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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.

So bald Soudras weggeführet war/ so schiene
es/ als ob ein grosser Baum gefallen wäre/ durch
welchen alle Bäume/ so unter und neben ihm ge-
standen/ wiedergeschlagen würden: Denn es be-
mühete sich iedweder Bramaner/ denen Feinden
ihr Gesichte zu entziehen/ und diese unglückliche
Stätte zu verlassen. Welches sich denn Paduk-
ko sehr wohl nütze zu machen wuste/ mit der gan-
tzen Macht auff die Weichenden loßgieng/ und
den lincken Flügel von dem Mittel trennete/ wo-
durch das gantze feindliche Heer auf die Flucht ge-
bracht wurde/ welche Mangostan mit vierzig tau-
send Reutern verfolgen muste. Der lincke Flü-
gel aber/ so da greulich eingebüsset hatte/ war der-
massen umringet/ daß sie alle ihr Gewehr weg-
warffen/ und um Qvartier rufften: welches ih-
nen auch Nherandi alsobald ertheilete. Denn er/
als ein tapfferer/ doch bescheidener Held/ begehrte
nicht wider wehrlose Leute zu fechten. Ja ob es
gleich mitten in dem hitzigen Gefechte das Ansehen
hatte/ als ob er für Grausamkeit wüte und tobe/
und daß sein Grimm durch nichts/ als Blut und
Tod könne gestillet werden: So ist doch gewiß/
daß sich niemand des Sieges mäßiger zu gebrau-
chen wuste/ als er/ indem er keines weges über-
müthiger wurde/ also/ daß man wohl sagen kun-
te: Er habe seinem Zorne die Waffen genom-
men/ so bald er seinen Feind wehrloß gemacht.

Unter diesem Hauffen befand sich nun die fast
entzückte Higvanama/ welche auff ihre Erlösung

mit
Der Aſiatiſchen Baniſe.

So bald Soudras weggefuͤhret war/ ſo ſchiene
es/ als ob ein groſſer Baum gefallen waͤre/ durch
welchen alle Baͤume/ ſo unter und neben ihm ge-
ſtanden/ wiedergeſchlagen wuͤrden: Denn es be-
muͤhete ſich iedweder Bramaner/ denen Feinden
ihr Geſichte zu entziehen/ und dieſe ungluͤckliche
Staͤtte zu verlaſſen. Welches ſich denn Paduk-
ko ſehr wohl nuͤtze zu machen wuſte/ mit der gan-
tzen Macht auff die Weichenden loßgieng/ und
den lincken Fluͤgel von dem Mittel trennete/ wo-
durch das gantze feindliche Heer auf die Flucht ge-
bracht wurde/ welche Mangoſtan mit vierzig tau-
ſend Reutern verfolgen muſte. Der lincke Fluͤ-
gel aber/ ſo da greulich eingebuͤſſet hatte/ war der-
maſſen umringet/ daß ſie alle ihr Gewehr weg-
warffen/ und um Qvartier rufften: welches ih-
nen auch Nherandi alſobald ertheilete. Denn er/
als ein tapfferer/ doch beſcheidener Held/ begehrte
nicht wider wehrloſe Leute zu fechten. Ja ob es
gleich mitten in dem hitzigen Gefechte das Anſehen
hatte/ als ob er fuͤr Grauſamkeit wuͤte und tobe/
und daß ſein Grimm durch nichts/ als Blut und
Tod koͤnne geſtillet werden: So iſt doch gewiß/
daß ſich niemand des Sieges maͤßiger zu gebrau-
chen wuſte/ als er/ indem er keines weges uͤber-
muͤthiger wurde/ alſo/ daß man wohl ſagen kun-
te: Er habe ſeinem Zorne die Waffen genom-
men/ ſo bald er ſeinen Feind wehrloß gemacht.

Unter dieſem Hauffen befand ſich nun die faſt
entzuͤckte Higvanama/ welche auff ihre Erloͤſung

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[638/0658] Der Aſiatiſchen Baniſe. So bald Soudras weggefuͤhret war/ ſo ſchiene es/ als ob ein groſſer Baum gefallen waͤre/ durch welchen alle Baͤume/ ſo unter und neben ihm ge- ſtanden/ wiedergeſchlagen wuͤrden: Denn es be- muͤhete ſich iedweder Bramaner/ denen Feinden ihr Geſichte zu entziehen/ und dieſe ungluͤckliche Staͤtte zu verlaſſen. Welches ſich denn Paduk- ko ſehr wohl nuͤtze zu machen wuſte/ mit der gan- tzen Macht auff die Weichenden loßgieng/ und den lincken Fluͤgel von dem Mittel trennete/ wo- durch das gantze feindliche Heer auf die Flucht ge- bracht wurde/ welche Mangoſtan mit vierzig tau- ſend Reutern verfolgen muſte. Der lincke Fluͤ- gel aber/ ſo da greulich eingebuͤſſet hatte/ war der- maſſen umringet/ daß ſie alle ihr Gewehr weg- warffen/ und um Qvartier rufften: welches ih- nen auch Nherandi alſobald ertheilete. Denn er/ als ein tapfferer/ doch beſcheidener Held/ begehrte nicht wider wehrloſe Leute zu fechten. Ja ob es gleich mitten in dem hitzigen Gefechte das Anſehen hatte/ als ob er fuͤr Grauſamkeit wuͤte und tobe/ und daß ſein Grimm durch nichts/ als Blut und Tod koͤnne geſtillet werden: So iſt doch gewiß/ daß ſich niemand des Sieges maͤßiger zu gebrau- chen wuſte/ als er/ indem er keines weges uͤber- muͤthiger wurde/ alſo/ daß man wohl ſagen kun- te: Er habe ſeinem Zorne die Waffen genom- men/ ſo bald er ſeinen Feind wehrloß gemacht. Unter dieſem Hauffen befand ſich nun die faſt entzuͤckte Higvanama/ welche auff ihre Erloͤſung mit

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/658>, abgerufen am 23.11.2024.