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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
sonderliche Achtung mehr auff ihn gegeben wur-
de/ auch gelunge/ daß er durch vieles Versprechen
vier Bramaner bewegte/ mit ihm durch/ und nach
Siam zu gehen. Sie verwandelten demnach ihre
Kleider/ und verliessen noch auff den Martabani-
schen Gräntzen gegen Pegu das Bramanische La-
ger. Weil nun/ wie vor erwehnet/ Martaban be-
reits durch den Aracanischen Feld-Herrn meistens
erobert und besetzet war: als funde der Printz bald
seine Sicherheit/ indem er sich dem Chatigan zu
erkennen gab/ und von demselben freudigst an-und
auffgenommen worde. Von hieraus sendete er
alsobald geheime Boden nach Odia/ und andern
Siammischen Orten/ denen er seine Freyheit
hinterbringen/ und sie ihrer Pflicht und Treue er-
innern ließ. Wo sie nun das Bramanische Joch
vom Halse werffen/ und ihn/ als rechtmäßigen
Erben/ vor ihren König erkennen und annehmen
wolten: so wolte er in kurtzer Zeit mit dreyßig tau-
send Mann erscheinen/ und den väterlichen Erb-
Sitz mit Gewalt/ durch ihre Hülffe behaupten.
Denen Siammern war dieses ein angenehmer
Thon in ihren Ohren/ deswegen sie ihrem Prin-
tzen tausend freudige Willkommungen entgegen
schickten/ und um Beschleunigung der verspro-
chenen Gegenwart beweglichst anhielten. Ja ihre
Freude kunten sie so wenig bergen/ daß es bald die
von dem Chaumigrem hinterlassene Besatzungen
merckten/ und sich dahero nichts gutes träumen
liessen/ weil dürch das gantze Reich nur hundert

tau-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ſonderliche Achtung mehr auff ihn gegeben wur-
de/ auch gelunge/ daß er durch vieles Verſprechen
vier Bramaner bewegte/ mit ihm durch/ und nach
Siam zu gehen. Sie verwandelten demnach ihre
Kleider/ und verlieſſen noch auff den Martabani-
ſchen Graͤntzen gegen Pegu das Bramaniſche La-
ger. Weil nun/ wie vor erwehnet/ Martaban be-
reits durch den Aracaniſchen Feld-Herrn meiſtens
erobert und beſetzet war: als funde der Printz bald
ſeine Sicherheit/ indem er ſich dem Chatigan zu
erkennen gab/ und von demſelben freudigſt an-und
auffgenommen worde. Von hieraus ſendete er
alſobald geheime Boden nach Odia/ und andern
Siammiſchen Orten/ denen er ſeine Freyheit
hinterbringen/ und ſie ihrer Pflicht und Treue er-
innern ließ. Wo ſie nun das Bramaniſche Joch
vom Halſe werffen/ und ihn/ als rechtmaͤßigen
Erben/ vor ihren Koͤnig erkennen und annehmen
wolten: ſo wolte er in kurtzer Zeit mit dreyßig tau-
ſend Mann erſcheinen/ und den vaͤterlichen Erb-
Sitz mit Gewalt/ durch ihre Huͤlffe behaupten.
Denen Siammern war dieſes ein angenehmer
Thon in ihren Ohren/ deswegen ſie ihrem Prin-
tzen tauſend freudige Willkommungen entgegen
ſchickten/ und um Beſchleunigung der verſpro-
chenen Gegenwart beweglichſt anhielten. Ja ihre
Freude kunten ſie ſo wenig bergen/ daß es bald die
von dem Chaumigrem hinterlaſſene Beſatzungen
merckten/ und ſich dahero nichts gutes traͤumen
lieſſen/ weil duͤrch das gantze Reich nur hundert

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[604/0624] Der Aſiatiſchen Baniſe. ſonderliche Achtung mehr auff ihn gegeben wur- de/ auch gelunge/ daß er durch vieles Verſprechen vier Bramaner bewegte/ mit ihm durch/ und nach Siam zu gehen. Sie verwandelten demnach ihre Kleider/ und verlieſſen noch auff den Martabani- ſchen Graͤntzen gegen Pegu das Bramaniſche La- ger. Weil nun/ wie vor erwehnet/ Martaban be- reits durch den Aracaniſchen Feld-Herrn meiſtens erobert und beſetzet war: als funde der Printz bald ſeine Sicherheit/ indem er ſich dem Chatigan zu erkennen gab/ und von demſelben freudigſt an-und auffgenommen worde. Von hieraus ſendete er alſobald geheime Boden nach Odia/ und andern Siammiſchen Orten/ denen er ſeine Freyheit hinterbringen/ und ſie ihrer Pflicht und Treue er- innern ließ. Wo ſie nun das Bramaniſche Joch vom Halſe werffen/ und ihn/ als rechtmaͤßigen Erben/ vor ihren Koͤnig erkennen und annehmen wolten: ſo wolte er in kurtzer Zeit mit dreyßig tau- ſend Mann erſcheinen/ und den vaͤterlichen Erb- Sitz mit Gewalt/ durch ihre Huͤlffe behaupten. Denen Siammern war dieſes ein angenehmer Thon in ihren Ohren/ deswegen ſie ihrem Prin- tzen tauſend freudige Willkommungen entgegen ſchickten/ und um Beſchleunigung der verſpro- chenen Gegenwart beweglichſt anhielten. Ja ihre Freude kunten ſie ſo wenig bergen/ daß es bald die von dem Chaumigrem hinterlaſſene Beſatzungen merckten/ und ſich dahero nichts gutes traͤumen lieſſen/ weil duͤrch das gantze Reich nur hundert tau-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/624>, abgerufen am 26.06.2024.