Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. auff den Halß zeucht. Was Rechte? WasTreu und Glauben? endigte Chaumigrem diese Rede/ welche ihm gar nicht anständig war/ wenn wir durch solche Gelegenheit dem Volcke das Schwerdt in die Hand geben/ uns den Halß zu brechen/ so seyd ihr alsdenn viel zu unvermögen/ uns zuhelffen. Darum antwortet nach unserm Willen. Hier nahm sich nun der Rolim Gele- genheit/ die von der Fräulein von Anseda entdeck- te Heimligkeit zu hinterbringen/ welches er aber auff dunckele Art vorzubringen bemühet war/ in- dem ersagte: Weil denn J. M. um die Sicher- heit ihres Staats allzu sehr bekümmert seyn/ und sie ein treues Beyrathen von meiner Politischen Unvermögenheit erfodern/ so sehe ich wol aus dem Liechte eines reiffern Nachdenckens/ nachdem durch der Götter Verhängniß der gantze Männ- liche Stamm von Xemindo dermassen seinen Un- tergang empfunden/ daß auch nicht ein einiger mehr verhanden sey/ auff welchen das unwillige Volck einig Absehen haben könte/ wie es höchst von nöthen sey/ sich auch durch den Tod eines Frauenzimmers den Weg zur vollkommenen Sicherheit zu bahnen. Weil nun diese Rede dem Chaumigrem zu dunckel schien/ als begehrte er eine deutlichere Erklärung hiervon/ welches iedoch der Rolim nicht viel klärer von sich gab. Jch mey- ne/ sagte er/ des Xemindo Stamm muß auch in dem Weiblichen Geschlechte nicht verschonet werden. Denn die Princeßin/ welche bey Lebens- zeit
Anderes Buch. auff den Halß zeucht. Was Rechte? WasTreu und Glauben? endigte Chaumigrem dieſe Rede/ welche ihm gar nicht anſtaͤndig war/ wenn wir durch ſolche Gelegenheit dem Volcke das Schwerdt in die Hand geben/ uns den Halß zu brechen/ ſo ſeyd ihr alsdenn viel zu unvermoͤgen/ uns zuhelffen. Darum antwortet nach unſerm Willen. Hier nahm ſich nun der Rolim Gele- genheit/ die von der Fraͤulein von Anſeda entdeck- te Heimligkeit zu hinterbringen/ welches er aber auff dunckele Art vorzubringen bemuͤhet war/ in- dem erſagte: Weil denn J. M. um die Sicher- heit ihres Staats allzu ſehr bekuͤmmert ſeyn/ und ſie ein treues Beyrathen von meiner Politiſchen Unvermoͤgenheit erfodern/ ſo ſehe ich wol aus dem Liechte eines reiffern Nachdenckens/ nachdem durch der Goͤtter Verhaͤngniß der gantze Maͤnn- liche Stamm von Xemindo dermaſſen ſeinen Un- tergang empfunden/ daß auch nicht ein einiger mehr verhanden ſey/ auff welchen das unwillige Volck einig Abſehen haben koͤnte/ wie es hoͤchſt von noͤthen ſey/ ſich auch durch den Tod eines Frauenzimmers den Weg zur vollkommenen Sicherheit zu bahnen. Weil nun dieſe Rede dem Chaumigrem zu dunckel ſchien/ als begehrte er eine deutlichere Erklaͤrung hiervon/ welches iedoch der Rolim nicht viel klaͤrer von ſich gab. Jch mey- ne/ ſagte er/ des Xemindo Stamm muß auch in dem Weiblichen Geſchlechte nicht verſchonet werden. Denn die Princeßin/ welche bey Lebens- zeit
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Anderes Buch.
auff den Halß zeucht. Was Rechte? Was
Treu und Glauben? endigte Chaumigrem dieſe
Rede/ welche ihm gar nicht anſtaͤndig war/ wenn
wir durch ſolche Gelegenheit dem Volcke das
Schwerdt in die Hand geben/ uns den Halß zu
brechen/ ſo ſeyd ihr alsdenn viel zu unvermoͤgen/
uns zuhelffen. Darum antwortet nach unſerm
Willen. Hier nahm ſich nun der Rolim Gele-
genheit/ die von der Fraͤulein von Anſeda entdeck-
te Heimligkeit zu hinterbringen/ welches er aber
auff dunckele Art vorzubringen bemuͤhet war/ in-
dem erſagte: Weil denn J. M. um die Sicher-
heit ihres Staats allzu ſehr bekuͤmmert ſeyn/ und
ſie ein treues Beyrathen von meiner Politiſchen
Unvermoͤgenheit erfodern/ ſo ſehe ich wol aus dem
Liechte eines reiffern Nachdenckens/ nachdem
durch der Goͤtter Verhaͤngniß der gantze Maͤnn-
liche Stamm von Xemindo dermaſſen ſeinen Un-
tergang empfunden/ daß auch nicht ein einiger
mehr verhanden ſey/ auff welchen das unwillige
Volck einig Abſehen haben koͤnte/ wie es hoͤchſt
von noͤthen ſey/ ſich auch durch den Tod eines
Frauenzimmers den Weg zur vollkommenen
Sicherheit zu bahnen. Weil nun dieſe Rede dem
Chaumigrem zu dunckel ſchien/ als begehrte er
eine deutlichere Erklaͤrung hiervon/ welches iedoch
der Rolim nicht viel klaͤrer von ſich gab. Jch mey-
ne/ ſagte er/ des Xemindo Stamm muß auch in
dem Weiblichen Geſchlechte nicht verſchonet
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