Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. wieder eingeschlaffen schien. Jndem aber Tale-mon durch eilende Uuvorsichtigkeit eine Lampe herunter stieß/ wachte der Printz über solchem Ge- töse auf/ und wündschte/ so bald er den Talemon erblickte/ ihm einen beglückten Morgen/ zugleich danckende/ daß er ihn von einem schweren Trau- me entlediget hätte/ welcher ihn nicht unbillich be- kümmerte/ und ein schmertzliches Nachdencken verursachte. Talemon war begierig/ solchen Traum zu wissen: Dannenhero solchen Balacin folgender Gestalt erzehlete: Es ist mir die unver- gleichliche Banise vor wenig Stunden erschienen: Da ich bemerckte/ wie sie mir mit thränenden Au- gen und ringenden Händen zuwinckte/ und mich/ weil sie mit vielen grimmigen Elephanten umge- ben war/ gleichsam um schleunige Hülffe aufs be- weglichste anflehete. Als ich mich nun bemühe- te die Elephanten mit viel schmeichelnden Wor- ten/ und vorhaltendem Futter/ zu besänfftigen: erwischte ich die Princeßin bey der Hand/ und schien es/ als ob wir durch eine sanffte Lufft denen Elephanten aus den Augen geführet würden. So hoch mich nun diese vermeinte Besitzung ver- gnügte/ so hefftig ward ich bestürtzt/ als mich dauchte: wie mir durch eine starcke Flamme die Princeßin von der Hand geraubet würde. Da ich ihr nun mit kläglichen Geberden nachfolgete/ und sie wehmüthigst suchte/ erblickte ich sie zwar wiederum: muste aber mit bekümmerten Augen ansehen/ wie mich ein breiter Fluß verhinderte/ zu ihr
Der Aſiatiſchen Baniſe. wieder eingeſchlaffen ſchien. Jndem aber Tale-mon durch eilende Uuvorſichtigkeit eine Lampe herunter ſtieß/ wachte der Printz uͤber ſolchem Ge- toͤſe auf/ und wuͤndſchte/ ſo bald er den Talemon erblickte/ ihm einen begluͤckten Morgen/ zugleich danckende/ daß er ihn von einem ſchweren Trau- me entlediget haͤtte/ welcher ihn nicht unbillich be- kuͤmmerte/ und ein ſchmertzliches Nachdencken verurſachte. Talemon war begierig/ ſolchen Traum zu wiſſen: Dannenhero ſolchen Balacin folgender Geſtalt erzehlete: Es iſt mir die unver- gleichliche Baniſe vor wenig Stunden erſchienen: Da ich bemerckte/ wie ſie mir mit thraͤnenden Au- gen und ringenden Haͤnden zuwinckte/ und mich/ weil ſie mit vielen grimmigen Elephanten umge- ben war/ gleichſam um ſchleunige Huͤlffe aufs be- weglichſte anflehete. Als ich mich nun bemuͤhe- te die Elephanten mit viel ſchmeichelnden Wor- ten/ und vorhaltendem Futter/ zu beſaͤnfftigen: erwiſchte ich die Princeßin bey der Hand/ und ſchien es/ als ob wir durch eine ſanffte Lufft denen Elephanten aus den Augen gefuͤhret wuͤrden. So hoch mich nun dieſe vermeinte Beſitzung ver- gnuͤgte/ ſo hefftig ward ich beſtuͤrtzt/ als mich dauchte: wie mir durch eine ſtarcke Flamme die Princeßin von der Hand geraubet wuͤrde. Da ich ihr nun mit klaͤglichen Geberden nachfolgete/ und ſie wehmuͤthigſt ſuchte/ erblickte ich ſie zwar wiederum: muſte aber mit bekuͤmmerten Augen anſehen/ wie mich ein breiter Fluß verhinderte/ zu ihr
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
wieder eingeſchlaffen ſchien. Jndem aber Tale-
mon durch eilende Uuvorſichtigkeit eine Lampe
herunter ſtieß/ wachte der Printz uͤber ſolchem Ge-
toͤſe auf/ und wuͤndſchte/ ſo bald er den Talemon
erblickte/ ihm einen begluͤckten Morgen/ zugleich
danckende/ daß er ihn von einem ſchweren Trau-
me entlediget haͤtte/ welcher ihn nicht unbillich be-
kuͤmmerte/ und ein ſchmertzliches Nachdencken
verurſachte. Talemon war begierig/ ſolchen
Traum zu wiſſen: Dannenhero ſolchen Balacin
folgender Geſtalt erzehlete: Es iſt mir die unver-
gleichliche Baniſe vor wenig Stunden erſchienen:
Da ich bemerckte/ wie ſie mir mit thraͤnenden Au-
gen und ringenden Haͤnden zuwinckte/ und mich/
weil ſie mit vielen grimmigen Elephanten umge-
ben war/ gleichſam um ſchleunige Huͤlffe aufs be-
weglichſte anflehete. Als ich mich nun bemuͤhe-
te die Elephanten mit viel ſchmeichelnden Wor-
ten/ und vorhaltendem Futter/ zu beſaͤnfftigen:
erwiſchte ich die Princeßin bey der Hand/ und
ſchien es/ als ob wir durch eine ſanffte Lufft denen
Elephanten aus den Augen gefuͤhret wuͤrden.
So hoch mich nun dieſe vermeinte Beſitzung ver-
gnuͤgte/ ſo hefftig ward ich beſtuͤrtzt/ als mich
dauchte: wie mir durch eine ſtarcke Flamme die
Princeßin von der Hand geraubet wuͤrde. Da
ich ihr nun mit klaͤglichen Geberden nachfolgete/
und ſie wehmuͤthigſt ſuchte/ erblickte ich ſie zwar
wiederum: muſte aber mit bekuͤmmerten Augen
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