Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. wache/ weil der Feind bereits den Sebel auff dei-nen Halß wetzet/ und in wenig Tagen eine solche Rache vollstrecken wird/ dergleichen in Asien nie- mals erhöret worden. Doch ich rede mit Stei- nen/ ja ich giesse nur Oel ins Feuer/ welche Flam- me auch die unschuldige Princeßin Fylane betref- fen solte. Diese war des Königes leibliche/ doch von der ersten Gemahlin erzielte Tochter/ eine leibliche Schwester des tapffern Printzen Nhe- randi/ und muste iederzeit den gewöhnlichen Haß ihrer Stief-Mutter/ als jetzigen Königin/ sattsam empfinden. Wie aber dergleichen Personen allgemeine Probier-Steine kindlicher Gedult zu seyn pflegen: und diese Wurtzeln insgemein al- len Safft väterlicher Gunst denen Neben-Zwei- gen zu entziehen trachten: Also muste auch hier die fromme Princeßin unschuldig entgelten/ was der Tod an ihrer Stieff-Schwester verübet hat- te. Hierzu kam nun die verliebte Rache vorer- wehnten Sabartibams/ welcher als ein vorneh- mer Reichs-Fürste ehemahls sich um ihre Liebe beworben/ derselben aber nicht theilhafftig wer- den können: Weil er denn dieses vor eine er- wünschte Gelegenheit/ seine vergebene Liebe zu rä- chen/ hielt/ verfügte er sich so fort zu der Königin mit diesem fälschlichen Berichte: Er habe noch bey Lebezeiten der Verstorbenen/ die Princeßin Fy- lane sich zu unterschiedenen malen beklagen/ hören/ wie die jüngere Princeßin nicht allein mehr Ehre und Liebe von dem Königlichen Herrn Vater/ als M m
Anderes Buch. wache/ weil der Feind bereits den Sebel auff dei-nen Halß wetzet/ und in wenig Tagen eine ſolche Rache vollſtrecken wird/ dergleichen in Aſien nie- mals erhoͤret worden. Doch ich rede mit Stei- nen/ ja ich gieſſe nur Oel ins Feuer/ welche Flam- me auch die unſchuldige Princeßin Fylane betref- fen ſolte. Dieſe war des Koͤniges leibliche/ doch von der erſten Gemahlin erzielte Tochter/ eine leibliche Schweſter des tapffern Printzen Nhe- randi/ und muſte iederzeit den gewoͤhnlichen Haß ihrer Stief-Mutter/ als jetzigen Koͤnigin/ ſattſam empfinden. Wie aber dergleichen Perſonen allgemeine Probier-Steine kindlicher Gedult zu ſeyn pflegen: und dieſe Wurtzeln insgemein al- len Safft vaͤterlicher Gunſt denen Neben-Zwei- gen zu entziehen trachten: Alſo muſte auch hier die fromme Princeßin unſchuldig entgelten/ was der Tod an ihrer Stieff-Schweſter veruͤbet hat- te. Hierzu kam nun die verliebte Rache vorer- wehnten Sabartibams/ welcher als ein vorneh- mer Reichs-Fuͤrſte ehemahls ſich um ihre Liebe beworben/ derſelben aber nicht theilhafftig wer- den koͤnnen: Weil er denn dieſes vor eine er- wuͤnſchte Gelegenheit/ ſeine vergebene Liebe zu raͤ- chen/ hielt/ verfuͤgte er ſich ſo fort zu der Koͤnigin mit dieſem faͤlſchlichen Berichte: Er habe noch bey Lebezeiten der Verſtorbenen/ die Princeßin Fy- lane ſich zu unterſchiedenẽ malen beklagen/ hoͤren/ wie die juͤngere Princeßin nicht allein mehr Ehre und Liebe von dem Koͤniglichen Herrn Vater/ als M m
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Anderes Buch.
wache/ weil der Feind bereits den Sebel auff dei-
nen Halß wetzet/ und in wenig Tagen eine ſolche
Rache vollſtrecken wird/ dergleichen in Aſien nie-
mals erhoͤret worden. Doch ich rede mit Stei-
nen/ ja ich gieſſe nur Oel ins Feuer/ welche Flam-
me auch die unſchuldige Princeßin Fylane betref-
fen ſolte. Dieſe war des Koͤniges leibliche/ doch
von der erſten Gemahlin erzielte Tochter/ eine
leibliche Schweſter des tapffern Printzen Nhe-
randi/ und muſte iederzeit den gewoͤhnlichen Haß
ihrer Stief-Mutter/ als jetzigen Koͤnigin/ ſattſam
empfinden. Wie aber dergleichen Perſonen
allgemeine Probier-Steine kindlicher Gedult zu
ſeyn pflegen: und dieſe Wurtzeln insgemein al-
len Safft vaͤterlicher Gunſt denen Neben-Zwei-
gen zu entziehen trachten: Alſo muſte auch hier
die fromme Princeßin unſchuldig entgelten/ was
der Tod an ihrer Stieff-Schweſter veruͤbet hat-
te. Hierzu kam nun die verliebte Rache vorer-
wehnten Sabartibams/ welcher als ein vorneh-
mer Reichs-Fuͤrſte ehemahls ſich um ihre Liebe
beworben/ derſelben aber nicht theilhafftig wer-
den koͤnnen: Weil er denn dieſes vor eine er-
wuͤnſchte Gelegenheit/ ſeine vergebene Liebe zu raͤ-
chen/ hielt/ verfuͤgte er ſich ſo fort zu der Koͤnigin
mit dieſem faͤlſchlichen Berichte: Er habe noch bey
Lebezeiten der Verſtorbenen/ die Princeßin Fy-
lane ſich zu unterſchiedenẽ malen beklagen/ hoͤren/
wie die juͤngere Princeßin nicht allein mehr Ehre
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