Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. lichster Eil den geradesten Weg nach Ava fortsetz-te. Wie wird aber die eines bessern Glückes wür- dige Banise in Pegu empfangen? Schlecht ge- nung. Chaumigrem hatte indessen den Rolim nicht von sich kommen lassen/ welchem forthin bes- sere Folge zu leisten/ er sich gäntzlich entschlossen. So bald nun die Gefangenschafft der Princeßin angekündiget ward/ wurde er höchst erfreuet. Und ersuchte den Rolim um treuen Rath/ was er mit dieser flüchtigen Natter/ wie er sie nennete/ vor- nehmen solte? J. Maj. erfordern abermahl/ ant- wortete der Rolim/ ein ungefärbtes Beyrathen/ welches vielleicht wiederum mit ungleichen Gna- den möchte auffgenommen werden Jch trage zwar sonderbahres Mitleiden mit dessen entflamm- ten Gemüthe/ welches das hefftige Wesen der Liebe gantz eingenommen: iedoch sorge ich auch zugleich vor ihr Heil. So schlagen J. Maj. doch dessen Rath nicht so gar in Wind/ welchen die Erfahrung längst als redlich geprüfet hat: ja der auch seines Blutes vor dero Wohlfarth nicht schonen würde. Jch weiß mich zwar von allen grossen Gütern arm/ in diesem aber reich/ daß niemahls mein Hertz das Gifft der Wollust ge- schmecket habe. Denn die Liebe ist eine Fanta- sie/ und ein ungewisser Zweck. Es fühlet zwar ein ieder ihren Aetna-gleichen Brand/ iedoch weiß sie keiner mit ihrem Namen recht zu nennen. Sie ist blind: und dennoch siehet sie schärffer als ein Luchs. Sie bauet ihren Thron in die Hertzen/ und
Der Aſiatiſchen Baniſe. lichſter Eil den geradeſten Weg nach Ava fortſetz-te. Wie wird aber die eines beſſern Gluͤckes wuͤr- dige Baniſe in Pegu empfangen? Schlecht ge- nung. Chaumigrem hatte indeſſen den Rolim nicht von ſich kommen laſſen/ welchem forthin beſ- ſere Folge zu leiſten/ er ſich gaͤntzlich entſchloſſen. So bald nun die Gefangenſchafft der Princeßin angekuͤndiget ward/ wurde er hoͤchſt erfreuet. Und erſuchte den Rolim um treuen Rath/ was er mit dieſer fluͤchtigen Natter/ wie er ſie nennete/ vor- nehmen ſolte? J. Maj. erfordern abermahl/ ant- wortete der Rolim/ ein ungefaͤrbtes Beyrathen/ welches vielleicht wiederum mit ungleichen Gna- den moͤchte auffgenommen werden Jch trage zwar ſonderbahres Mitleiden mit deſſen entflam̃- ten Gemuͤthe/ welches das hefftige Weſen der Liebe gantz eingenommen: iedoch ſorge ich auch zugleich vor ihr Heil. So ſchlagen J. Maj. doch deſſen Rath nicht ſo gar in Wind/ welchen die Erfahrung laͤngſt als redlich gepruͤfet hat: ja der auch ſeines Blutes vor dero Wohlfarth nicht ſchonen wuͤrde. Jch weiß mich zwar von allen groſſen Guͤtern arm/ in dieſem aber reich/ daß niemahls mein Hertz das Gifft der Wolluſt ge- ſchmecket habe. Denn die Liebe iſt eine Fanta- ſie/ und ein ungewiſſer Zweck. Es fuͤhlet zwar ein ieder ihren Aetna-gleichen Brand/ iedoch weiß ſie keiner mit ihrem Namen recht zu nennen. Sie iſt blind: und dennoch ſiehet ſie ſchaͤrffer als ein Luchs. Sie bauet ihren Thron in die Hertzen/ und
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
lichſter Eil den geradeſten Weg nach Ava fortſetz-
te. Wie wird aber die eines beſſern Gluͤckes wuͤr-
dige Baniſe in Pegu empfangen? Schlecht ge-
nung. Chaumigrem hatte indeſſen den Rolim
nicht von ſich kommen laſſen/ welchem forthin beſ-
ſere Folge zu leiſten/ er ſich gaͤntzlich entſchloſſen.
So bald nun die Gefangenſchafft der Princeßin
angekuͤndiget ward/ wurde er hoͤchſt erfreuet. Und
erſuchte den Rolim um treuen Rath/ was er mit
dieſer fluͤchtigen Natter/ wie er ſie nennete/ vor-
nehmen ſolte? J. Maj. erfordern abermahl/ ant-
wortete der Rolim/ ein ungefaͤrbtes Beyrathen/
welches vielleicht wiederum mit ungleichen Gna-
den moͤchte auffgenommen werden Jch trage
zwar ſonderbahres Mitleiden mit deſſen entflam̃-
ten Gemuͤthe/ welches das hefftige Weſen der
Liebe gantz eingenommen: iedoch ſorge ich auch
zugleich vor ihr Heil. So ſchlagen J. Maj. doch
deſſen Rath nicht ſo gar in Wind/ welchen die
Erfahrung laͤngſt als redlich gepruͤfet hat: ja der
auch ſeines Blutes vor dero Wohlfarth nicht
ſchonen wuͤrde. Jch weiß mich zwar von allen
groſſen Guͤtern arm/ in dieſem aber reich/ daß
niemahls mein Hertz das Gifft der Wolluſt ge-
ſchmecket habe. Denn die Liebe iſt eine Fanta-
ſie/ und ein ungewiſſer Zweck. Es fuͤhlet zwar
ein ieder ihren Aetna-gleichen Brand/ iedoch weiß
ſie keiner mit ihrem Namen recht zu nennen. Sie
iſt blind: und dennoch ſiehet ſie ſchaͤrffer als ein
Luchs. Sie bauet ihren Thron in die Hertzen/
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/472>, abgerufen am 29.06.2024. |