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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
Unglück und die Tyranney seines Feindes ver-
stellet hatte: Und in seinen Blicken ließ sich eine
besondere mit Majestät vermengte Sanfftmuth
spühren/ welche alle diejenigen/ so ihn ansahen/
zum Weinen bewegte. Rings um diese Leib-
wacht/ damit er umgeben war/ ritten tausend Mann
zu Pferde/ mit vielen Elephanten untermenget.
Dergestalt paßirte der gesamte Auffzug durch die
zwölff vornehmsten Strassen der Stadt/ woselbst
eine unzehlbare Menge Volcks gleichsam ge-
pfropfft auf einander stund/ und gelangete endlich
auff eben die Strasse/ allwo er vor etlichen Wo-
chen in unbeschreiblicher Pracht wider diesen Ty-
rannen aus-und zu Felde gezogen. O wunderliches
Verhängniß! O veränderliches Glück! O
Spiegelglattes Eiß der Herrschafft! da sich die
Crone in einen Cypressen-Krantz/ und der Sce-
pter in einen blutgen Mörder-Stahl verwandelt.
Hier sehen wir/ wie vergebens wir arme Men-
schen bemühet sind/ wenn wir uns unterstehen/
den Schluß zu meiden/ welchen das Verhängniß
in das Himmels-Buch mit solchen Ziffern/ wel-
che nur die Götter verstehen/ eingeschrieben hat.
Dieser/ welcher vor kurtzen Tagen als ein Uber-
winder in Hoffnung auszog/ seinen Feind zu su-
chen/ der hat ihn allzu zeitig gefunden/ und muß
als ein Sclave in Fesseln einher ziehen. Auff
dessen Winck vorhin viel tausend Augen warte-
ten/ der hat ietzo nicht Macht einem Buben zu be-
fehlen: Ja welche ihn zuvor als einen GOtt an-

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Anderes Buch.
Ungluͤck und die Tyranney ſeines Feindes ver-
ſtellet hatte: Und in ſeinen Blicken ließ ſich eine
beſondere mit Majeſtaͤt vermengte Sanfftmuth
ſpuͤhren/ welche alle diejenigen/ ſo ihn anſahen/
zum Weinen bewegte. Rings um dieſe Leib-
wacht/ damit er umgebẽ war/ ritten tauſend Mañ
zu Pferde/ mit vielen Elephanten untermenget.
Dergeſtalt paßirte der geſamte Auffzug durch die
zwoͤlff vornehmſten Straſſen der Stadt/ woſelbſt
eine unzehlbare Menge Volcks gleichſam ge-
pfropfft auf einander ſtund/ und gelangete endlich
auff eben die Straſſe/ allwo er vor etlichen Wo-
chen in unbeſchreiblicher Pracht wider dieſen Ty-
rañen aus-und zu Felde gezogen. O wunderliches
Verhaͤngniß! O veraͤnderliches Gluͤck! O
Spiegelglattes Eiß der Herrſchafft! da ſich die
Crone in einen Cypreſſen-Krantz/ und der Sce-
pter in einen blutgen Moͤrder-Stahl veꝛwandelt.
Hier ſehen wir/ wie vergebens wir arme Men-
ſchen bemuͤhet ſind/ wenn wir uns unterſtehen/
den Schluß zu meiden/ welchen das Verhaͤngniß
in das Himmels-Buch mit ſolchen Ziffern/ wel-
che nur die Goͤtter verſtehen/ eingeſchrieben hat.
Dieſer/ welcher vor kurtzen Tagen als ein Uber-
winder in Hoffnung auszog/ ſeinen Feind zu ſu-
chen/ der hat ihn allzu zeitig gefunden/ und muß
als ein Sclave in Feſſeln einher ziehen. Auff
deſſen Winck vorhin viel tauſend Augen warte-
ten/ der hat ietzo nicht Macht einem Buben zu be-
fehlen: Ja welche ihn zuvor als einen GOtt an-

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[327/0347] Anderes Buch. Ungluͤck und die Tyranney ſeines Feindes ver- ſtellet hatte: Und in ſeinen Blicken ließ ſich eine beſondere mit Majeſtaͤt vermengte Sanfftmuth ſpuͤhren/ welche alle diejenigen/ ſo ihn anſahen/ zum Weinen bewegte. Rings um dieſe Leib- wacht/ damit er umgebẽ war/ ritten tauſend Mañ zu Pferde/ mit vielen Elephanten untermenget. Dergeſtalt paßirte der geſamte Auffzug durch die zwoͤlff vornehmſten Straſſen der Stadt/ woſelbſt eine unzehlbare Menge Volcks gleichſam ge- pfropfft auf einander ſtund/ und gelangete endlich auff eben die Straſſe/ allwo er vor etlichen Wo- chen in unbeſchreiblicher Pracht wider dieſen Ty- rañen aus-und zu Felde gezogen. O wunderliches Verhaͤngniß! O veraͤnderliches Gluͤck! O Spiegelglattes Eiß der Herrſchafft! da ſich die Crone in einen Cypreſſen-Krantz/ und der Sce- pter in einen blutgen Moͤrder-Stahl veꝛwandelt. Hier ſehen wir/ wie vergebens wir arme Men- ſchen bemuͤhet ſind/ wenn wir uns unterſtehen/ den Schluß zu meiden/ welchen das Verhaͤngniß in das Himmels-Buch mit ſolchen Ziffern/ wel- che nur die Goͤtter verſtehen/ eingeſchrieben hat. Dieſer/ welcher vor kurtzen Tagen als ein Uber- winder in Hoffnung auszog/ ſeinen Feind zu ſu- chen/ der hat ihn allzu zeitig gefunden/ und muß als ein Sclave in Feſſeln einher ziehen. Auff deſſen Winck vorhin viel tauſend Augen warte- ten/ der hat ietzo nicht Macht einem Buben zu be- fehlen: Ja welche ihn zuvor als einen GOtt an- be- X 4

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/347>, abgerufen am 22.11.2024.