Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. und ein Freund der Armen ist. Als nun diese Er-mahnung geschehen/ hörte man viel Seytenspiele sonderbahrer Personen/ die zu Pferde sassen/ und in weissen Atlaß gekleidet waren. Darauff alle Umstehende mit zur Erde geschlagenen Angesich- te/ erhabenen Händen und weinender Stimme rieffen: Wir stellen die Engel des HERRN zu unsern Anwalten/ daß sie stets den HErrn vor uns preisen. Alsdenn giengen alle Siammer aus ihren Häusern hervor/ mit verstelleten Freuden gleichsam tantzende/ auff die Kirche Qviay Fana- rel/ oder des Freuden-Gottes zu/ woselbst sie einen süssen Geruch räucherten: Die Armen aber opf- ferten Früchte/ Reiß und anders/ zu Unterhal- tung der Priester. Als nun diesen Tag zugleich der König gekrönet war/ ließ er sich durch die gantze Stadt in grosser Pracht sehen/ wornach er sich ins Lager begab. Nachdem nun durch eine schreckende Post aus wor-
Anderes Buch. und ein Freund der Armen iſt. Als nun dieſe Er-mahnung geſchehen/ hoͤrte man viel Seytenſpiele ſonderbahrer Perſonen/ die zu Pferde ſaſſen/ und in weiſſen Atlaß gekleidet waren. Darauff alle Umſtehende mit zur Erde geſchlagenen Angeſich- te/ erhabenen Haͤnden und weinender Stimme rieffen: Wir ſtellen die Engel des HERRN zu unſern Anwalten/ daß ſie ſtets den HErrn vor uns preiſen. Alsdenn giengen alle Siammer aus ihren Haͤuſern hervor/ mit verſtelleten Freuden gleichſam tantzende/ auff die Kirche Qviay Fana- rel/ oder des Freuden-Gottes zu/ woſelbſt ſie einen ſuͤſſen Geruch raͤucherten: Die Armen aber opf- ferten Fruͤchte/ Reiß und anders/ zu Unterhal- tung der Prieſter. Als nun dieſen Tag zugleich der Koͤnig gekroͤnet war/ ließ er ſich durch die gantze Stadt in groſſer Pracht ſehen/ wornach er ſich ins Lager begab. Nachdem nun durch eine ſchreckende Poſt aus wor-
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Anderes Buch.
und ein Freund der Armen iſt. Als nun dieſe Er-
mahnung geſchehen/ hoͤrte man viel Seytenſpiele
ſonderbahrer Perſonen/ die zu Pferde ſaſſen/ und
in weiſſen Atlaß gekleidet waren. Darauff alle
Umſtehende mit zur Erde geſchlagenen Angeſich-
te/ erhabenen Haͤnden und weinender Stimme
rieffen: Wir ſtellen die Engel des HERRN zu
unſern Anwalten/ daß ſie ſtets den HErrn vor
uns preiſen. Alsdenn giengen alle Siammer aus
ihren Haͤuſern hervor/ mit verſtelleten Freuden
gleichſam tantzende/ auff die Kirche Qviay Fana-
rel/ oder des Freuden-Gottes zu/ woſelbſt ſie einen
ſuͤſſen Geruch raͤucherten: Die Armen aber opf-
ferten Fruͤchte/ Reiß und anders/ zu Unterhal-
tung der Prieſter. Als nun dieſen Tag zugleich der
Koͤnig gekroͤnet war/ ließ er ſich durch die gantze
Stadt in groſſer Pracht ſehen/ wornach er ſich
ins Lager begab.
Nachdem nun durch eine ſchreckende Poſt aus
Pegu/ die gewiſſe Nachricht einlieff/ wie daß der
Koͤnig von Aracan mit einer gewaltigen Armee
im Anzuge ſey/ ſo wohl das Reich Pegu/ als auch
die gefangene Princeßin Baniſe/ durch gewaff-
nete Hand dem Chaumigrem abzufordern: als
ſtellete er ſchleunige Muſterung an/ und befand/
daß dieſe Belagerung uͤber dreymahl hundert tau-
ſend zu Fuſſe/ und funfftzig tauſend zu Roſſe der
Seinigen gefreſſen hatte: wiewohl in der Stadt
auch uͤber zweymal hundert tauſend Seelen/ wel-
che Schwerdt und Feuer auffgerieben/ vermiſſet
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