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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
auf diesen Jrrweg und in solche Wehmuth gera-
then dürffen? Ach wehe mir! Jch bin die einige
Ursache/ daß Banise verlohren ist. Allein/ solte
auch dein Arm so mächtig gewesen seyn/ deine
Princeßin aus der Hand so viel Jäger zu erretten?
Jedoch hättest du zu Bezeugung deiner wahren
Liebe dein Blut vor ihren Augen auffopffern/ und
vor ihre Wohlfahrt sterben sollen. Was wäre
ihr aber mit meinem Tode gedienet gewesen/ wenn
sie hingegen im Leben/ dem Tyrannen in Armen/
und von aller Welt verlassen geblieben wäre. Auf
derowegen mein Geist/ und erkenne diese Ver-
blendung vor eine Schickung der Götter/ welche
dein Leben vor die Princeßin sparen wollen. Denn
gewiß/ lebendig hätten auch die Höllen-Geister
sie nicht sollen aus meinen Armen reissen: Nach-
dem ich mich aber in der Freyheit und in dem Zu-
stande befinde/ daß/ wo kluge List fehl schläget/ ich
solche durch tapffere Gewalt ersetzen könne: so
will ich keinen Augenblick säumen/ die von dem
Himmel geschenckten Zepter ergreiffen/ gantz
Pegu mit Blut und Brand übersch wemmen/ und
mich nicht eher versöhnen lassen/ biß die himmli-
sche Banise mit unbeflecktem Leibe und Gemüthe
meiner Macht überliefert wird. Die Götter ste-
hen dir/ wertheste Banise/ indessen bey/ verhin-
dern des Tyrannen unkeusche Anschläge/ und be-
schützen dein Leben. Mit welchen Worten er
sich wieder zu Pferde/ und nach dem Orte der ge-
ruheten Klepper begab/ vermittelst derer er in mög-

lich-
F f 2

Anderes Buch.
auf dieſen Jrrweg und in ſolche Wehmuth gera-
then duͤrffen? Ach wehe mir! Jch bin die einige
Urſache/ daß Baniſe verlohren iſt. Allein/ ſolte
auch dein Arm ſo maͤchtig geweſen ſeyn/ deine
Princeßin aus der Hand ſo viel Jaͤger zu erretten?
Jedoch haͤtteſt du zu Bezeugung deiner wahren
Liebe dein Blut vor ihren Augen auffopffern/ und
vor ihre Wohlfahrt ſterben ſollen. Was waͤre
ihr aber mit meinem Tode gedienet geweſen/ wenn
ſie hingegen im Leben/ dem Tyrannen in Armen/
und von aller Welt verlaſſen geblieben waͤre. Auf
derowegen mein Geiſt/ und erkenne dieſe Ver-
blendung vor eine Schickung der Goͤtter/ welche
dein Leben vor die Princeßin ſparen wollen. Deñ
gewiß/ lebendig haͤtten auch die Hoͤllen-Geiſter
ſie nicht ſollen aus meinen Armen reiſſen: Nach-
dem ich mich aber in der Freyheit und in dem Zu-
ſtande befinde/ daß/ wo kluge Liſt fehl ſchlaͤget/ ich
ſolche durch tapffere Gewalt erſetzen koͤnne: ſo
will ich keinen Augenblick ſaͤumen/ die von dem
Himmel geſchenckten Zepter ergreiffen/ gantz
Pegu mit Blut und Brand uͤberſch wemmen/ und
mich nicht eher verſoͤhnen laſſen/ biß die himmli-
ſche Baniſe mit unbeflecktem Leibe und Gemuͤthe
meiner Macht uͤberliefert wird. Die Goͤtter ſte-
hen dir/ wertheſte Baniſe/ indeſſen bey/ verhin-
dern des Tyrannen unkeuſche Anſchlaͤge/ und be-
ſchuͤtzen dein Leben. Mit welchen Worten er
ſich wieder zu Pferde/ und nach dem Orte der ge-
ruheten Klepper begab/ vermittelſt deꝛer er in moͤg-

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[451/0471] Anderes Buch. auf dieſen Jrrweg und in ſolche Wehmuth gera- then duͤrffen? Ach wehe mir! Jch bin die einige Urſache/ daß Baniſe verlohren iſt. Allein/ ſolte auch dein Arm ſo maͤchtig geweſen ſeyn/ deine Princeßin aus der Hand ſo viel Jaͤger zu erretten? Jedoch haͤtteſt du zu Bezeugung deiner wahren Liebe dein Blut vor ihren Augen auffopffern/ und vor ihre Wohlfahrt ſterben ſollen. Was waͤre ihr aber mit meinem Tode gedienet geweſen/ wenn ſie hingegen im Leben/ dem Tyrannen in Armen/ und von aller Welt verlaſſen geblieben waͤre. Auf derowegen mein Geiſt/ und erkenne dieſe Ver- blendung vor eine Schickung der Goͤtter/ welche dein Leben vor die Princeßin ſparen wollen. Deñ gewiß/ lebendig haͤtten auch die Hoͤllen-Geiſter ſie nicht ſollen aus meinen Armen reiſſen: Nach- dem ich mich aber in der Freyheit und in dem Zu- ſtande befinde/ daß/ wo kluge Liſt fehl ſchlaͤget/ ich ſolche durch tapffere Gewalt erſetzen koͤnne: ſo will ich keinen Augenblick ſaͤumen/ die von dem Himmel geſchenckten Zepter ergreiffen/ gantz Pegu mit Blut und Brand uͤberſch wemmen/ und mich nicht eher verſoͤhnen laſſen/ biß die himmli- ſche Baniſe mit unbeflecktem Leibe und Gemuͤthe meiner Macht uͤberliefert wird. Die Goͤtter ſte- hen dir/ wertheſte Baniſe/ indeſſen bey/ verhin- dern des Tyrannen unkeuſche Anſchlaͤge/ und be- ſchuͤtzen dein Leben. Mit welchen Worten er ſich wieder zu Pferde/ und nach dem Orte der ge- ruheten Klepper begab/ vermittelſt deꝛer er in moͤg- lich- F f 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/471>, abgerufen am 29.06.2024.