Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
erobert hatte. Nachdem nun auch die gewisse
Zeitung von dem angefangenen Kriege zwischen
Pegu und Aracan einlieff: so rüstete sich König
Nherandi in Eil/ denen Aracanern mit einer flie-
genden Armee von hundert und funffzig tausend
Mann zu Hülffe zu gehen/ und sich hierdurch an
dem Chaumigrem zu rächen. Zu welchem Ende
eilends etliche tausend Wagen angeschaffet wur-
den/ alles/ was zu einem fliegenden Lager nöthig
wäre/ zu verführen. Er nahm nicht mehr denn
dreyßig Stücke Geschütze mit sich/ und das Kö-
nigliche Rüst-Hauß in Odia/ welches der Brand
noch verschonet hatte/ muste eine grosse Menge
Röhre/ Schilde/ Pfeile/ Bogen und Sebel her-
vor geben. An Pulver mangelte es auch nicht;
weil hier zu Lande der Salpeter sehr wohlfeil ist/
also/ daß die Siammer kein Kriegs-Zeug von ent-
legenen Orten herbey zu schaffen nöthig haben/
sondern andern noch wol aushelffen können. Hier-
bey haben sie Männliche und tapffere Hertzen/
sind nicht tollkühn/ sondern sehr arglistig auf Par-
theyen/ dabey zwar etwas langsam/ doch vorsich-
tig in Feldzügen und Schlachten.

Jndem nun also halb Asien in erschrecklichen
Kriegs-Flammen stunde/ welche der gottlose Chau-
nigrem mit seiner verdammten Regiersucht ange-
zündet hatte/ hielte es die junge Königin von Ava
vor ein Zeichen grosser Undanckbarkeit/ wenn sie
nicht bey solcher Gelegenheit ihr erkäntliches Ge-
müthe/ gegen ihren werthesten Bruder Balacin/

würck-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
erobert hatte. Nachdem nun auch die gewiſſe
Zeitung von dem angefangenen Kriege zwiſchen
Pegu und Aracan einlieff: ſo ruͤſtete ſich Koͤnig
Nherandi in Eil/ denen Aracanern mit einer flie-
genden Armee von hundert und funffzig tauſend
Mann zu Huͤlffe zu gehen/ und ſich hierdurch an
dem Chaumigrem zu raͤchen. Zu welchem Ende
eilends etliche tauſend Wagen angeſchaffet wur-
den/ alles/ was zu einem fliegenden Lager noͤthig
waͤre/ zu verfuͤhren. Er nahm nicht mehr denn
dreyßig Stuͤcke Geſchuͤtze mit ſich/ und das Koͤ-
nigliche Ruͤſt-Hauß in Odia/ welches der Brand
noch verſchonet hatte/ muſte eine groſſe Menge
Roͤhre/ Schilde/ Pfeile/ Bogen und Sebel her-
vor geben. An Pulver mangelte es auch nicht;
weil hier zu Lande der Salpeter ſehr wohlfeil iſt/
alſo/ daß die Siammer kein Kriegs-Zeug von ent-
legenen Orten herbey zu ſchaffen noͤthig haben/
ſondern andern noch wol aushelffen koͤñen. Hier-
bey haben ſie Maͤnnliche und tapffere Hertzen/
ſind nicht tollkuͤhn/ ſondeꝛn ſehr argliſtig auf Par-
theyen/ dabey zwar etwas langſam/ doch vorſich-
tig in Feldzuͤgen und Schlachten.

Jndem nun alſo halb Aſien in erſchrecklichen
Kriegs-Flam̃en ſtunde/ welche der gottloſe Chau-
nigrem mit ſeiner verdam̃ten Regierſucht ange-
zuͤndet hatte/ hielte es die junge Koͤnigin von Ava
vor ein Zeichen groſſer Undanckbarkeit/ wenn ſie
nicht bey ſolcher Gelegenheit ihr erkaͤntliches Ge-
muͤthe/ gegen ihren wertheſten Bruder Balacin/

wuͤrck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0626" n="606"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
erobert hatte. Nachdem nun auch die gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Zeitung von dem angefangenen Kriege zwi&#x017F;chen<lb/>
Pegu und Aracan einlieff: &#x017F;o ru&#x0364;&#x017F;tete &#x017F;ich Ko&#x0364;nig<lb/>
Nherandi in Eil/ denen Aracanern mit einer flie-<lb/>
genden Armee von hundert und funffzig tau&#x017F;end<lb/>
Mann zu Hu&#x0364;lffe zu gehen/ und &#x017F;ich hierdurch an<lb/>
dem Chaumigrem zu ra&#x0364;chen. Zu welchem Ende<lb/>
eilends etliche tau&#x017F;end Wagen ange&#x017F;chaffet wur-<lb/>
den/ alles/ was zu einem fliegenden Lager no&#x0364;thig<lb/>
wa&#x0364;re/ zu verfu&#x0364;hren. Er nahm nicht mehr denn<lb/>
dreyßig Stu&#x0364;cke Ge&#x017F;chu&#x0364;tze mit &#x017F;ich/ und das Ko&#x0364;-<lb/>
nigliche Ru&#x0364;&#x017F;t-Hauß in Odia/ welches der Brand<lb/>
noch ver&#x017F;chonet hatte/ mu&#x017F;te eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge<lb/>
Ro&#x0364;hre/ Schilde/ Pfeile/ Bogen und Sebel her-<lb/>
vor geben. An Pulver mangelte es auch nicht;<lb/>
weil hier zu Lande der Salpeter &#x017F;ehr wohlfeil i&#x017F;t/<lb/>
al&#x017F;o/ daß die Siammer kein Kriegs-Zeug von ent-<lb/>
legenen Orten herbey zu &#x017F;chaffen no&#x0364;thig haben/<lb/>
&#x017F;ondern andern noch wol aushelffen ko&#x0364;ñen. Hier-<lb/>
bey haben &#x017F;ie Ma&#x0364;nnliche und tapffere Hertzen/<lb/>
&#x017F;ind nicht tollku&#x0364;hn/ &#x017F;onde&#xA75B;n &#x017F;ehr argli&#x017F;tig auf Par-<lb/>
theyen/ dabey zwar etwas lang&#x017F;am/ doch vor&#x017F;ich-<lb/>
tig in Feldzu&#x0364;gen und Schlachten.</p><lb/>
        <p>Jndem nun al&#x017F;o halb A&#x017F;ien in er&#x017F;chrecklichen<lb/>
Kriegs-Flam&#x0303;en &#x017F;tunde/ welche der gottlo&#x017F;e Chau-<lb/>
nigrem mit &#x017F;einer verdam&#x0303;ten Regier&#x017F;ucht ange-<lb/>
zu&#x0364;ndet hatte/ hielte es die junge Ko&#x0364;nigin von Ava<lb/>
vor ein Zeichen gro&#x017F;&#x017F;er Undanckbarkeit/ wenn &#x017F;ie<lb/>
nicht bey &#x017F;olcher Gelegenheit ihr erka&#x0364;ntliches Ge-<lb/>
mu&#x0364;the/ gegen ihren werthe&#x017F;ten Bruder Balacin/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rck-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0626] Der Aſiatiſchen Baniſe. erobert hatte. Nachdem nun auch die gewiſſe Zeitung von dem angefangenen Kriege zwiſchen Pegu und Aracan einlieff: ſo ruͤſtete ſich Koͤnig Nherandi in Eil/ denen Aracanern mit einer flie- genden Armee von hundert und funffzig tauſend Mann zu Huͤlffe zu gehen/ und ſich hierdurch an dem Chaumigrem zu raͤchen. Zu welchem Ende eilends etliche tauſend Wagen angeſchaffet wur- den/ alles/ was zu einem fliegenden Lager noͤthig waͤre/ zu verfuͤhren. Er nahm nicht mehr denn dreyßig Stuͤcke Geſchuͤtze mit ſich/ und das Koͤ- nigliche Ruͤſt-Hauß in Odia/ welches der Brand noch verſchonet hatte/ muſte eine groſſe Menge Roͤhre/ Schilde/ Pfeile/ Bogen und Sebel her- vor geben. An Pulver mangelte es auch nicht; weil hier zu Lande der Salpeter ſehr wohlfeil iſt/ alſo/ daß die Siammer kein Kriegs-Zeug von ent- legenen Orten herbey zu ſchaffen noͤthig haben/ ſondern andern noch wol aushelffen koͤñen. Hier- bey haben ſie Maͤnnliche und tapffere Hertzen/ ſind nicht tollkuͤhn/ ſondeꝛn ſehr argliſtig auf Par- theyen/ dabey zwar etwas langſam/ doch vorſich- tig in Feldzuͤgen und Schlachten. Jndem nun alſo halb Aſien in erſchrecklichen Kriegs-Flam̃en ſtunde/ welche der gottloſe Chau- nigrem mit ſeiner verdam̃ten Regierſucht ange- zuͤndet hatte/ hielte es die junge Koͤnigin von Ava vor ein Zeichen groſſer Undanckbarkeit/ wenn ſie nicht bey ſolcher Gelegenheit ihr erkaͤntliches Ge- muͤthe/ gegen ihren wertheſten Bruder Balacin/ wuͤrck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/626
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/626>, abgerufen am 22.11.2024.