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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
ren/ biß die erzürnten Bramaner mich zerfleischen/
und ihren von mir ermordeten König an mir rä-
chen werden: damit ich also durch meinen Tod
der Englischen Banisen einen ersprießlichen
Dienst leisten könne.

Unter solchen Sterbens-Gedancken wurde
unser Printz von einem herab-springenden Tyger
nicht wenig erschrecket/ welches die Leichen gewit-
tert/ und alsobald aufs grausamste in die Cörper
hinein fraß. Solchem aber zu zusehen/ erachtete
der Printz nicht vor rathsam/ aus Furcht/ es möch-
te die Todten verlassen/ und die Lebendigen suchen.
Dannenhero wagte ers getrost/ als er seinen Vor-
thel an dem heiß-hungrigen Thiere/ welches bloß
auf seine Speise Achtung gab/ ersahe/ und wolte
ihm mit entblöstem Sebel einen spaltenden
Streich über das Haupt versetzen: verfehlte aber
solches zu besserm Glücke/ und hieb ihm die rechte
Tatze/ welche es in das Fleisch eingeschlagen hat-
te/ glat hinweg: daß es also/ indem es nach ihm zu
springen vermeinte/ auf die Seite fiel/ und er es
nach vielen Hieben und Stichen vollend hinrich-
ten konte. Solches erkennete Balaein als ein gutes
Vorzeichen/ worüber er ein innerliches Vergnügen
empfand/ und in diese Worte heraus brach: Ver-
zeihet mir/ gütigsten Götter! wo mir etwa allzu
grosse Ungedult solche Worte abgedrungen/ wel-
che zu euerer Beleidigung gereichen können. Denn
wo Schmertz und Verzweiffelung den Sitz neh-
men; da muß Gedult und Vernunfft öffter hin-

dan

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ren/ biß die erzuͤꝛnten Bꝛamaner mich zerfleiſchen/
und ihren von mir ermordeten Koͤnig an mir raͤ-
chen werden: damit ich alſo durch meinen Tod
der Engliſchen Baniſen einen erſprießlichen
Dienſt leiſten koͤnne.

Unter ſolchen Sterbens-Gedancken wurde
unſer Printz von einem herab-ſpringenden Tyger
nicht wenig erſchrecket/ welches die Leichen gewit-
tert/ und alſobald aufs grauſamſte in die Coͤrper
hinein fraß. Solchem aber zu zuſehen/ erachtete
der Printz nicht vor rathſam/ aus Furcht/ es moͤch-
te die Todten verlaſſen/ und die Lebendigen ſuchen.
Dañenhero wagte ers getroſt/ als er ſeinen Vor-
thel an dem heiß-hungrigen Thiere/ welches bloß
auf ſeine Speiſe Achtung gab/ erſahe/ und wolte
ihm mit entbloͤſtem Sebel einen ſpaltenden
Streich uͤber das Haupt verſetzen: verfehlte aber
ſolches zu beſſerm Gluͤcke/ und hieb ihm die rechte
Tatze/ welche es in das Fleiſch eingeſchlagen hat-
te/ glat hinweg: daß es alſo/ indem es nach ihm zu
ſpringen vermeinte/ auf die Seite fiel/ und er es
nach vielen Hieben und Stichen vollend hinrich-
ten konte. Solches erkeñete Balaein als ein gutes
Vorzeichen/ woruͤber er ein innerliches Vergnuͤgẽ
empfand/ und in dieſe Worte heraus brach: Ver-
zeihet mir/ guͤtigſten Goͤtter! wo mir etwa allzu
groſſe Ungedult ſolche Worte abgedrungen/ wel-
che zu euerer Beleidigung gereichen koͤnnen. Denn
wo Schmertz und Verzweiffelung den Sitz neh-
men; da muß Gedult und Vernunfft oͤffter hin-

dan
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[10/0030] Der Aſiatiſchen Baniſe. ren/ biß die erzuͤꝛnten Bꝛamaner mich zerfleiſchen/ und ihren von mir ermordeten Koͤnig an mir raͤ- chen werden: damit ich alſo durch meinen Tod der Engliſchen Baniſen einen erſprießlichen Dienſt leiſten koͤnne. Unter ſolchen Sterbens-Gedancken wurde unſer Printz von einem herab-ſpringenden Tyger nicht wenig erſchrecket/ welches die Leichen gewit- tert/ und alſobald aufs grauſamſte in die Coͤrper hinein fraß. Solchem aber zu zuſehen/ erachtete der Printz nicht vor rathſam/ aus Furcht/ es moͤch- te die Todten verlaſſen/ und die Lebendigen ſuchen. Dañenhero wagte ers getroſt/ als er ſeinen Vor- thel an dem heiß-hungrigen Thiere/ welches bloß auf ſeine Speiſe Achtung gab/ erſahe/ und wolte ihm mit entbloͤſtem Sebel einen ſpaltenden Streich uͤber das Haupt verſetzen: verfehlte aber ſolches zu beſſerm Gluͤcke/ und hieb ihm die rechte Tatze/ welche es in das Fleiſch eingeſchlagen hat- te/ glat hinweg: daß es alſo/ indem es nach ihm zu ſpringen vermeinte/ auf die Seite fiel/ und er es nach vielen Hieben und Stichen vollend hinrich- ten konte. Solches erkeñete Balaein als ein gutes Vorzeichen/ woruͤber er ein innerliches Vergnuͤgẽ empfand/ und in dieſe Worte heraus brach: Ver- zeihet mir/ guͤtigſten Goͤtter! wo mir etwa allzu groſſe Ungedult ſolche Worte abgedrungen/ wel- che zu euerer Beleidigung gereichen koͤnnen. Denn wo Schmertz und Verzweiffelung den Sitz neh- men; da muß Gedult und Vernunfft oͤffter hin- dan

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/30>, abgerufen am 21.11.2024.