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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
waren wir ohne Anführer/ daher denn ein ieder
seine Füsse um Rath fragte/ und sich so viel mög-
lich/ dem feindlichen Sebel zu entfliehen/ bemühe-
te. Jch selbst vermeinte an ermeldter Helden-
That gnugsam verrichtet zu haben/ sahe mich de-
rowegen nach meinen Printzen um/ und eilte
ihm dermassen nach/ daß ich nicht wuste/ ob Feind
oder Freund hinter mir war. Nach einer Stun-
de erreichte ich einen Wald/ und schätzte mich
nunmehr sicher zu seyn/ satzte mich nieder/ und
verband meine Wunden/ so gut ich konte. Als ich
aber von weiten ein starckes Getümmel vernahm/
hielte ich ferner nicht vor rathsam/ mich noch ein-
mal in die Gefahr zu begeben/ dahero ich mich auf
den Weg machte/ und des andern Tages gantz
matt und krafftlos vor den Thoren zu Ava an-
langte/ woselbst ich vieler meiner Cameraden an-
traff/ welche durch die Flucht ihr Leben gerettet
hatten. Es kamen auch deren noch stündlich zu
gantzen Trouppen in voller Unordnung gelauf-
fen/ von denen man das Ende der Schlacht/ und
den grossen Verlust der Unsrigen/ gnugsam ver-
nehmen kunte. Jn Summa/ die Schlacht war
verlohren/ drey und zwanzig tausend der Unsri-
gen wurden vermißt/ und es war alles in höchsten
Sorgen und Furcht/ wenn der Feind kommen/
und uns gar in Ava besuchen möchte. Welches
denn auch gewiß geschehen wäre/ wenn nicht in
währender Schlacht dem Käyser von Pegu die
gefährliche Nachricht wäre hinterbracht worden/

was

Erſtes Buch.
waren wir ohne Anfuͤhrer/ daher denn ein ieder
ſeine Fuͤſſe um Rath fragte/ und ſich ſo viel moͤg-
lich/ dem feindlichen Sebel zu entfliehen/ bemuͤhe-
te. Jch ſelbſt vermeinte an ermeldter Helden-
That gnugſam verrichtet zu haben/ ſahe mich de-
rowegen nach meinen Printzen um/ und eilte
ihm dermaſſen nach/ daß ich nicht wuſte/ ob Feind
oder Freund hinter mir war. Nach einer Stun-
de erreichte ich einen Wald/ und ſchaͤtzte mich
nunmehr ſicher zu ſeyn/ ſatzte mich nieder/ und
verband meine Wunden/ ſo gut ich konte. Als ich
aber von weiten ein ſtarckes Getuͤm̃el vernahm/
hielte ich ferner nicht vor rathſam/ mich noch ein-
mal in die Gefahr zu begeben/ dahero ich mich auf
den Weg machte/ und des andern Tages gantz
matt und krafftlos vor den Thoren zu Ava an-
langte/ woſelbſt ich vieler meiner Cameraden an-
traff/ welche durch die Flucht ihr Leben gerettet
hatten. Es kamen auch deren noch ſtuͤndlich zu
gantzen Trouppen in voller Unordnung gelauf-
fen/ von denen man das Ende der Schlacht/ und
den groſſen Verluſt der Unſrigen/ gnugſam ver-
nehmen kunte. Jn Summa/ die Schlacht war
verlohren/ drey und zwanzig tauſend der Unſri-
gen wurden vermißt/ und es war alles in hoͤchſten
Sorgen und Furcht/ wenn der Feind kommen/
und uns gar in Ava beſuchen moͤchte. Welches
denn auch gewiß geſchehen waͤre/ wenn nicht in
waͤhrender Schlacht dem Kaͤyſer von Pegu die
gefaͤhrliche Nachricht waͤre hinterbracht worden/

was
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[59/0079] Erſtes Buch. waren wir ohne Anfuͤhrer/ daher denn ein ieder ſeine Fuͤſſe um Rath fragte/ und ſich ſo viel moͤg- lich/ dem feindlichen Sebel zu entfliehen/ bemuͤhe- te. Jch ſelbſt vermeinte an ermeldter Helden- That gnugſam verrichtet zu haben/ ſahe mich de- rowegen nach meinen Printzen um/ und eilte ihm dermaſſen nach/ daß ich nicht wuſte/ ob Feind oder Freund hinter mir war. Nach einer Stun- de erreichte ich einen Wald/ und ſchaͤtzte mich nunmehr ſicher zu ſeyn/ ſatzte mich nieder/ und verband meine Wunden/ ſo gut ich konte. Als ich aber von weiten ein ſtarckes Getuͤm̃el vernahm/ hielte ich ferner nicht vor rathſam/ mich noch ein- mal in die Gefahr zu begeben/ dahero ich mich auf den Weg machte/ und des andern Tages gantz matt und krafftlos vor den Thoren zu Ava an- langte/ woſelbſt ich vieler meiner Cameraden an- traff/ welche durch die Flucht ihr Leben gerettet hatten. Es kamen auch deren noch ſtuͤndlich zu gantzen Trouppen in voller Unordnung gelauf- fen/ von denen man das Ende der Schlacht/ und den groſſen Verluſt der Unſrigen/ gnugſam ver- nehmen kunte. Jn Summa/ die Schlacht war verlohren/ drey und zwanzig tauſend der Unſri- gen wurden vermißt/ und es war alles in hoͤchſten Sorgen und Furcht/ wenn der Feind kommen/ und uns gar in Ava beſuchen moͤchte. Welches denn auch gewiß geſchehen waͤre/ wenn nicht in waͤhrender Schlacht dem Kaͤyſer von Pegu die gefaͤhrliche Nachricht waͤre hinterbracht worden/ was

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/79>, abgerufen am 17.06.2024.