne
Chaumigrem dem Käyfer einen Krieg/ um den
Tod seines Bruders Xenimbruns zu rächen/ an-
gekündiget hätte; Gleich als ob ein König/ so er
einen seiner Unterthanen/ überwiesenen Auff-
ruhrs wegen/ abgestraffet/ einem andern hiervon
Rechenschafft zu geben/ verbunden wäre. Dero-
halben wurde mein Printz zugleich durch diesen in
den geheimen Kriegs-Rath erfordert/ da er seine
verliebte Gedancken ändern/ und dem Talemon
folgen muste/ welches er auch willigst verrichtete/
und alle Gelegenheit suchte/ sich dieses herrlichen
Kleinods von Pegu recht würdig zu machen.
Weil ich nun befehlicht war/ im Pallast zu ver-
bleiben/ als vertrieb ich meine Zeit sehr wohl durch
das Fenster/ indem ich des Talemons Vorbrin-
gen durch einen starcken Tumult nicht wenig be-
stärcket sahe. Denn was vor Getümmel von
Soldaten/ Pferden/ und Elephanten auff denen
Gassen und dem Marckte war/ solches ist unbe-
schreiblich; und sahe ich über zwantzig Läuffer
mit offenen Befehlen aus dem Schlosse lauffen/

wel-
Der Aſiatiſchen Baniſe.

Genug/ wenn Balacin ſoll dieſe Worte leſen:

Baniſ’ iſt ihm verpflicht/ als Schatz und Ei-
genthum.

Und dieſes wiederholete er zum oͤfftern dermaſ-
ſen/ daß er faſt aus ſich ſelbſten zu ſeyn ſchiene:
Jch halte auch darvor/ er waͤre in ſolcher Verzuͤ-
ckung noch laͤnger verharret/ wenn ihm nicht die
Ankunfft des Talemons verſtoͤhret haͤtte. Die-
ſer brachte die leidige Zeitung/ wie der Tyranne
Chaumigrem dem Kaͤyfer einen Krieg/ um den
Tod ſeines Bruders Xenimbruns zu raͤchen/ an-
gekuͤndiget haͤtte; Gleich als ob ein Koͤnig/ ſo er
einen ſeiner Unterthanen/ uͤberwieſenen Auff-
ruhrs wegen/ abgeſtraffet/ einem andern hiervon
Rechenſchafft zu geben/ verbunden waͤre. Dero-
halben wurde mein Printz zugleich durch dieſen in
den geheimen Kriegs-Rath erfordert/ da er ſeine
verliebte Gedancken aͤndern/ und dem Talemon
folgen muſte/ welches er auch willigſt verrichtete/
und alle Gelegenheit ſuchte/ ſich dieſes herrlichen
Kleinods von Pegu recht wuͤrdig zu machen.
Weil ich nun befehlicht war/ im Pallaſt zu ver-
bleiben/ als vertrieb ich meine Zeit ſehr wohl duꝛch
das Fenſter/ indem ich des Talemons Vorbrin-
gen durch einen ſtarcken Tumult nicht wenig be-
ſtaͤrcket ſahe. Denn was vor Getuͤmmel von
Soldaten/ Pferden/ und Elephanten auff denen
Gaſſen und dem Marckte war/ ſolches iſt unbe-
ſchreiblich; und ſahe ich uͤber zwantzig Laͤuffer
mit offenen Befehlen aus dem Schloſſe lauffen/

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0294" n="274"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <p>Genug/ wenn Balacin &#x017F;oll die&#x017F;e Worte le&#x017F;en:</p><lb/>
          <p>Bani&#x017F;&#x2019; i&#x017F;t ihm verpflicht/ als Schatz und Ei-<lb/><hi rendition="#et">genthum.</hi></p><lb/>
          <p>Und die&#x017F;es wiederholete er zum o&#x0364;fftern derma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ daß er fa&#x017F;t aus &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten zu &#x017F;eyn &#x017F;chiene:<lb/>
Jch halte auch darvor/ er wa&#x0364;re in &#x017F;olcher Verzu&#x0364;-<lb/>
ckung noch la&#x0364;nger verharret/ wenn ihm nicht die<lb/>
Ankunfft des Talemons ver&#x017F;to&#x0364;hret ha&#x0364;tte. Die-<lb/>
&#x017F;er brachte die leidige Zeitung/ wie der Tyranne<lb/>
Chaumigrem dem Ka&#x0364;yfer einen Krieg/ um den<lb/>
Tod &#x017F;eines Bruders Xenimbruns zu ra&#x0364;chen/ an-<lb/>
geku&#x0364;ndiget ha&#x0364;tte; Gleich als ob ein Ko&#x0364;nig/ &#x017F;o er<lb/>
einen &#x017F;einer Unterthanen/ u&#x0364;berwie&#x017F;enen Auff-<lb/>
ruhrs wegen/ abge&#x017F;traffet/ einem andern hiervon<lb/>
Rechen&#x017F;chafft zu geben/ verbunden wa&#x0364;re. Dero-<lb/>
halben wurde mein Printz zugleich durch die&#x017F;en in<lb/>
den geheimen Kriegs-Rath erfordert/ da er &#x017F;eine<lb/>
verliebte Gedancken a&#x0364;ndern/ und dem Talemon<lb/>
folgen mu&#x017F;te/ welches er auch willig&#x017F;t verrichtete/<lb/>
und alle Gelegenheit &#x017F;uchte/ &#x017F;ich die&#x017F;es herrlichen<lb/>
Kleinods von Pegu recht wu&#x0364;rdig zu machen.<lb/>
Weil ich nun befehlicht war/ im Palla&#x017F;t zu ver-<lb/>
bleiben/ als vertrieb ich meine Zeit &#x017F;ehr wohl du&#xA75B;ch<lb/>
das Fen&#x017F;ter/ indem ich des Talemons Vorbrin-<lb/>
gen durch einen &#x017F;tarcken Tumult nicht wenig be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket &#x017F;ahe. Denn was vor Getu&#x0364;mmel von<lb/>
Soldaten/ Pferden/ und Elephanten auff denen<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;en und dem Marckte war/ &#x017F;olches i&#x017F;t unbe-<lb/>
&#x017F;chreiblich; und &#x017F;ahe ich u&#x0364;ber zwantzig La&#x0364;uffer<lb/>
mit offenen Befehlen aus dem Schlo&#x017F;&#x017F;e lauffen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0294] Der Aſiatiſchen Baniſe. Genug/ wenn Balacin ſoll dieſe Worte leſen: Baniſ’ iſt ihm verpflicht/ als Schatz und Ei- genthum. Und dieſes wiederholete er zum oͤfftern dermaſ- ſen/ daß er faſt aus ſich ſelbſten zu ſeyn ſchiene: Jch halte auch darvor/ er waͤre in ſolcher Verzuͤ- ckung noch laͤnger verharret/ wenn ihm nicht die Ankunfft des Talemons verſtoͤhret haͤtte. Die- ſer brachte die leidige Zeitung/ wie der Tyranne Chaumigrem dem Kaͤyfer einen Krieg/ um den Tod ſeines Bruders Xenimbruns zu raͤchen/ an- gekuͤndiget haͤtte; Gleich als ob ein Koͤnig/ ſo er einen ſeiner Unterthanen/ uͤberwieſenen Auff- ruhrs wegen/ abgeſtraffet/ einem andern hiervon Rechenſchafft zu geben/ verbunden waͤre. Dero- halben wurde mein Printz zugleich durch dieſen in den geheimen Kriegs-Rath erfordert/ da er ſeine verliebte Gedancken aͤndern/ und dem Talemon folgen muſte/ welches er auch willigſt verrichtete/ und alle Gelegenheit ſuchte/ ſich dieſes herrlichen Kleinods von Pegu recht wuͤrdig zu machen. Weil ich nun befehlicht war/ im Pallaſt zu ver- bleiben/ als vertrieb ich meine Zeit ſehr wohl duꝛch das Fenſter/ indem ich des Talemons Vorbrin- gen durch einen ſtarcken Tumult nicht wenig be- ſtaͤrcket ſahe. Denn was vor Getuͤmmel von Soldaten/ Pferden/ und Elephanten auff denen Gaſſen und dem Marckte war/ ſolches iſt unbe- ſchreiblich; und ſahe ich uͤber zwantzig Laͤuffer mit offenen Befehlen aus dem Schloſſe lauffen/ wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/294
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/294>, abgerufen am 22.11.2024.