Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
fang gemacht werden/ wenn ich nicht des Printzen
verschonte. Jmmittelst lasse dich nicht gelüsten/ vor
meinem Angesichte mehr zu erscheinen/ sonsten soll
dein Kopff auff dem Rumpffe wackeln. Nach
welchen harten Worten sie sich in ihr Cabinet be-
gab/ und mich gantz ausser mir selbsten ließ. Jch
hielte es hierauff nicht vor rathsam/ vor der Höle
einer erzürnten Löwin länger zu verziehen/ sondern
verließ das Zimmer/ und gieng mit so leisen Trit-
ten vom Schlosse/ als wie ein Pfau/ welcher seine
Füsse betrachtet hat. Ja ich sahe mich immer fleißig
um/ ob nicht einer von der löblichen Büttel-Gesell-
schafft mich zurücke und auff einen Trunck Eisen-
Kraut-Wein laden würde. Nachdem ich aber un-
gehindert das Schloß auff dem Rücken hatte/ be-
gegnete mir zu allem Glücke der Vogel/ von wel-
chem ich den Brieff empfangen hatte/ denselben
setzte ich alsobald zur Rede/ wer sein Herr wäre?
worauff er mir gantz trotzig antwortete: er wäre
sein eigen Herr. Hierauff erwischte ich meinen
Stock/ und sagte: so mag dein Herr der ärgste
Schelm seyn/ und mit diesen Worten schlug ich
aus allen Kräfften auff ihn zu/ daß er lauter Lufft-
Sprünge that/ und in solcher Angst kein Wort
mehr/ als Chaumigrem/ auffbringen konte. Hier-
aus merckte ich schon/ in welcher Müntze dieses
Geld geschlagen war/ ich stellte mich aber/ als
wüste oder verstünde ich ihm nichts/ und sagte bey
Endigung dieses Stock-Ballets zu ihm: Sage
deinem Herrn/ er sey wer er wolle/ die Princeßin

wolte

Der Aſiatiſchen Baniſe.
fang gemacht werden/ wenn ich nicht des Printzen
verſchonte. Jmmittelſt laſſe dich nicht geluͤſten/ vor
meinem Angeſichte mehr zu erſcheinen/ ſonſten ſoll
dein Kopff auff dem Rumpffe wackeln. Nach
welchen harten Worten ſie ſich in ihr Cabinet be-
gab/ und mich gantz auſſer mir ſelbſten ließ. Jch
hielte es hierauff nicht vor rathſam/ vor der Hoͤle
einer erzuͤrnten Loͤwin laͤnger zu verziehen/ ſondern
verließ das Zimmer/ und gieng mit ſo leiſen Trit-
ten vom Schloſſe/ als wie ein Pfau/ welcher ſeine
Fuͤſſe betꝛachtet hat. Ja ich ſahe mich immer fleißig
um/ ob nicht einer von der loͤblichen Buͤttel-Geſell-
ſchafft mich zuruͤcke und auff einen Trunck Eiſen-
Kraut-Wein laden wuͤrde. Nachdem ich aber un-
gehindert das Schloß auff dem Ruͤcken hatte/ be-
gegnete mir zu allem Gluͤcke der Vogel/ von wel-
chem ich den Brieff empfangen hatte/ denſelben
ſetzte ich alſobald zur Rede/ wer ſein Herr waͤre?
worauff er mir gantz trotzig antwortete: er waͤre
ſein eigen Herr. Hierauff erwiſchte ich meinen
Stock/ und ſagte: ſo mag dein Herr der aͤrgſte
Schelm ſeyn/ und mit dieſen Worten ſchlug ich
aus allen Kraͤfften auff ihn zu/ daß er lauter Lufft-
Spruͤnge that/ und in ſolcher Angſt kein Wort
mehr/ als Chaumigrem/ auffbringen konte. Hier-
aus merckte ich ſchon/ in welcher Muͤntze dieſes
Geld geſchlagen war/ ich ſtellte mich aber/ als
wuͤſte oder verſtuͤnde ich ihm nichts/ und ſagte bey
Endigung dieſes Stock-Ballets zu ihm: Sage
deinem Herrn/ er ſey wer er wolle/ die Princeßin

wolte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
fang gemacht werden/ wenn ich nicht des Printzen<lb/>
ver&#x017F;chonte. Jmmittel&#x017F;t la&#x017F;&#x017F;e dich nicht gelu&#x0364;&#x017F;ten/ vor<lb/>
meinem Ange&#x017F;ichte mehr zu er&#x017F;cheinen/ &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;oll<lb/>
dein Kopff auff dem Rumpffe wackeln. Nach<lb/>
welchen harten Worten &#x017F;ie &#x017F;ich in ihr Cabinet be-<lb/>
gab/ und mich gantz au&#x017F;&#x017F;er mir &#x017F;elb&#x017F;ten ließ. Jch<lb/>
hielte es hierauff nicht vor rath&#x017F;am/ vor der Ho&#x0364;le<lb/>
einer erzu&#x0364;rnten Lo&#x0364;win la&#x0364;nger zu verziehen/ &#x017F;ondern<lb/>
verließ das Zimmer/ und gieng mit &#x017F;o lei&#x017F;en Trit-<lb/>
ten vom Schlo&#x017F;&#x017F;e/ als wie ein Pfau/ welcher &#x017F;eine<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bet&#xA75B;achtet hat. Ja ich &#x017F;ahe mich immer fleißig<lb/>
um/ ob nicht einer von der lo&#x0364;blichen Bu&#x0364;ttel-Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft mich zuru&#x0364;cke und auff einen Trunck Ei&#x017F;en-<lb/>
Kraut-Wein laden wu&#x0364;rde. Nachdem ich aber un-<lb/>
gehindert das Schloß auff dem Ru&#x0364;cken hatte/ be-<lb/>
gegnete mir zu allem Glu&#x0364;cke der Vogel/ von wel-<lb/>
chem ich den Brieff empfangen hatte/ den&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;etzte ich al&#x017F;obald zur Rede/ wer &#x017F;ein Herr wa&#x0364;re?<lb/>
worauff er mir gantz trotzig antwortete: er wa&#x0364;re<lb/>
&#x017F;ein eigen Herr. Hierauff erwi&#x017F;chte ich meinen<lb/>
Stock/ und &#x017F;agte: &#x017F;o mag dein Herr der a&#x0364;rg&#x017F;te<lb/>
Schelm &#x017F;eyn/ und mit die&#x017F;en Worten &#x017F;chlug ich<lb/>
aus allen Kra&#x0364;fften auff ihn zu/ daß er lauter Lufft-<lb/>
Spru&#x0364;nge that/ und in &#x017F;olcher Ang&#x017F;t kein Wort<lb/>
mehr/ als Chaumigrem/ auffbringen konte. Hier-<lb/>
aus merckte ich &#x017F;chon/ in welcher Mu&#x0364;ntze die&#x017F;es<lb/>
Geld ge&#x017F;chlagen war/ ich &#x017F;tellte mich aber/ als<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;te oder ver&#x017F;tu&#x0364;nde ich ihm nichts/ und &#x017F;agte bey<lb/>
Endigung die&#x017F;es Stock-Ballets zu ihm: Sage<lb/>
deinem Herrn/ er &#x017F;ey wer er wolle/ die Princeßin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wolte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0098] Der Aſiatiſchen Baniſe. fang gemacht werden/ wenn ich nicht des Printzen verſchonte. Jmmittelſt laſſe dich nicht geluͤſten/ vor meinem Angeſichte mehr zu erſcheinen/ ſonſten ſoll dein Kopff auff dem Rumpffe wackeln. Nach welchen harten Worten ſie ſich in ihr Cabinet be- gab/ und mich gantz auſſer mir ſelbſten ließ. Jch hielte es hierauff nicht vor rathſam/ vor der Hoͤle einer erzuͤrnten Loͤwin laͤnger zu verziehen/ ſondern verließ das Zimmer/ und gieng mit ſo leiſen Trit- ten vom Schloſſe/ als wie ein Pfau/ welcher ſeine Fuͤſſe betꝛachtet hat. Ja ich ſahe mich immer fleißig um/ ob nicht einer von der loͤblichen Buͤttel-Geſell- ſchafft mich zuruͤcke und auff einen Trunck Eiſen- Kraut-Wein laden wuͤrde. Nachdem ich aber un- gehindert das Schloß auff dem Ruͤcken hatte/ be- gegnete mir zu allem Gluͤcke der Vogel/ von wel- chem ich den Brieff empfangen hatte/ denſelben ſetzte ich alſobald zur Rede/ wer ſein Herr waͤre? worauff er mir gantz trotzig antwortete: er waͤre ſein eigen Herr. Hierauff erwiſchte ich meinen Stock/ und ſagte: ſo mag dein Herr der aͤrgſte Schelm ſeyn/ und mit dieſen Worten ſchlug ich aus allen Kraͤfften auff ihn zu/ daß er lauter Lufft- Spruͤnge that/ und in ſolcher Angſt kein Wort mehr/ als Chaumigrem/ auffbringen konte. Hier- aus merckte ich ſchon/ in welcher Muͤntze dieſes Geld geſchlagen war/ ich ſtellte mich aber/ als wuͤſte oder verſtuͤnde ich ihm nichts/ und ſagte bey Endigung dieſes Stock-Ballets zu ihm: Sage deinem Herrn/ er ſey wer er wolle/ die Princeßin wolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/98
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/98>, abgerufen am 21.11.2024.