Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Asiatischen Banise.
Jch bin Heraclius.
Theod. Nun wird mein Geist
erqvicket.
Hemcl. Ob mich mein Käyser gleich in Weiber-
Tracht erblicket:
So hat sich doch mein Muth in minsten nicht ge-
legt.
Weil aber ietzt sein Knecht ein groß Verlangen
trägt/
Zu wissen: auf was art sein Fuß die Freyheit büsset:
So sag er: wie er ietzt die schnelle Flucht begrüsset.
Maur. Mit was vor Lust umfaß' ich seine rechte hand/
Eh Atropos zerstickt mein schwaches Lebens-band.
Denn diese hand hat selbst der Himmel auserkohren/
Zu rächen meine Schmach. Mein Frey-seyn
ward gebohren/
Durch angestellte Glut/ die jenen Thurm ergrieff/
Worinn mein matter Leib in Kett' und Banden
schlieff.
Es meinte Phocas mich durch Flammen zu verderben/
Was solt ich Aermster thun? So jämmerlich zu
sterben/
Entsetzte sich mein Geist. Es rieth Verzweifelung/
Daß ich mich rettete durch einen hohen Sprung/
Jn die begraste See. Hier kunt ich recht verspühren/
Der Götter hohe gunst. Die wellen musten führen/
Mich jenem Ufer zu. Jch war gantz naß u. feucht/
Und habe fast entseelt hier diese Höl' erreicht.
Allein mein Ende wird des Lebens nun verspüret/
Jndem die Seele schon die blassen Lippen rühret:
Drum/ eh sie noch ergreift des Todes kalter Zahn/
So
Der Aſiatiſchen Baniſe.
Jch bin Heraclius.
Theod. Nun wird mein Geiſt
erqvicket.
Hemcl. Ob mich mein Kaͤyſer gleich in Weiber-
Tracht erblicket:
So hat ſich doch mein Muth in minſten nicht ge-
legt.
Weil aber ietzt ſein Knecht ein groß Verlangen
traͤgt/
Zu wiſſen: auf was aꝛt ſein Fuß die Fꝛeyheit buͤſſet:
So ſag er: wie er ietzt die ſchnelle Flucht begruͤſſet.
Maur. Mit was vor Luſt umfaß’ ich ſeine rechte hand/
Eh Atropos zerſtickt mein ſchwaches Lebens-band.
Deñ dieſe hand hat ſelbſt der Him̃el auserkohren/
Zu raͤchen meine Schmach. Mein Frey-ſeyn
ward gebohren/
Durch angeſtellte Glut/ die jenen Thurm ergrieff/
Worinn mein matter Leib in Kett’ und Banden
ſchlieff.
Es meinte Phocas mich durch Flam̃en zu verderbẽ/
Was ſolt ich Aermſter thun? So jaͤmmerlich zu
ſterben/
Entſetzte ſich mein Geiſt. Es rieth Verzweifelung/
Daß ich mich rettete durch einen hohen Sprung/
Jn die begraſte See. Hier kunt ich recht verſpuͤhrẽ/
Deꝛ Goͤtter hohe gunſt. Die wellen muſten fuͤhꝛẽ/
Mich jenem Ufer zu. Jch war gantz naß u. feucht/
Und habe faſt entſeelt hier dieſe Hoͤl’ erreicht.
Allein mein Ende wird des Lebens nun verſpuͤret/
Jndem die Seele ſchon die blaſſen Lippen ruͤhret:
Drum/ eh ſie noch ergreift des Todes kalter Zahn/
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#HERA">
                <p><pb facs="#f0786" n="766"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Jch bin <hi rendition="#aq">Heraclius.</hi></p>
              </sp>
              <sp who="#THE">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Theod.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Nun wird mein Gei&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">erqvicket.</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HERA">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Hemcl.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Ob mich mein Ka&#x0364;y&#x017F;er gleich in Weiber-<lb/><hi rendition="#et">Tracht erblicket:</hi><lb/>
So hat &#x017F;ich doch mein Muth in min&#x017F;ten nicht ge-<lb/><hi rendition="#et">legt.</hi><lb/>
Weil aber ietzt &#x017F;ein Knecht ein groß Verlangen<lb/><hi rendition="#et">tra&#x0364;gt/</hi><lb/>
Zu wi&#x017F;&#x017F;en: auf was a&#xA75B;t &#x017F;ein Fuß die F&#xA75B;eyheit bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et:<lb/>
So &#x017F;ag er: wie er ietzt die &#x017F;chnelle Flucht begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MAU">
                <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Maur.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Mit was vor Lu&#x017F;t umfaß&#x2019; ich &#x017F;eine rechte hand/<lb/>
Eh <hi rendition="#aq">Atropos</hi> zer&#x017F;tickt mein &#x017F;chwaches Lebens-band.<lb/>
Deñ die&#x017F;e hand hat &#x017F;elb&#x017F;t der Him&#x0303;el auserkohren/<lb/>
Zu ra&#x0364;chen meine Schmach. Mein Frey-&#x017F;eyn<lb/><hi rendition="#et">ward gebohren/</hi><lb/>
Durch ange&#x017F;tellte Glut/ die jenen Thurm ergrieff/<lb/>
Worinn mein matter Leib in Kett&#x2019; und Banden<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlieff.</hi><lb/>
Es meinte <hi rendition="#aq">Phocas</hi> mich durch Flam&#x0303;en zu verderb&#x1EBD;/<lb/>
Was &#x017F;olt ich Aerm&#x017F;ter thun? So ja&#x0364;mmerlich zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;terben/</hi><lb/>
Ent&#x017F;etzte &#x017F;ich mein Gei&#x017F;t. Es rieth Verzweifelung/<lb/>
Daß ich mich rettete durch einen hohen Sprung/<lb/>
Jn die begra&#x017F;te See. Hier kunt ich recht ver&#x017F;pu&#x0364;hr&#x1EBD;/<lb/>
De&#xA75B; Go&#x0364;tter hohe gun&#x017F;t. Die wellen mu&#x017F;ten fu&#x0364;h&#xA75B;&#x1EBD;/<lb/>
Mich jenem Ufer zu. Jch war gantz naß u. feucht/<lb/>
Und habe fa&#x017F;t ent&#x017F;eelt hier die&#x017F;e Ho&#x0364;l&#x2019; erreicht.<lb/>
Allein mein Ende wird des Lebens nun ver&#x017F;pu&#x0364;ret/<lb/>
Jndem die Seele &#x017F;chon die bla&#x017F;&#x017F;en Lippen ru&#x0364;hret:<lb/>
Drum/ eh &#x017F;ie noch ergreift des Todes kalter Zahn/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[766/0786] Der Aſiatiſchen Baniſe. Jch bin Heraclius. Theod. Nun wird mein Geiſt erqvicket. Hemcl. Ob mich mein Kaͤyſer gleich in Weiber- Tracht erblicket: So hat ſich doch mein Muth in minſten nicht ge- legt. Weil aber ietzt ſein Knecht ein groß Verlangen traͤgt/ Zu wiſſen: auf was aꝛt ſein Fuß die Fꝛeyheit buͤſſet: So ſag er: wie er ietzt die ſchnelle Flucht begruͤſſet. Maur. Mit was vor Luſt umfaß’ ich ſeine rechte hand/ Eh Atropos zerſtickt mein ſchwaches Lebens-band. Deñ dieſe hand hat ſelbſt der Him̃el auserkohren/ Zu raͤchen meine Schmach. Mein Frey-ſeyn ward gebohren/ Durch angeſtellte Glut/ die jenen Thurm ergrieff/ Worinn mein matter Leib in Kett’ und Banden ſchlieff. Es meinte Phocas mich durch Flam̃en zu verderbẽ/ Was ſolt ich Aermſter thun? So jaͤmmerlich zu ſterben/ Entſetzte ſich mein Geiſt. Es rieth Verzweifelung/ Daß ich mich rettete durch einen hohen Sprung/ Jn die begraſte See. Hier kunt ich recht verſpuͤhrẽ/ Deꝛ Goͤtter hohe gunſt. Die wellen muſten fuͤhꝛẽ/ Mich jenem Ufer zu. Jch war gantz naß u. feucht/ Und habe faſt entſeelt hier dieſe Hoͤl’ erreicht. Allein mein Ende wird des Lebens nun verſpuͤret/ Jndem die Seele ſchon die blaſſen Lippen ruͤhret: Drum/ eh ſie noch ergreift des Todes kalter Zahn/ So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/786
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/786>, abgerufen am 26.06.2024.