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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
gen Ubertretung des Gebots/ inner Jahr und Tag
nicht wieder zu kommen/ ansehen ließ. Ob nun
zwar mein Printz die Ursache seiner Wiederkunft
beweglichst vortragen ließ/ und alles dasjenige
that/ was einem tapffern Printzen und treuen
Liebhaber gebührte/ so handelte doch der König so
unbesonnen/ und ließ uns anbefehlen/ uns so lan-
ge/ ohne iemands Besuchung/ inne zu halten/ biß
dem Königlichen Befehl ein Gnügen geschehen/
und das Jahr verflossen sey. Ja/ wir sahen un-
ser Hauß mit zweyhundert Mann umringet/ wel-
che uns ungescheuet bewachen/ und allen Ausgang
verwehren musten. Wie nun meinem Printzen
damahls zu Muthe war/ solches ist daraus abzu-
nehmen/ daß er sich gäntzlich vorsetzte/ mit blossem
Sebel auszufallen/ und durch solche Gewalt die
Wache so lange zu zwingen/ biß sie ihn niederma-
chete. Welches ich aber vernünfftig widerrieth/
in Betrachtung/ daß die Wache nicht nach dessen
Tode/ sondern nach der Person trachten würde/
wodurch denn der ohne diß rasende König zu noch
grösserer Unbesonnenheit möchte angetrieben/
und durch sein ferneres Unglück die arme Prin-
ceßin wohl gar in Tod gestürtzet werden. Also
sassen wir nun bey zwey Monat lang/ daß uns
auch alle Zusammenkunfft mit der Princeßin Hi-
gvanama verwehret wurde. Endlich lieff die
grausame und blutige Zeitung ein/ wie inzwischen
Chaumigrem gantz Pegu erobert/ und den Käy-
serlichen Stamm ausgerottet habe. Was ich nach

die-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
gen Ubertretung des Gebots/ inner Jahr und Tag
nicht wieder zu kommen/ anſehen ließ. Ob nun
zwar mein Printz die Urſache ſeiner Wiederkunft
beweglichſt vortragen ließ/ und alles dasjenige
that/ was einem tapffern Printzen und treuen
Liebhaber gebuͤhrte/ ſo handelte doch der Koͤnig ſo
unbeſonnen/ und ließ uns anbefehlen/ uns ſo lan-
ge/ ohne iemands Beſuchung/ inne zu halten/ biß
dem Koͤniglichen Befehl ein Gnuͤgen geſchehen/
und das Jahr verfloſſen ſey. Ja/ wir ſahen un-
ſer Hauß mit zweyhundert Mann umringet/ wel-
che uns ungeſcheuet bewachen/ und allen Ausgang
verwehren muſten. Wie nun meinem Printzen
damahls zu Muthe war/ ſolches iſt daraus abzu-
nehmen/ daß er ſich gaͤntzlich vorſetzte/ mit bloſſem
Sebel auszufallen/ und durch ſolche Gewalt die
Wache ſo lange zu zwingen/ biß ſie ihn niederma-
chete. Welches ich aber vernuͤnfftig widerrieth/
in Betrachtung/ daß die Wache nicht nach deſſen
Tode/ ſondern nach der Perſon trachten wuͤrde/
wodurch denn der ohne diß raſende Koͤnig zu noch
groͤſſerer Unbeſonnenheit moͤchte angetrieben/
und durch ſein ferneres Ungluͤck die arme Prin-
ceßin wohl gar in Tod geſtuͤrtzet werden. Alſo
ſaſſen wir nun bey zwey Monat lang/ daß uns
auch alle Zuſammenkunfft mit der Princeßin Hi-
gvanama verwehret wurde. Endlich lieff die
grauſame und blutige Zeitung ein/ wie inzwiſchen
Chaumigrem gantz Pegu erobert/ und den Kaͤy-
ſerlichen Stam̃ ausgerottet habe. Was ich nach

die-
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[284/0304] Der Aſiatiſchen Baniſe. gen Ubertretung des Gebots/ inner Jahr und Tag nicht wieder zu kommen/ anſehen ließ. Ob nun zwar mein Printz die Urſache ſeiner Wiederkunft beweglichſt vortragen ließ/ und alles dasjenige that/ was einem tapffern Printzen und treuen Liebhaber gebuͤhrte/ ſo handelte doch der Koͤnig ſo unbeſonnen/ und ließ uns anbefehlen/ uns ſo lan- ge/ ohne iemands Beſuchung/ inne zu halten/ biß dem Koͤniglichen Befehl ein Gnuͤgen geſchehen/ und das Jahr verfloſſen ſey. Ja/ wir ſahen un- ſer Hauß mit zweyhundert Mann umringet/ wel- che uns ungeſcheuet bewachen/ und allen Ausgang verwehren muſten. Wie nun meinem Printzen damahls zu Muthe war/ ſolches iſt daraus abzu- nehmen/ daß er ſich gaͤntzlich vorſetzte/ mit bloſſem Sebel auszufallen/ und durch ſolche Gewalt die Wache ſo lange zu zwingen/ biß ſie ihn niederma- chete. Welches ich aber vernuͤnfftig widerrieth/ in Betrachtung/ daß die Wache nicht nach deſſen Tode/ ſondern nach der Perſon trachten wuͤrde/ wodurch denn der ohne diß raſende Koͤnig zu noch groͤſſerer Unbeſonnenheit moͤchte angetrieben/ und durch ſein ferneres Ungluͤck die arme Prin- ceßin wohl gar in Tod geſtuͤrtzet werden. Alſo ſaſſen wir nun bey zwey Monat lang/ daß uns auch alle Zuſammenkunfft mit der Princeßin Hi- gvanama verwehret wurde. Endlich lieff die grauſame und blutige Zeitung ein/ wie inzwiſchen Chaumigrem gantz Pegu erobert/ und den Kaͤy- ſerlichen Stam̃ ausgerottet habe. Was ich nach die-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/304>, abgerufen am 22.11.2024.