Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Anderes Buch.

Jn der neuen Stadt Pegu war auff einem ge-
raumen Platze bey dem Thor ein weiter Schran-
cken/ mit starcken höltzernen Seulen eingefasset/
zwischen welchen ein Mensch den Elephanten leicht
entwischen/ nicht aber von ihm verfolget werden
kunte. Hierauff wurden zwey hundert Elephan-
ten-Weiblein/ welche zu dieser Jagt abgerichtet/
und auch das Anreden verstunden/ heraus gefüh-
ret/ und in einen grossen Wald/ welcher drey
Meilen von Pegu gelegen/ und mit wilden Ele-
phanten gleichsam besetzet ist/ gelassen. Diese
Weiblein wurden zuvor an gewissen Orten mit
einem besondern Oel bestrichen/ welches durch
starcken Geruch die wilden an sich zu locken pfle-
get. So bald nun die Elephanten durch solches
Oel zur Begierde gereitzet waren/ begunten sie
sich häuffig denen Weiblein zu nähern. Diese aber
als schon abgerichtet/ wichen gleichsam vor ihnen
der Stadt zu/ da jene in solcher Brunst als blind
folgeten/ und keinen Menschen scheueten/ ob selbte
gleich Hauffen-weise die Weiblein anmahneten/
was sie thun solten. Nachdem sich in dessen die
Elephanten vermehreten/ und iewedes Weiblein
einen Begleiter hatte/ wurde dem Volcke ein
Zeichen mit Jagt- Hörnern gegeben/ sich zurücke
zu halten/ um die Elephanten an ihrer Heimfüh-
rung nicht zu hindern. Als die wilden Elephan-
ten an das Thor gelangeten/ begunten sie alle zu
stutzen: gleichsam/ als wenn sie es zuvor überlegen
wolten/ ob es rathsam sey/ daß sie ferner folgeten.

End-
H h 2
Anderes Buch.

Jn der neuen Stadt Pegu war auff einem ge-
raumen Platze bey dem Thor ein weiter Schran-
cken/ mit ſtarcken hoͤltzernen Seulen eingefaſſet/
zwiſchen welchen ein Menſch den Elephanten leicht
entwiſchen/ nicht aber von ihm verfolget werden
kunte. Hierauff wurden zwey hundert Elephan-
ten-Weiblein/ welche zu dieſer Jagt abgerichtet/
und auch das Anreden verſtunden/ heraus gefuͤh-
ret/ und in einen groſſen Wald/ welcher drey
Meilen von Pegu gelegen/ und mit wilden Ele-
phanten gleichſam beſetzet iſt/ gelaſſen. Dieſe
Weiblein wurden zuvor an gewiſſen Orten mit
einem beſondern Oel beſtrichen/ welches durch
ſtarcken Geruch die wilden an ſich zu locken pfle-
get. So bald nun die Elephanten durch ſolches
Oel zur Begierde gereitzet waren/ begunten ſie
ſich haͤuffig denen Weiblein zu naͤhern. Dieſe abeꝛ
als ſchon abgerichtet/ wichen gleichſam vor ihnen
der Stadt zu/ da jene in ſolcher Brunſt als blind
folgeten/ und keinen Menſchen ſcheueten/ ob ſelbte
gleich Hauffen-weiſe die Weiblein anmahneten/
was ſie thun ſolten. Nachdem ſich in deſſen die
Elephanten vermehreten/ und iewedes Weiblein
einen Begleiter hatte/ wurde dem Volcke ein
Zeichen mit Jagt- Hoͤrnern gegeben/ ſich zuruͤcke
zu halten/ um die Elephanten an ihrer Heimfuͤh-
rung nicht zu hindern. Als die wilden Elephan-
ten an das Thor gelangeten/ begunten ſie alle zu
ſtutzen: gleichſam/ als wenn ſie es zuvor uͤberlegen
wolten/ ob es rathſam ſey/ daß ſie ferner folgeten.

End-
H h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0503" n="483"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <p>Jn der neuen Stadt Pegu war auff einem ge-<lb/>
raumen Platze bey dem Thor ein weiter Schran-<lb/>
cken/ mit &#x017F;tarcken ho&#x0364;ltzernen Seulen eingefa&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
zwi&#x017F;chen welchen ein Men&#x017F;ch den Elephanten leicht<lb/>
entwi&#x017F;chen/ nicht aber von ihm verfolget werden<lb/>
kunte. Hierauff wurden zwey hundert Elephan-<lb/>
ten-Weiblein/ welche zu die&#x017F;er Jagt abgerichtet/<lb/>
und auch das Anreden ver&#x017F;tunden/ heraus gefu&#x0364;h-<lb/>
ret/ und in einen gro&#x017F;&#x017F;en Wald/ welcher drey<lb/>
Meilen von Pegu gelegen/ und mit wilden Ele-<lb/>
phanten gleich&#x017F;am be&#x017F;etzet i&#x017F;t/ gela&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e<lb/>
Weiblein wurden zuvor an gewi&#x017F;&#x017F;en Orten mit<lb/>
einem be&#x017F;ondern Oel be&#x017F;trichen/ welches durch<lb/>
&#x017F;tarcken Geruch die wilden an &#x017F;ich zu locken pfle-<lb/>
get. So bald nun die Elephanten durch &#x017F;olches<lb/>
Oel zur Begierde gereitzet waren/ begunten &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich ha&#x0364;uffig denen Weiblein zu na&#x0364;hern. Die&#x017F;e abe&#xA75B;<lb/>
als &#x017F;chon abgerichtet/ wichen gleich&#x017F;am vor ihnen<lb/>
der Stadt zu/ da jene in &#x017F;olcher Brun&#x017F;t als blind<lb/>
folgeten/ und keinen Men&#x017F;chen &#x017F;cheueten/ ob &#x017F;elbte<lb/>
gleich Hauffen-wei&#x017F;e die Weiblein anmahneten/<lb/>
was &#x017F;ie thun &#x017F;olten. Nachdem &#x017F;ich in de&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Elephanten vermehreten/ und iewedes Weiblein<lb/>
einen Begleiter hatte/ wurde dem Volcke ein<lb/>
Zeichen mit Jagt- Ho&#x0364;rnern gegeben/ &#x017F;ich zuru&#x0364;cke<lb/>
zu halten/ um die Elephanten an ihrer Heimfu&#x0364;h-<lb/>
rung nicht zu hindern. Als die wilden Elephan-<lb/>
ten an das Thor gelangeten/ begunten &#x017F;ie alle zu<lb/>
&#x017F;tutzen: gleich&#x017F;am/ als wenn &#x017F;ie es zuvor u&#x0364;berlegen<lb/>
wolten/ ob es rath&#x017F;am &#x017F;ey/ daß &#x017F;ie ferner folgeten.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw><fw place="bottom" type="catch">End-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[483/0503] Anderes Buch. Jn der neuen Stadt Pegu war auff einem ge- raumen Platze bey dem Thor ein weiter Schran- cken/ mit ſtarcken hoͤltzernen Seulen eingefaſſet/ zwiſchen welchen ein Menſch den Elephanten leicht entwiſchen/ nicht aber von ihm verfolget werden kunte. Hierauff wurden zwey hundert Elephan- ten-Weiblein/ welche zu dieſer Jagt abgerichtet/ und auch das Anreden verſtunden/ heraus gefuͤh- ret/ und in einen groſſen Wald/ welcher drey Meilen von Pegu gelegen/ und mit wilden Ele- phanten gleichſam beſetzet iſt/ gelaſſen. Dieſe Weiblein wurden zuvor an gewiſſen Orten mit einem beſondern Oel beſtrichen/ welches durch ſtarcken Geruch die wilden an ſich zu locken pfle- get. So bald nun die Elephanten durch ſolches Oel zur Begierde gereitzet waren/ begunten ſie ſich haͤuffig denen Weiblein zu naͤhern. Dieſe abeꝛ als ſchon abgerichtet/ wichen gleichſam vor ihnen der Stadt zu/ da jene in ſolcher Brunſt als blind folgeten/ und keinen Menſchen ſcheueten/ ob ſelbte gleich Hauffen-weiſe die Weiblein anmahneten/ was ſie thun ſolten. Nachdem ſich in deſſen die Elephanten vermehreten/ und iewedes Weiblein einen Begleiter hatte/ wurde dem Volcke ein Zeichen mit Jagt- Hoͤrnern gegeben/ ſich zuruͤcke zu halten/ um die Elephanten an ihrer Heimfuͤh- rung nicht zu hindern. Als die wilden Elephan- ten an das Thor gelangeten/ begunten ſie alle zu ſtutzen: gleichſam/ als wenn ſie es zuvor uͤberlegen wolten/ ob es rathſam ſey/ daß ſie ferner folgeten. End- H h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/503
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/503>, abgerufen am 29.06.2024.