Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. sey/ womit dieses Reich um seiner Sünden willenheimgesuchet/ und der unglückselige Stamm des Xemindo gäntzlich ausgerottet worden. Sol- ches nun wolle E. M. ja nicht eigner Macht noch Tapfferkeit zuschreiben/ sondern vielmehr wissen/ daß GOtt und das Verhängniß dieses Schwerdt oder Ruthe/ als mächtige Hände/ regieren. Die Worte in dem abgefasseten Urthel zu Martaba- ne/ welche sagen: Jedermänniglichen sey kund diß Blut-Urtheil/ welches der lebendige GOtt verhänget/ entdecken öffentlich/ wer es sey/ der die- se grausame Schlachten eurer Hand erlaubet. Xemindo würde sich gewiß bey vorigem Zustande nichts haben nehmen lassen: Und schiene es vor Menschlichen Augen unmöglich zu seyn/ daß er durch die anfangs schwach-scheinende Waffen von Brama dermassen solte gestürtzet/ ausgerot- tet/ und so Reichs-als Lebens verlustig gemacht werden. Xemindo/ ja Xemindo/ das unglückse- lige Beyspiel aller Regenten/ ist der Spiegel/ wel- chen die Zeit und das Verhängniß E. M. vorhal- ten/ sich darinnen wolzu besehen/ und zu bedencken: Das Glück sey eine Tochter des Schicksals/ um welche man zwar freyen/ nicht aber sich vermäh- len könne. Denn wer die ewige Bewegligkeit der Winde stillen/ den Monden mit der Hand be- greiffen/ und das wandelbare Glück zum Stande bringen wil/ der thut einerley und verlohrne Ar- beit. Zu dem ist keine Art des Glückes dem Un- bestande mehr unterworffen/ als die gekrönte Glück- A a 5
Anderes Buch. ſey/ womit dieſes Reich um ſeiner Suͤnden willenheimgeſuchet/ und der ungluͤckſelige Stamm des Xemindo gaͤntzlich ausgerottet worden. Sol- ches nun wolle E. M. ja nicht eigner Macht noch Tapfferkeit zuſchreiben/ ſondern vielmehr wiſſen/ daß GOtt und das Verhaͤngniß dieſes Schwerdt oder Ruthe/ als maͤchtige Haͤnde/ regieren. Die Worte in dem abgefaſſeten Urthel zu Martaba- ne/ welche ſagen: Jedermaͤnniglichen ſey kund diß Blut-Urtheil/ welches der lebendige GOtt verhaͤnget/ entdecken oͤffentlich/ wer es ſey/ der die- ſe grauſame Schlachten eurer Hand erlaubet. Xemindo wuͤrde ſich gewiß bey vorigem Zuſtande nichts haben nehmen laſſen: Und ſchiene es vor Menſchlichen Augen unmoͤglich zu ſeyn/ daß er durch die anfangs ſchwach-ſcheinende Waffen von Brama dermaſſen ſolte geſtuͤrtzet/ ausgerot- tet/ und ſo Reichs-als Lebens verluſtig gemacht werden. Xemindo/ ja Xemindo/ das ungluͤckſe- lige Beyſpiel aller Regenten/ iſt der Spiegel/ wel- chen die Zeit und das Verhaͤngniß E. M. vorhal- ten/ ſich darinnen wolzu beſehen/ und zu bedencken: Das Gluͤck ſey eine Tochter des Schickſals/ um welche man zwar freyen/ nicht aber ſich vermaͤh- len koͤnne. Denn wer die ewige Bewegligkeit der Winde ſtillen/ den Monden mit der Hand be- greiffen/ und das wandelbare Gluͤck zum Stande bringen wil/ der thut einerley und verlohrne Ar- beit. Zu dem iſt keine Art des Gluͤckes dem Un- beſtande mehr unterworffen/ als die gekroͤnte Gluͤck- A a 5
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Anderes Buch.
ſey/ womit dieſes Reich um ſeiner Suͤnden willen
heimgeſuchet/ und der ungluͤckſelige Stamm des
Xemindo gaͤntzlich ausgerottet worden. Sol-
ches nun wolle E. M. ja nicht eigner Macht noch
Tapfferkeit zuſchreiben/ ſondern vielmehr wiſſen/
daß GOtt und das Verhaͤngniß dieſes Schwerdt
oder Ruthe/ als maͤchtige Haͤnde/ regieren. Die
Worte in dem abgefaſſeten Urthel zu Martaba-
ne/ welche ſagen: Jedermaͤnniglichen ſey kund
diß Blut-Urtheil/ welches der lebendige GOtt
verhaͤnget/ entdecken oͤffentlich/ wer es ſey/ der die-
ſe grauſame Schlachten eurer Hand erlaubet.
Xemindo wuͤrde ſich gewiß bey vorigem Zuſtande
nichts haben nehmen laſſen: Und ſchiene es vor
Menſchlichen Augen unmoͤglich zu ſeyn/ daß er
durch die anfangs ſchwach-ſcheinende Waffen
von Brama dermaſſen ſolte geſtuͤrtzet/ ausgerot-
tet/ und ſo Reichs-als Lebens verluſtig gemacht
werden. Xemindo/ ja Xemindo/ das ungluͤckſe-
lige Beyſpiel aller Regenten/ iſt der Spiegel/ wel-
chen die Zeit und das Verhaͤngniß E. M. vorhal-
ten/ ſich darinnen wolzu beſehen/ und zu bedencken:
Das Gluͤck ſey eine Tochter des Schickſals/ um
welche man zwar freyen/ nicht aber ſich vermaͤh-
len koͤnne. Denn wer die ewige Bewegligkeit
der Winde ſtillen/ den Monden mit der Hand be-
greiffen/ und das wandelbare Gluͤck zum Stande
bringen wil/ der thut einerley und verlohrne Ar-
beit. Zu dem iſt keine Art des Gluͤckes dem Un-
beſtande mehr unterworffen/ als die gekroͤnte
Gluͤck-
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