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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
den Grimm gleichsam aus den Augen blitzen sa-
he. Ob nun zwar dem Bramanischen Ober-
Kriegs-Rath die Beantwortung im Nahmen
des Käysers gebühret hätte/ selbter auch bereits
durch Auffstehen sich hierzu geschickt machte: so
konte doch der ergrimmte Chaumigrem seine Ge-
dult nicht so weit verlängern/ sondern antwortete
den Gesandten selbst mit grauser Stimme: Es
ist zwar etwas unerhörtes/ einen freyen Käyser/
welchen man das Haupt der Erden nennet/ un-
ter den gläntzenden Waffen seiner siegreichen
Macht mit solchen unbesonnenen Forderungen
beschwerlich zu fallen: angeschen der König von
Aracan vielmehr mein Schwerdt/ als ein Va-
sall küssen/ und nicht damit drohen solte: Dan-
nenhero auch ihr wegen eurer Verwegenheit des-
selben Schärffe zu erst erfahren soltet: Weil
uns aber das allgemeine Recht der Gesandten/
und die Jugend eures Königes vorbittlich in die
Armen fället/ und den wolverdienten Streich zu-
rücke zeucht/ so ziehet ohne einiges Verweilen wie-
der hin/ beschreibet ihm unsere Gewalt/ und hin-
terbringet ihm unsern Zorn/ welcher ihn/ wo nicht
Bekehrung erfolget/ wie Siam treffen dürffte.
Jnmittelst soll er vergnügt leben/ daß er Aracan
unter unserm Schutz und Lehn-Rechte geruhig
besitzen möge. Die Princeßin soll ihm auch/ so
bald wir Pegu im Triumph erreichet haben/ ü-
bersendet werden/ iedoch nicht eher/ biß auch die
Stall-Buben ihre Lust sattsam mit ihr gebüsset

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Anderes Buch.
den Grimm gleichſam aus den Augen blitzen ſa-
he. Ob nun zwar dem Bramaniſchen Ober-
Kriegs-Rath die Beantwortung im Nahmen
des Kaͤyſers gebuͤhret haͤtte/ ſelbter auch bereits
durch Auffſtehen ſich hierzu geſchickt machte: ſo
konte doch der ergrimmte Chaumigrem ſeine Ge-
dult nicht ſo weit verlaͤngern/ ſondern antwortete
den Geſandten ſelbſt mit grauſer Stimme: Es
iſt zwar etwas unerhoͤrtes/ einen freyen Kaͤyſer/
welchen man das Haupt der Erden nennet/ un-
ter den glaͤntzenden Waffen ſeiner ſiegreichen
Macht mit ſolchen unbeſonnenen Forderungen
beſchwerlich zu fallen: angeſchen der Koͤnig von
Aracan vielmehr mein Schwerdt/ als ein Va-
ſall kuͤſſen/ und nicht damit drohen ſolte: Dan-
nenhero auch ihr wegen eurer Verwegenheit deſ-
ſelben Schaͤrffe zu erſt erfahren ſoltet: Weil
uns aber das allgemeine Recht der Geſandten/
und die Jugend eures Koͤniges vorbittlich in die
Armen faͤllet/ und den wolverdienten Streich zu-
ruͤcke zeucht/ ſo ziehet ohne einiges Verweilen wie-
der hin/ beſchreibet ihm unſere Gewalt/ und hin-
terbringet ihm unſern Zorn/ welcher ihn/ wo nicht
Bekehrung erfolget/ wie Siam treffen duͤrffte.
Jnmittelſt ſoll er vergnuͤgt leben/ daß er Aracan
unter unſerm Schutz und Lehn-Rechte geruhig
beſitzen moͤge. Die Princeßin ſoll ihm auch/ ſo
bald wir Pegu im Triumph erreichet haben/ uͤ-
berſendet werden/ iedoch nicht eher/ biß auch die
Stall-Buben ihre Luſt ſattſam mit ihr gebuͤſſet

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[533/0553] Anderes Buch. den Grimm gleichſam aus den Augen blitzen ſa- he. Ob nun zwar dem Bramaniſchen Ober- Kriegs-Rath die Beantwortung im Nahmen des Kaͤyſers gebuͤhret haͤtte/ ſelbter auch bereits durch Auffſtehen ſich hierzu geſchickt machte: ſo konte doch der ergrimmte Chaumigrem ſeine Ge- dult nicht ſo weit verlaͤngern/ ſondern antwortete den Geſandten ſelbſt mit grauſer Stimme: Es iſt zwar etwas unerhoͤrtes/ einen freyen Kaͤyſer/ welchen man das Haupt der Erden nennet/ un- ter den glaͤntzenden Waffen ſeiner ſiegreichen Macht mit ſolchen unbeſonnenen Forderungen beſchwerlich zu fallen: angeſchen der Koͤnig von Aracan vielmehr mein Schwerdt/ als ein Va- ſall kuͤſſen/ und nicht damit drohen ſolte: Dan- nenhero auch ihr wegen eurer Verwegenheit deſ- ſelben Schaͤrffe zu erſt erfahren ſoltet: Weil uns aber das allgemeine Recht der Geſandten/ und die Jugend eures Koͤniges vorbittlich in die Armen faͤllet/ und den wolverdienten Streich zu- ruͤcke zeucht/ ſo ziehet ohne einiges Verweilen wie- der hin/ beſchreibet ihm unſere Gewalt/ und hin- terbringet ihm unſern Zorn/ welcher ihn/ wo nicht Bekehrung erfolget/ wie Siam treffen duͤrffte. Jnmittelſt ſoll er vergnuͤgt leben/ daß er Aracan unter unſerm Schutz und Lehn-Rechte geruhig beſitzen moͤge. Die Princeßin ſoll ihm auch/ ſo bald wir Pegu im Triumph erreichet haben/ uͤ- berſendet werden/ iedoch nicht eher/ biß auch die Stall-Buben ihre Luſt ſattſam mit ihr gebuͤſſet ha- L l 3

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/553>, abgerufen am 29.06.2024.