Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. junge Natter/ und den gifftigen Uberrest des Xe-mindischen Ottergezüchts in tausend Stücke/ den Kopff bringet uns zum Zeugniß eines bessern Ge- horsams hieher. Welches der Unter-Feld-Herr Martong zu verrichten/ auff sich nehmen muste. Und so ward der unglückselige und getreue Aba- xar in das grausamste Gefängniß hingeführet/ welches alles/ ja die vor Augen schwebende grau- same Todes-Art ihm nicht so zu Hertzen gieng/ als der jämmerliche Untergang der schönen Princes- sin. Er versuchte den Martong auff unterschie- dene Art/ zu einiger Barmhertzigkeit zu bewegen/ und bemühete sich äuserst/ die Vollstreckung des grausamen Befehls nur noch in etwas auffzuzie- hen/ ob nicht die Götter des Tyrannen Hertze er- weichen möchten/ daß er sie nur zuvor zu sehen be- gehrte: Allein Martong spiegelte sich an des A- baxars Fall/ nnd eilte sonder einige Antwort mit ihm ins Gefängniß. Dem Ponnedro drang der Banisen Tod durch das Hertze/ und als sich nie- mand/ ausser dem Rolim/ mehr bey dem Chau- migrem befand/ kunte er sich unmöglich enthalten/ der armseligen Princeßin durch einige Vorbitte zu statten zu kommen/ und solte es auch sein Leben kosten. Dannenhero er sich auch mit demüthig- sten Geberden näherte/ und den Tyrannen also anredete: E. M. erlauben ihrem geringsten Die- ner/ dieses wenige beyzutragen/ daß ich aus blosser Liebe zur Warheit und mit verpflichtetem Her- tzen sagen dürffe/ es sey zwar das Käyserliche mir un-
Der Aſiatiſchen Baniſe. junge Natter/ und den gifftigen Uberreſt des Xe-mindiſchen Ottergezuͤchts in tauſend Stuͤcke/ den Kopff bringet uns zum Zeugniß eines beſſern Ge- horſams hieher. Welches der Unter-Feld-Herr Martong zu verrichten/ auff ſich nehmen muſte. Und ſo ward der ungluͤckſelige und getreue Aba- xar in das grauſamſte Gefaͤngniß hingefuͤhret/ welches alles/ ja die vor Augen ſchwebende grau- ſame Todes-Art ihm nicht ſo zu Hertzen gieng/ als der jaͤmmerliche Untergang der ſchoͤnen Princeſ- ſin. Er verſuchte den Martong auff unterſchie- dene Art/ zu einiger Barmhertzigkeit zu bewegen/ und bemuͤhete ſich aͤuſerſt/ die Vollſtreckung des grauſamen Befehls nur noch in etwas auffzuzie- hen/ ob nicht die Goͤtter des Tyrannen Hertze er- weichen moͤchten/ daß er ſie nur zuvor zu ſehen be- gehrte: Allein Martong ſpiegelte ſich an des A- baxars Fall/ nnd eilte ſonder einige Antwort mit ihm ins Gefaͤngniß. Dem Ponnedro drang der Baniſen Tod durch das Hertze/ und als ſich nie- mand/ auſſer dem Rolim/ mehr bey dem Chau- migꝛem befand/ kunte er ſich unmoͤglich enthalten/ der armſeligen Princeßin durch einige Vorbitte zu ſtatten zu kommen/ und ſolte es auch ſein Leben koſten. Dannenhero er ſich auch mit demuͤthig- ſten Geberden naͤherte/ und den Tyrannen alſo anredete: E. M. erlauben ihrem geringſten Die- ner/ dieſes wenige beyzutragen/ daß ich aus bloſſer Liebe zur Warheit und mit verpflichtetem Her- tzen ſagen duͤrffe/ es ſey zwar das Kaͤyſerliche mir un-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
junge Natter/ und den gifftigen Uberreſt des Xe-
mindiſchen Ottergezuͤchts in tauſend Stuͤcke/ den
Kopff bringet uns zum Zeugniß eines beſſern Ge-
horſams hieher. Welches der Unter-Feld-Herr
Martong zu verrichten/ auff ſich nehmen muſte.
Und ſo ward der ungluͤckſelige und getreue Aba-
xar in das grauſamſte Gefaͤngniß hingefuͤhret/
welches alles/ ja die vor Augen ſchwebende grau-
ſame Todes-Art ihm nicht ſo zu Hertzen gieng/ als
der jaͤmmerliche Untergang der ſchoͤnen Princeſ-
ſin. Er verſuchte den Martong auff unterſchie-
dene Art/ zu einiger Barmhertzigkeit zu bewegen/
und bemuͤhete ſich aͤuſerſt/ die Vollſtreckung des
grauſamen Befehls nur noch in etwas auffzuzie-
hen/ ob nicht die Goͤtter des Tyrannen Hertze er-
weichen moͤchten/ daß er ſie nur zuvor zu ſehen be-
gehrte: Allein Martong ſpiegelte ſich an des A-
baxars Fall/ nnd eilte ſonder einige Antwort mit
ihm ins Gefaͤngniß. Dem Ponnedro drang der
Baniſen Tod durch das Hertze/ und als ſich nie-
mand/ auſſer dem Rolim/ mehr bey dem Chau-
migꝛem befand/ kunte er ſich unmoͤglich enthalten/
der armſeligen Princeßin durch einige Vorbitte
zu ſtatten zu kommen/ und ſolte es auch ſein Leben
koſten. Dannenhero er ſich auch mit demuͤthig-
ſten Geberden naͤherte/ und den Tyrannen alſo
anredete: E. M. erlauben ihrem geringſten Die-
ner/ dieſes wenige beyzutragen/ daß ich aus bloſſer
Liebe zur Warheit und mit verpflichtetem Her-
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