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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
allenhalben zu Grabe leuchten/ und wolte fast eine
allgemeine Gegenwart bey den Siammern ge-
winnen.

Nachdem nun dieses alles verrichtet war/ bega-
ben sie sich zu Fusse wieder zurücke in ihre noch ste-
hende Häuser: da sie den folgenden gantzen Tag
mit geschlossenen Thüren und Fenstern innen blie-
ben/ und durffte sich niemand öffentlich sehen las-
sen/ ausser etliche arme Leute/ die bey nächtlicher
Weile/ mit ungewöhnlichen Heulen und Wehe-
klagen/ eine Allmosen begehrten. Folgenden Ta-
ges öffneten sich wiederumb Thür und Fenster/
samt ihren übrigen/ mit Tapezereyen möglichst-
gezierten Pagoden/ vor welchen Taffeln mit al-
lerhand Rauch-Wercke auffgerichtet waren.
Hernach kamen sonderliche Männer zu Pferde/
in weissen Damask gekleidet/ auff allen Stras-
sen/ und rufften nach dem Klange eines absonder-
lichen Seytenspiels/ folgende Worte öffentlich
aus: O ihr betrübten Jnwohner des Königreichs
Siam/ die ihr die harte Zorn-Hand GOttes
sattsam erfahren! Mercket/ mercket auff das je-
nige/ was man euch von GOttes wegen ansagt/
und preiset alle seinen heiligen Nahmen/ mit rei-
nen und demüthigem Hertzen: Denn die Wer-
cke seiner Göttlichen Gerechtigkeit sind groß. Legt
euer Leid ab/ kommt aus euren Wohnungen her-
vor/ darinnen ihr verschlossen seyd/ und lobsinget
von der Gütigkeit eures GOttes/ dieweil er euch
einen neuen König gegeben hat/ der ihn fürchtet/

und

Der Aſiatiſchen Baniſe.
allenhalben zu Grabe leuchten/ und wolte faſt eine
allgemeine Gegenwart bey den Siammern ge-
winnen.

Nachdem nun dieſes alles verrichtet war/ bega-
ben ſie ſich zu Fuſſe wieder zuruͤcke in ihre noch ſte-
hende Haͤuſer: da ſie den folgenden gantzen Tag
mit geſchloſſenen Thuͤren und Fenſtern innen blie-
ben/ und durffte ſich niemand oͤffentlich ſehen laſ-
ſen/ auſſer etliche arme Leute/ die bey naͤchtlicher
Weile/ mit ungewoͤhnlichen Heulen und Wehe-
klagen/ eine Allmoſen begehrten. Folgenden Ta-
ges oͤffneten ſich wiederumb Thuͤr und Fenſter/
ſamt ihren uͤbrigen/ mit Tapezereyen moͤglichſt-
gezierten Pagoden/ vor welchen Taffeln mit al-
lerhand Rauch-Wercke auffgerichtet waren.
Hernach kamen ſonderliche Maͤnner zu Pferde/
in weiſſen Damask gekleidet/ auff allen Straſ-
ſen/ und rufften nach dem Klange eines abſonder-
lichen Seytenſpiels/ folgende Worte oͤffentlich
aus: O ihr betruͤbten Jnwohner des Koͤnigreichs
Siam/ die ihr die harte Zorn-Hand GOttes
ſattſam erfahren! Mercket/ mercket auff das je-
nige/ was man euch von GOttes wegen anſagt/
und preiſet alle ſeinen heiligen Nahmen/ mit rei-
nen und demuͤthigem Hertzen: Denn die Wer-
cke ſeiner Goͤttlichen Gerechtigkeit ſind groß. Legt
euer Leid ab/ kommt aus euren Wohnungen her-
vor/ darinnen ihr verſchloſſen ſeyd/ und lobſinget
von der Guͤtigkeit eures GOttes/ dieweil er euch
einen neuen Koͤnig gegeben hat/ der ihn fuͤrchtet/

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[572/0592] Der Aſiatiſchen Baniſe. allenhalben zu Grabe leuchten/ und wolte faſt eine allgemeine Gegenwart bey den Siammern ge- winnen. Nachdem nun dieſes alles verrichtet war/ bega- ben ſie ſich zu Fuſſe wieder zuruͤcke in ihre noch ſte- hende Haͤuſer: da ſie den folgenden gantzen Tag mit geſchloſſenen Thuͤren und Fenſtern innen blie- ben/ und durffte ſich niemand oͤffentlich ſehen laſ- ſen/ auſſer etliche arme Leute/ die bey naͤchtlicher Weile/ mit ungewoͤhnlichen Heulen und Wehe- klagen/ eine Allmoſen begehrten. Folgenden Ta- ges oͤffneten ſich wiederumb Thuͤr und Fenſter/ ſamt ihren uͤbrigen/ mit Tapezereyen moͤglichſt- gezierten Pagoden/ vor welchen Taffeln mit al- lerhand Rauch-Wercke auffgerichtet waren. Hernach kamen ſonderliche Maͤnner zu Pferde/ in weiſſen Damask gekleidet/ auff allen Straſ- ſen/ und rufften nach dem Klange eines abſonder- lichen Seytenſpiels/ folgende Worte oͤffentlich aus: O ihr betruͤbten Jnwohner des Koͤnigreichs Siam/ die ihr die harte Zorn-Hand GOttes ſattſam erfahren! Mercket/ mercket auff das je- nige/ was man euch von GOttes wegen anſagt/ und preiſet alle ſeinen heiligen Nahmen/ mit rei- nen und demuͤthigem Hertzen: Denn die Wer- cke ſeiner Goͤttlichen Gerechtigkeit ſind groß. Legt euer Leid ab/ kommt aus euren Wohnungen her- vor/ darinnen ihr verſchloſſen ſeyd/ und lobſinget von der Guͤtigkeit eures GOttes/ dieweil er euch einen neuen Koͤnig gegeben hat/ der ihn fuͤrchtet/ und

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/592>, abgerufen am 29.06.2024.