Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
und sich diese Rechnung beyzeiten gemacht: daß
Pegu zu belägern/ und sich dessen zu bemächtigen/
ein solches Vorhaben sey/ daß ihm viel Mühe/ Un-
kosten und blutige Arbeit verursachen würde: wel-
che grosse Beschwerligkeiten er alle mit standhaff-
tem Entschluß/ wohlgefaßtem Rath/ reiffem Ge-
müthe und gnugsamer Stärcke überwinden mu-
ste/ wo er anders die Ehren-Palmen seines Sie-
ges zu vollkommenem Wachsthum bringen/ und
sich die schöne Banise/ zur Belohnung seiner müh-
samen Tapfferkeit zueignen wolte.

Jndem nun das gantze Lager im Begriff war/
der Belagerung einen würcklichen Anfang zu ma-
chen: Entstund an der Mittags-Seite in der al-
ten Stadt Pegu ein hefftiger Lermen/ welcher
auch so fort das gantze Lager in die Waffen brach-
te: Jndem eine starcke Armee zu Roß und Fuß
der alten Stadt zuzog: Ohne/ daß es Feind noch
Freund wuste/ ob es Feind oder Freund wäre?
So bald aber dieses unbekannte Krieges-Heer
sich der alten Stadt näherte: bestürmete es solche
dermassen/ daß man dieselbe in einer Stunde mit
Mord und Brand erfüllet sahe. Folgenden Ta-
ges befestigten diese fremde Sieger/ zu iedermans
Verwunderung die alte Stadt auff solche Art/
daß man ihren Sinn/ Pegu gleichfalls zu belä-
gern/ leichte daraus abnehmen konte. Dem Kö-
nige Balacin war nicht allerdings wohl zu Mu-
the/ indem er sich gegen Pegu noch lange nicht
starck genung befand: Sonst hätte er alt Pegu

wohl

Der Aſiatiſchen Baniſe.
und ſich dieſe Rechnung beyzeiten gemacht: daß
Pegu zu belaͤgern/ und ſich deſſen zu bemaͤchtigen/
ein ſolches Vorhaben ſey/ daß ihm viel Muͤhe/ Un-
koſten und blutige Arbeit verurſachen wuͤrde: wel-
che groſſe Beſchwerligkeiten er alle mit ſtandhaff-
tem Entſchluß/ wohlgefaßtem Rath/ reiffem Ge-
muͤthe und gnugſamer Staͤrcke uͤberwinden mu-
ſte/ wo er anders die Ehren-Palmen ſeines Sie-
ges zu vollkommenem Wachsthum bringen/ und
ſich die ſchoͤne Baniſe/ zur Belohnung ſeiner muͤh-
ſamen Tapfferkeit zueignen wolte.

Jndem nun das gantze Lager im Begriff war/
der Belagerung einen wuͤrcklichen Anfang zu ma-
chen: Entſtund an der Mittags-Seite in der al-
ten Stadt Pegu ein hefftiger Lermen/ welcher
auch ſo fort das gantze Lager in die Waffen brach-
te: Jndem eine ſtarcke Armee zu Roß und Fuß
der alten Stadt zuzog: Ohne/ daß es Feind noch
Freund wuſte/ ob es Feind oder Freund waͤre?
So bald aber dieſes unbekannte Krieges-Heer
ſich der alten Stadt naͤherte: beſtuͤrmete es ſolche
dermaſſen/ daß man dieſelbe in einer Stunde mit
Mord und Brand erfuͤllet ſahe. Folgenden Ta-
ges befeſtigten dieſe fremde Sieger/ zu iedermans
Verwunderung die alte Stadt auff ſolche Art/
daß man ihren Sinn/ Pegu gleichfalls zu belaͤ-
gern/ leichte daraus abnehmen konte. Dem Koͤ-
nige Balacin war nicht allerdings wohl zu Mu-
the/ indem er ſich gegen Pegu noch lange nicht
ſtarck genung befand: Sonſt haͤtte er alt Pegu

wohl
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0620" n="600"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
und &#x017F;ich die&#x017F;e Rechnung beyzeiten gemacht: daß<lb/>
Pegu zu bela&#x0364;gern/ und &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en zu bema&#x0364;chtigen/<lb/>
ein &#x017F;olches Vorhaben &#x017F;ey/ daß ihm viel Mu&#x0364;he/ Un-<lb/>
ko&#x017F;ten und blutige Arbeit verur&#x017F;achen wu&#x0364;rde: wel-<lb/>
che gro&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;chwerligkeiten er alle mit &#x017F;tandhaff-<lb/>
tem Ent&#x017F;chluß/ wohlgefaßtem Rath/ reiffem Ge-<lb/>
mu&#x0364;the und gnug&#x017F;amer Sta&#x0364;rcke u&#x0364;berwinden mu-<lb/>
&#x017F;te/ wo er anders die Ehren-Palmen &#x017F;eines Sie-<lb/>
ges zu vollkommenem Wachsthum bringen/ und<lb/>
&#x017F;ich die &#x017F;cho&#x0364;ne Bani&#x017F;e/ zur Belohnung &#x017F;einer mu&#x0364;h-<lb/>
&#x017F;amen Tapfferkeit zueignen wolte.</p><lb/>
        <p>Jndem nun das gantze Lager im Begriff war/<lb/>
der Belagerung einen wu&#x0364;rcklichen Anfang zu ma-<lb/>
chen: Ent&#x017F;tund an der Mittags-Seite in der al-<lb/>
ten Stadt Pegu ein hefftiger Lermen/ welcher<lb/>
auch &#x017F;o fort das gantze Lager in die Waffen brach-<lb/>
te: Jndem eine &#x017F;tarcke Armee zu Roß und Fuß<lb/>
der alten Stadt zuzog: Ohne/ daß es Feind noch<lb/>
Freund wu&#x017F;te/ ob es Feind oder Freund wa&#x0364;re?<lb/>
So bald aber die&#x017F;es unbekannte Krieges-Heer<lb/>
&#x017F;ich der alten Stadt na&#x0364;herte: be&#x017F;tu&#x0364;rmete es &#x017F;olche<lb/>
derma&#x017F;&#x017F;en/ daß man die&#x017F;elbe in einer Stunde mit<lb/>
Mord und Brand erfu&#x0364;llet &#x017F;ahe. Folgenden Ta-<lb/>
ges befe&#x017F;tigten die&#x017F;e fremde Sieger/ zu iedermans<lb/>
Verwunderung die alte Stadt auff &#x017F;olche Art/<lb/>
daß man ihren Sinn/ Pegu gleichfalls zu bela&#x0364;-<lb/>
gern/ leichte daraus abnehmen konte. Dem Ko&#x0364;-<lb/>
nige Balacin war nicht allerdings wohl zu Mu-<lb/>
the/ indem er &#x017F;ich gegen Pegu noch lange nicht<lb/>
&#x017F;tarck genung befand: Son&#x017F;t ha&#x0364;tte er alt Pegu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wohl</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[600/0620] Der Aſiatiſchen Baniſe. und ſich dieſe Rechnung beyzeiten gemacht: daß Pegu zu belaͤgern/ und ſich deſſen zu bemaͤchtigen/ ein ſolches Vorhaben ſey/ daß ihm viel Muͤhe/ Un- koſten und blutige Arbeit verurſachen wuͤrde: wel- che groſſe Beſchwerligkeiten er alle mit ſtandhaff- tem Entſchluß/ wohlgefaßtem Rath/ reiffem Ge- muͤthe und gnugſamer Staͤrcke uͤberwinden mu- ſte/ wo er anders die Ehren-Palmen ſeines Sie- ges zu vollkommenem Wachsthum bringen/ und ſich die ſchoͤne Baniſe/ zur Belohnung ſeiner muͤh- ſamen Tapfferkeit zueignen wolte. Jndem nun das gantze Lager im Begriff war/ der Belagerung einen wuͤrcklichen Anfang zu ma- chen: Entſtund an der Mittags-Seite in der al- ten Stadt Pegu ein hefftiger Lermen/ welcher auch ſo fort das gantze Lager in die Waffen brach- te: Jndem eine ſtarcke Armee zu Roß und Fuß der alten Stadt zuzog: Ohne/ daß es Feind noch Freund wuſte/ ob es Feind oder Freund waͤre? So bald aber dieſes unbekannte Krieges-Heer ſich der alten Stadt naͤherte: beſtuͤrmete es ſolche dermaſſen/ daß man dieſelbe in einer Stunde mit Mord und Brand erfuͤllet ſahe. Folgenden Ta- ges befeſtigten dieſe fremde Sieger/ zu iedermans Verwunderung die alte Stadt auff ſolche Art/ daß man ihren Sinn/ Pegu gleichfalls zu belaͤ- gern/ leichte daraus abnehmen konte. Dem Koͤ- nige Balacin war nicht allerdings wohl zu Mu- the/ indem er ſich gegen Pegu noch lange nicht ſtarck genung befand: Sonſt haͤtte er alt Pegu wohl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/620
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/620>, abgerufen am 22.11.2024.