Selbst ein Mäcen, ein Unterstüzer der Wissenschaften, welcher dem römischen gleicht, und nicht bloß sein Nachäffer ist, kann das nicht thun, was Martial in jenen kriechenden Versen an Flaccus schrieb: Wenn nur Mäcene sind, so wird's an Maronen nicht fehlen. Selbst dein Dorf wird dir einen Virgil geben. Was können nun vol- lends Mäcenate thun? und was haben sie gethan? Doch sie lassen wir in Ruh und Frieden der Ehre geniessen, mit der sie nun so fürlieb nehmen wollen; unsre Geseze gehen nur diejenigen unter uns an, die schwach- köpfig oder niedrig genung sind, Mäcenate als Mäcene zu verehren.
1
Nimt sich's einer heraus, ohne Anfrage bey Zunft oder Volke, irgend Jemanden ei- nen Mäcen zu nennen, der ein Band hat oder keins, einen Kragen oder keinen, der ein Altfranke ist, oder einer unsrer lauen Mit- bürger, aber der weder Macht noch Kopfs genung hat ein Mäcen zu seyn; so komt er so
oft,
Von den Maͤcenaten.
Vorbericht.
Selbſt ein Maͤcen, ein Unterſtuͤzer der Wiſſenſchaften, welcher dem roͤmiſchen gleicht, und nicht bloß ſein Nachaͤffer iſt, kann das nicht thun, was Martial in jenen kriechenden Verſen an Flaccus ſchrieb: Wenn nur Maͤcene ſind, ſo wird’s an Maronen nicht fehlen. Selbſt dein Dorf wird dir einen Virgil geben. Was koͤnnen nun vol- lends Maͤcenate thun? und was haben ſie gethan? Doch ſie laſſen wir in Ruh und Frieden der Ehre genieſſen, mit der ſie nun ſo fuͤrlieb nehmen wollen; unſre Geſeze gehen nur diejenigen unter uns an, die ſchwach- koͤpfig oder niedrig genung ſind, Maͤcenate als Maͤcene zu verehren.
1
Nimt ſich’s einer heraus, ohne Anfrage bey Zunft oder Volke, irgend Jemanden ei- nen Maͤcen zu nennen, der ein Band hat oder keins, einen Kragen oder keinen, der ein Altfranke iſt, oder einer unſrer lauen Mit- buͤrger, aber der weder Macht noch Kopfs genung hat ein Maͤcen zu ſeyn; ſo komt er ſo
oft,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0134"n="58"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von den Maͤcenaten.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Vorbericht.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>elbſt ein Maͤcen, ein Unterſtuͤzer der<lb/>
Wiſſenſchaften, welcher dem roͤmiſchen<lb/>
gleicht, und nicht bloß ſein Nachaͤffer iſt,<lb/>
kann das nicht thun, was Martial in jenen<lb/>
kriechenden Verſen an Flaccus ſchrieb: <hirendition="#fr">Wenn<lb/>
nur Maͤcene ſind, ſo wird’s an Maronen<lb/>
nicht fehlen. Selbſt dein Dorf wird dir<lb/>
einen Virgil geben.</hi> Was koͤnnen nun vol-<lb/>
lends Maͤcenate thun? und was <hirendition="#fr">haben ſie<lb/>
gethan?</hi> Doch ſie laſſen wir in Ruh und<lb/>
Frieden der Ehre genieſſen, mit der ſie nun<lb/>ſo fuͤrlieb nehmen wollen; unſre Geſeze gehen<lb/>
nur diejenigen unter uns an, die ſchwach-<lb/>
koͤpfig oder niedrig genung ſind, Maͤcenate<lb/>
als Maͤcene zu verehren.</p></div><lb/><divn="3"><head>1</head><lb/><p>Nimt ſich’s einer heraus, ohne Anfrage<lb/>
bey Zunft oder Volke, irgend Jemanden ei-<lb/>
nen Maͤcen zu nennen, der ein Band hat oder<lb/>
keins, einen Kragen oder keinen, der ein<lb/>
Altfranke iſt, oder einer unſrer <hirendition="#fr">lauen</hi> Mit-<lb/>
buͤrger, aber der weder Macht noch <hirendition="#fr">Kopfs<lb/>
genung</hi> hat ein Maͤcen zu ſeyn; ſo komt er ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">oft,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[58/0134]
Von den Maͤcenaten.
Vorbericht.
Selbſt ein Maͤcen, ein Unterſtuͤzer der
Wiſſenſchaften, welcher dem roͤmiſchen
gleicht, und nicht bloß ſein Nachaͤffer iſt,
kann das nicht thun, was Martial in jenen
kriechenden Verſen an Flaccus ſchrieb: Wenn
nur Maͤcene ſind, ſo wird’s an Maronen
nicht fehlen. Selbſt dein Dorf wird dir
einen Virgil geben. Was koͤnnen nun vol-
lends Maͤcenate thun? und was haben ſie
gethan? Doch ſie laſſen wir in Ruh und
Frieden der Ehre genieſſen, mit der ſie nun
ſo fuͤrlieb nehmen wollen; unſre Geſeze gehen
nur diejenigen unter uns an, die ſchwach-
koͤpfig oder niedrig genung ſind, Maͤcenate
als Maͤcene zu verehren.
1
Nimt ſich’s einer heraus, ohne Anfrage
bey Zunft oder Volke, irgend Jemanden ei-
nen Maͤcen zu nennen, der ein Band hat oder
keins, einen Kragen oder keinen, der ein
Altfranke iſt, oder einer unſrer lauen Mit-
buͤrger, aber der weder Macht noch Kopfs
genung hat ein Maͤcen zu ſeyn; ſo komt er ſo
oft,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/134>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.