Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
Jhr Himmel/ was ist diß?
Maur. Halt an/ Ama-
zonin!

Erbarm dich: weil ich alt und unglückselig bin.
Heracl. Diß ist Mauritius. Wie ist er doch entkommen/
Aus Thurm und Finsterniß? Wer hat ihn ab-
genommen
Der Ketten kalte Last?
Maur. Du seyst auch/ wer
du seyst/
Ob man dich Jägerin gleich dieser Wälder heist:
Betrachte meinen Stand/ des Schicksals Wun-
der-Fälle/
Wie grausam es sich auch gekrönten Häuptern
stelle.
Mir/ den so Reich als Welt vor Gott und Käyser
hielt/
Mir/ dessen starcke Faust hat Ost und West erfüllt/
Mir/ dessen blosser Winck den stärcksten Feind er-
schrecket:
Bleibt so viel Sandes nicht/ der meine Asch be-
decket.
Heracl. Mein nasses Augen-Saltz bejammert diesen
Fall/
Aspas. O Himmel! dieser ist des Glückes Wunder-
Ball!
Heracl. Glorwürdigster Monarch! muß diß mein
Aug' ersehen/
Daß der Tyrannen Macht die Majestäten
schmähen/
Und unterdrücken darf. Verkehrtes Gauckelspiel!
Des Unglücks Raserey wehlt Käyser auch zum
Ziel.
Jch
Drittes Buch.
Jhr Himmel/ was iſt diß?
Maur. Halt an/ Ama-
zonin!

Erbarm dich: weil ich alt und ungluͤckſelig bin.
Heracl. Diß iſt Mauritius. Wie iſt er doch entkom̃en/
Aus Thurm und Finſterniß? Wer hat ihn ab-
genommen
Der Ketten kalte Laſt?
Maur. Du ſeyſt auch/ wer
du ſeyſt/
Ob man dich Jaͤgerin gleich dieſer Waͤlder heiſt:
Betrachte meinen Stand/ des Schickſals Wun-
der-Faͤlle/
Wie grauſam es ſich auch gekroͤnten Haͤuptern
ſtelle.
Mir/ den ſo Reich als Welt vor Gott und Kaͤyſer
hielt/
Mir/ deſſen ſtarcke Fauſt hat Oſt uñ Weſt erfuͤllt/
Mir/ deſſen bloſſer Winck den ſtaͤrckſten Feind er-
ſchrecket:
Bleibt ſo viel Sandes nicht/ der meine Aſch be-
decket.
Heracl. Mein naſſes Augen-Saltz bejammert dieſen
Fall/
Aſpaſ. O Himmel! dieſer iſt des Gluͤckes Wunder-
Ball!
Heracl. Glorwuͤrdigſter Monarch! muß diß mein
Aug’ erſehen/
Daß der Tyrannen Macht die Majeſtaͤten
ſchmaͤhen/
Und unterdruͤcken darf. Verkehrtes Gauckelſpiel!
Des Ungluͤcks Raſerey wehlt Kaͤyſer auch zum
Ziel.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#HERA">
                <pb facs="#f0785" n="765"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
                <p>Jhr Himmel/ was i&#x017F;t diß?</p>
              </sp>
              <sp who="#MAU">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Maur.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Halt an/ <hi rendition="#aq">Ama-<lb/><hi rendition="#et">zonin!</hi></hi><lb/>
Erbarm dich: weil ich alt und unglu&#x0364;ck&#x017F;elig bin.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HERA">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Heracl.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Diß i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Mauritius.</hi> Wie i&#x017F;t er doch entkom&#x0303;en/<lb/>
Aus Thurm und Fin&#x017F;terniß? Wer hat ihn ab-<lb/><hi rendition="#et">genommen</hi><lb/>
Der Ketten kalte La&#x017F;t?</p>
              </sp>
              <sp who="#MAU">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Maur.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Du &#x017F;ey&#x017F;t auch/ wer<lb/><hi rendition="#et">du &#x017F;ey&#x017F;t/</hi><lb/>
Ob man dich Ja&#x0364;gerin gleich die&#x017F;er Wa&#x0364;lder hei&#x017F;t:<lb/>
Betrachte meinen Stand/ des Schick&#x017F;als Wun-<lb/><hi rendition="#et">der-Fa&#x0364;lle/</hi><lb/>
Wie grau&#x017F;am es &#x017F;ich auch gekro&#x0364;nten Ha&#x0364;uptern<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;telle.</hi><lb/>
Mir/ den &#x017F;o Reich als Welt vor Gott und Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">hielt/</hi><lb/>
Mir/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tarcke Fau&#x017F;t hat O&#x017F;t uñ We&#x017F;t erfu&#x0364;llt/<lb/>
Mir/ de&#x017F;&#x017F;en blo&#x017F;&#x017F;er Winck den &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten Feind er-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chrecket:</hi><lb/>
Bleibt &#x017F;o viel Sandes nicht/ der meine A&#x017F;ch be-<lb/><hi rendition="#et">decket.</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HERA">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Heracl.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Mein na&#x017F;&#x017F;es Augen-Saltz bejammert die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Fall/</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ASPA">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">A&#x017F;pa&#x017F;.</hi> </hi> </speaker>
                <p>O Himmel! die&#x017F;er i&#x017F;t des Glu&#x0364;ckes Wunder-<lb/><hi rendition="#et">Ball!</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HERA">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Heracl.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Glorwu&#x0364;rdig&#x017F;ter Monarch! muß diß mein<lb/><hi rendition="#et">Aug&#x2019; er&#x017F;ehen/</hi><lb/>
Daß der Tyrannen Macht die Maje&#x017F;ta&#x0364;ten<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chma&#x0364;hen/</hi><lb/>
Und unterdru&#x0364;cken darf. Verkehrtes Gauckel&#x017F;piel!<lb/>
Des Unglu&#x0364;cks Ra&#x017F;erey wehlt Ka&#x0364;y&#x017F;er auch zum<lb/><hi rendition="#et">Ziel.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[765/0785] Drittes Buch. Jhr Himmel/ was iſt diß? Maur. Halt an/ Ama- zonin! Erbarm dich: weil ich alt und ungluͤckſelig bin. Heracl. Diß iſt Mauritius. Wie iſt er doch entkom̃en/ Aus Thurm und Finſterniß? Wer hat ihn ab- genommen Der Ketten kalte Laſt? Maur. Du ſeyſt auch/ wer du ſeyſt/ Ob man dich Jaͤgerin gleich dieſer Waͤlder heiſt: Betrachte meinen Stand/ des Schickſals Wun- der-Faͤlle/ Wie grauſam es ſich auch gekroͤnten Haͤuptern ſtelle. Mir/ den ſo Reich als Welt vor Gott und Kaͤyſer hielt/ Mir/ deſſen ſtarcke Fauſt hat Oſt uñ Weſt erfuͤllt/ Mir/ deſſen bloſſer Winck den ſtaͤrckſten Feind er- ſchrecket: Bleibt ſo viel Sandes nicht/ der meine Aſch be- decket. Heracl. Mein naſſes Augen-Saltz bejammert dieſen Fall/ Aſpaſ. O Himmel! dieſer iſt des Gluͤckes Wunder- Ball! Heracl. Glorwuͤrdigſter Monarch! muß diß mein Aug’ erſehen/ Daß der Tyrannen Macht die Majeſtaͤten ſchmaͤhen/ Und unterdruͤcken darf. Verkehrtes Gauckelſpiel! Des Ungluͤcks Raſerey wehlt Kaͤyſer auch zum Ziel. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/785
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/785>, abgerufen am 26.06.2024.