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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
erfüllet sey. Brama nennet uns seinen Erb-
Herrn/ Pegu küsset uns als Uberwinder/ Siam
und Ava erzitttern vor diesem siegreichen Stahl/
ja gantz Jndien windet bereits Lorbeer-Kräntze/
uns als einen Beherrscher gantz Asiens/ fußfällig
zu beehren/ so bald nur unser mächtiger Fuß die
Gräntzen berühren wird. Solchen herrlichen
Sieg nun hat unsere Tapfferkeit/ die Sicherheit
aber und Erhaltung des eroberten Throns die
höchst-benöthigte Unbarmhertzigkeit zuwege ge-
bracht. Denn euch/ O ihr Götter/ dancken wir
billich/ daß ihr unser Hertze von Stahl/ und un-
sere Seele unempfindlich erschaffen habet. Ge-
wiß/ die Bestraffung des Reiches Martabane/ die
rechtmäßige Ausrottung des Peguanischen
Stammes/ und die letztere Rache an der Stadt
Prom ist uns die schönste Augen-Lust/ und das
Wehklagen der Alten ein erfreulicher Spott ge-
wesen. Ja es kunte uns auch so gar nicht die
Schönheit so vieler Weiber und Jungfrauen/
vielweniger das Winseln und Schreyen der klei-
nen Kinder bewegen/ daß wir uns vielmehr die
Beschleunigung ihres Todes deßwegen gereuen
lassen/ weil wir unsern Augen die Vergnügung
an ihrer Qvaal allzu geschwinde entzogen haben.
Welches warlich eine recht Königliche Großmuth
zu nennen ist. Diese Staats-Regul hat uns der
Himmel eingepflantzet/ daß man eine Crone zu
erwerben/ oder einen Thron zu erhalten/ seine Zäh-
ne in das väterliche Hertze setzen/ und auch der

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A a 2

Anderes Buch.
erfuͤllet ſey. Brama nennet uns ſeinen Erb-
Herrn/ Pegu kuͤſſet uns als Uberwinder/ Siam
und Ava erzitttern vor dieſem ſiegreichen Stahl/
ja gantz Jndien windet bereits Lorbeer-Kraͤntze/
uns als einen Beherrſcher gantz Aſiens/ fußfaͤllig
zu beehren/ ſo bald nur unſer maͤchtiger Fuß die
Graͤntzen beruͤhren wird. Solchen herrlichen
Sieg nun hat unſere Tapfferkeit/ die Sicherheit
aber und Erhaltung des eroberten Throns die
hoͤchſt-benoͤthigte Unbarmhertzigkeit zuwege ge-
bracht. Denn euch/ O ihr Goͤtter/ dancken wir
billich/ daß ihr unſer Hertze von Stahl/ und un-
ſere Seele unempfindlich erſchaffen habet. Ge-
wiß/ die Beſtraffung des Reiches Martabane/ die
rechtmaͤßige Ausrottung des Peguaniſchen
Stammes/ und die letztere Rache an der Stadt
Prom iſt uns die ſchoͤnſte Augen-Luſt/ und das
Wehklagen der Alten ein erfreulicher Spott ge-
weſen. Ja es kunte uns auch ſo gar nicht die
Schoͤnheit ſo vieler Weiber und Jungfrauen/
vielweniger das Winſeln und Schreyen der klei-
nen Kinder bewegen/ daß wir uns vielmehr die
Beſchleunigung ihres Todes deßwegen gereuen
laſſen/ weil wir unſern Augen die Vergnuͤgung
an ihrer Qvaal allzu geſchwinde entzogen haben.
Welches warlich eine recht Koͤnigliche Großmuth
zu nennen iſt. Dieſe Staats-Regul hat uns der
Himmel eingepflantzet/ daß man eine Crone zu
erwerben/ oder einen Thron zu erhalten/ ſeine Zaͤh-
ne in das vaͤterliche Hertze ſetzen/ und auch der

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[371/0391] Anderes Buch. erfuͤllet ſey. Brama nennet uns ſeinen Erb- Herrn/ Pegu kuͤſſet uns als Uberwinder/ Siam und Ava erzitttern vor dieſem ſiegreichen Stahl/ ja gantz Jndien windet bereits Lorbeer-Kraͤntze/ uns als einen Beherrſcher gantz Aſiens/ fußfaͤllig zu beehren/ ſo bald nur unſer maͤchtiger Fuß die Graͤntzen beruͤhren wird. Solchen herrlichen Sieg nun hat unſere Tapfferkeit/ die Sicherheit aber und Erhaltung des eroberten Throns die hoͤchſt-benoͤthigte Unbarmhertzigkeit zuwege ge- bracht. Denn euch/ O ihr Goͤtter/ dancken wir billich/ daß ihr unſer Hertze von Stahl/ und un- ſere Seele unempfindlich erſchaffen habet. Ge- wiß/ die Beſtraffung des Reiches Martabane/ die rechtmaͤßige Ausrottung des Peguaniſchen Stammes/ und die letztere Rache an der Stadt Prom iſt uns die ſchoͤnſte Augen-Luſt/ und das Wehklagen der Alten ein erfreulicher Spott ge- weſen. Ja es kunte uns auch ſo gar nicht die Schoͤnheit ſo vieler Weiber und Jungfrauen/ vielweniger das Winſeln und Schreyen der klei- nen Kinder bewegen/ daß wir uns vielmehr die Beſchleunigung ihres Todes deßwegen gereuen laſſen/ weil wir unſern Augen die Vergnuͤgung an ihrer Qvaal allzu geſchwinde entzogen haben. Welches warlich eine recht Koͤnigliche Großmuth zu nennen iſt. Dieſe Staats-Regul hat uns der Himmel eingepflantzet/ daß man eine Crone zu erwerben/ oder einen Thron zu erhalten/ ſeine Zaͤh- ne in das vaͤterliche Hertze ſetzen/ und auch der muͤt- A a 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/391>, abgerufen am 23.11.2024.