Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. tapffer/ ja gantz verzweiffelt/ daß sie die Ankom-menden der Unsrigen alsobald in die Flucht schlu- gen/ und so lange die andern auffhielten/ biß die Batterie in Grund niedergerissen/ und alle Stü- cke verderbet waren. Nach welcher Helden-That sie sich fechtende zurücke/ und wieder in die Stadt begaben/ da sie doch nicht mehr als sieben hundert Mann verlohren hatten. Hingegen war unser Tyranne selbst mit einer Lantze in die Schulter verwundet/ der oberste Feld-Herr Xoram war geblieben/ und mit ihm funfftzehen tausend Mann. Ja was noch mehr/ sie hatten acht hundert Bra- maner und viertzig Elephanten gefangen mit in die Stadt genommen. Dieser Verlust schmertz- te den Chaumigrem dermassen/ daß er solchen kurtzum den Hauptleuten beymessen wolte/ und alle diejenigen/ welche damals die Wache gehabt hatten/ in zwey tausend Mann niederhauen ließ. Auff dieses Nacht-Stücke hielten sich die Belä- gerten zehen gantzer Tage stille/ und liessen uns Zeit/ wohl zu bedencken/ was vor eine gefährliche Sache es um die Sicherheit im Kriege sey/ wie man seinen Feind nicht verachten solle/ und wie alle Macht und Gewalt seine umschrenckte Masse ha- be. Dennalle Verachtung bringt Sicherheit/ Si- cherheit Gefahr/ und diese den Tod. Ja die Ver- achtung des Feindes ist eine Vorläufferin der Niederlage/ welches wir vor dißmal mit unserm Blute bezeugen kunten. Wo aber Gefahr von aussem/ und Verrätherey von innen blitzet/ da muß
Der Aſiatiſchen Baniſe. tapffer/ ja gantz verzweiffelt/ daß ſie die Ankom-menden der Unſrigen alſobald in die Flucht ſchlu- gen/ und ſo lange die andern auffhielten/ biß die Batterie in Grund niedergeriſſen/ und alle Stuͤ- cke verderbet waren. Nach welcher Helden-That ſie ſich fechtende zuruͤcke/ und wieder in die Stadt begaben/ da ſie doch nicht mehr als ſieben hundert Mann verlohren hatten. Hingegen war unſer Tyranne ſelbſt mit einer Lantze in die Schulter verwundet/ der oberſte Feld-Herr Xoram war geblieben/ und mit ihm funfftzehen tauſend Mann. Ja was noch mehr/ ſie hatten acht hundert Bra- maner und viertzig Elephanten gefangen mit in die Stadt genommen. Dieſer Verluſt ſchmertz- te den Chaumigrem dermaſſen/ daß er ſolchen kurtzum den Hauptleuten beymeſſen wolte/ und alle diejenigen/ welche damals die Wache gehabt hatten/ in zwey tauſend Mann niederhauen ließ. Auff dieſes Nacht-Stuͤcke hielten ſich die Belaͤ- gerten zehen gantzer Tage ſtille/ und lieſſen uns Zeit/ wohl zu bedencken/ was vor eine gefaͤhrliche Sache es um die Sicherheit im Kriege ſey/ wie man ſeinen Feind nicht verachten ſolle/ und wie alle Macht und Gewalt ſeine umſchrenckte Maſſe ha- be. Dennalle Verachtung bringt Sicherheit/ Si- cherheit Gefahr/ und dieſe den Tod. Ja die Ver- achtung des Feindes iſt eine Vorlaͤufferin der Niederlage/ welches wir vor dißmal mit unſerm Blute bezeugen kunten. Wo aber Gefahr von auſſem/ und Verraͤtherey von innen blitzet/ da muß
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
tapffer/ ja gantz verzweiffelt/ daß ſie die Ankom-
menden der Unſrigen alſobald in die Flucht ſchlu-
gen/ und ſo lange die andern auffhielten/ biß die
Batterie in Grund niedergeriſſen/ und alle Stuͤ-
cke verderbet waren. Nach welcher Helden-That
ſie ſich fechtende zuruͤcke/ und wieder in die Stadt
begaben/ da ſie doch nicht mehr als ſieben hundert
Mann verlohren hatten. Hingegen war unſer
Tyranne ſelbſt mit einer Lantze in die Schulter
verwundet/ der oberſte Feld-Herr Xoram war
geblieben/ und mit ihm funfftzehen tauſend Mann.
Ja was noch mehr/ ſie hatten acht hundert Bra-
maner und viertzig Elephanten gefangen mit in
die Stadt genommen. Dieſer Verluſt ſchmertz-
te den Chaumigrem dermaſſen/ daß er ſolchen
kurtzum den Hauptleuten beymeſſen wolte/ und
alle diejenigen/ welche damals die Wache gehabt
hatten/ in zwey tauſend Mann niederhauen ließ.
Auff dieſes Nacht-Stuͤcke hielten ſich die Belaͤ-
gerten zehen gantzer Tage ſtille/ und lieſſen uns
Zeit/ wohl zu bedencken/ was vor eine gefaͤhrliche
Sache es um die Sicherheit im Kriege ſey/ wie
man ſeinen Feind nicht verachten ſolle/ und wie alle
Macht und Gewalt ſeine umſchrenckte Maſſe ha-
be. Dennalle Verachtung bringt Sicherheit/ Si-
cherheit Gefahr/ und dieſe den Tod. Ja die Ver-
achtung des Feindes iſt eine Vorlaͤufferin der
Niederlage/ welches wir vor dißmal mit unſerm
Blute bezeugen kunten. Wo aber Gefahr von
auſſem/ und Verraͤtherey von innen blitzet/ da
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