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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
bemühet sich vergebens/ erwiederte Chaumigrem
mit bereit entflammten Hertzen/ holdselige Prin-
ceßin/ durch ihre harte Worte mich zu einiger Un-
gedult oder Zorn zu bewegen. Sie geust vielmehr
Oel in das bereits lodernde Liebes-Feuer/ indem
auch diese Entrüstung ihre Anmuth um ein gros-
ses vermehret. Ach wolten die Götter/ fuhr die
ungedultige Banise fort/ ich könte eine lebendige
Hölle vorstellen/ so wolte ich mich glückselig schä-
tzen/ wenn ich durch deinen Untergang/ du Blut-
hund/ die süsse Selbst-Rache befördern könte.
Allein weder diese noch andere Schmähe-Worte
waren mächtig genung/ seine Glut zu dämpffen/
welcher sich nunmehr auff das empfindlichste ge-
rühret befand/ und sich feste entschlossen hatte/ ih-
rer Liebe in kurtzem durch Bitten oder Gewalt/
theilhafftig zu werden. Dannenhero er ihr eine
kurtze Bedenck-Zeit mit diesen Worten ertheile-
te. Weibliche Gemüther sind leicht in Harnisch
zu jagen. Jch habe aber gute Hoffnung/ der A-
bend werde mir gewehren/ was der Morgen ver-
weigert hat. Jch will ihr sechs Tage Bedenck-
Zeit erlauben/ so wohl der ersten Hitze einige Aus-
flucht zu gönnen/ als auch wohl zu überlegen/ ob
nach verschwundener Hoffnung aller Hülffe/ des
Käysers Haß oder Liebe zu wehlen sey. Jnzwi-
schen binden wir euch/ Ponnedro/ diese Schöne
auff eure Seele/ lasset das schönste Zimmer zu
ihrer Wohnung/ und Königliche Auffwartung
zu ihrem Dienste bestellen. Nach sechs Tagen

hof-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
bemuͤhet ſich vergebens/ erwiederte Chaumigrem
mit bereit entflammten Hertzen/ holdſelige Prin-
ceßin/ durch ihre harte Worte mich zu einiger Un-
gedult oder Zorn zu bewegen. Sie geuſt vielmehr
Oel in das bereits lodernde Liebes-Feuer/ indem
auch dieſe Entruͤſtung ihre Anmuth um ein groſ-
ſes vermehret. Ach wolten die Goͤtter/ fuhr die
ungedultige Baniſe fort/ ich koͤnte eine lebendige
Hoͤlle vorſtellen/ ſo wolte ich mich gluͤckſelig ſchaͤ-
tzen/ wenn ich durch deinen Untergang/ du Blut-
hund/ die ſuͤſſe Selbſt-Rache befoͤrdern koͤnte.
Allein weder dieſe noch andere Schmaͤhe-Worte
waren maͤchtig genung/ ſeine Glut zu daͤmpffen/
welcher ſich nunmehr auff das empfindlichſte ge-
ruͤhret befand/ und ſich feſte entſchloſſen hatte/ ih-
rer Liebe in kurtzem durch Bitten oder Gewalt/
theilhafftig zu werden. Dannenhero er ihr eine
kurtze Bedenck-Zeit mit dieſen Worten ertheile-
te. Weibliche Gemuͤther ſind leicht in Harniſch
zu jagen. Jch habe aber gute Hoffnung/ der A-
bend werde mir gewehren/ was der Morgen ver-
weigert hat. Jch will ihr ſechs Tage Bedenck-
Zeit erlauben/ ſo wohl der erſten Hitze einige Aus-
flucht zu goͤnnen/ als auch wohl zu uͤberlegen/ ob
nach verſchwundener Hoffnung aller Huͤlffe/ des
Kaͤyſers Haß oder Liebe zu wehlen ſey. Jnzwi-
ſchen binden wir euch/ Ponnedro/ dieſe Schoͤne
auff eure Seele/ laſſet das ſchoͤnſte Zimmer zu
ihrer Wohnung/ und Koͤnigliche Auffwartung
zu ihrem Dienſte beſtellen. Nach ſechs Tagen

hof-
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[394/0414] Der Aſiatiſchen Baniſe. bemuͤhet ſich vergebens/ erwiederte Chaumigrem mit bereit entflammten Hertzen/ holdſelige Prin- ceßin/ durch ihre harte Worte mich zu einiger Un- gedult oder Zorn zu bewegen. Sie geuſt vielmehr Oel in das bereits lodernde Liebes-Feuer/ indem auch dieſe Entruͤſtung ihre Anmuth um ein groſ- ſes vermehret. Ach wolten die Goͤtter/ fuhr die ungedultige Baniſe fort/ ich koͤnte eine lebendige Hoͤlle vorſtellen/ ſo wolte ich mich gluͤckſelig ſchaͤ- tzen/ wenn ich durch deinen Untergang/ du Blut- hund/ die ſuͤſſe Selbſt-Rache befoͤrdern koͤnte. Allein weder dieſe noch andere Schmaͤhe-Worte waren maͤchtig genung/ ſeine Glut zu daͤmpffen/ welcher ſich nunmehr auff das empfindlichſte ge- ruͤhret befand/ und ſich feſte entſchloſſen hatte/ ih- rer Liebe in kurtzem durch Bitten oder Gewalt/ theilhafftig zu werden. Dannenhero er ihr eine kurtze Bedenck-Zeit mit dieſen Worten ertheile- te. Weibliche Gemuͤther ſind leicht in Harniſch zu jagen. Jch habe aber gute Hoffnung/ der A- bend werde mir gewehren/ was der Morgen ver- weigert hat. Jch will ihr ſechs Tage Bedenck- Zeit erlauben/ ſo wohl der erſten Hitze einige Aus- flucht zu goͤnnen/ als auch wohl zu uͤberlegen/ ob nach verſchwundener Hoffnung aller Huͤlffe/ des Kaͤyſers Haß oder Liebe zu wehlen ſey. Jnzwi- ſchen binden wir euch/ Ponnedro/ dieſe Schoͤne auff eure Seele/ laſſet das ſchoͤnſte Zimmer zu ihrer Wohnung/ und Koͤnigliche Auffwartung zu ihrem Dienſte beſtellen. Nach ſechs Tagen hof-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/414>, abgerufen am 15.08.2024.