männer, drey Zünfte, und des Volks eine gute Zahl, die einander durch den Herold hatten laden und bescheiden lassen, Rath zu pflegen über das gemeinsame Wohl.
Jst verhandelt, und in diese Rolle schrie- ben worden im drey und vierzigsten Jahr nach dem funfzehnten Hundert.
Wir müssen etwas von den Genossamen sagen, die damals da noch keine Landtage wa- ren, gehalten wurden. Jm Vorbeygehn merken wir an, daß das Wort: Genossam noch jezt in der Schweiz und zwar, so viel wir uns erinnern, in Uri üblich ist, und einen Theil des Cantons anzeigt. Unsre Genos- same bestanden aus so wenigen Mitgliedern, daß man, wenn einer gehalten wurde, nicht sagen konte, die Republik oder (nach dem ge- wöhnlicheren Ausdrucke der Jahrbücher) die Landgemeine wäre versammelt. Gleichwol sind verschiedne Geseze der Genossame auf den ersten Landtagen, und auch wol später, von der versammelten Republik bestätigt worden. Das macht, es waren oft kernhafte und va- terländische Männer, die in diesen alten Zei- ten zusammen kamen. Unser erster Landtag war Anfangs auch nur ein Genossam. Da sich aber nach und nach die Zahl der Ankom-
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maͤnner, drey Zuͤnfte, und des Volks eine gute Zahl, die einander durch den Herold hatten laden und beſcheiden laſſen, Rath zu pflegen uͤber das gemeinſame Wohl.
Jſt verhandelt, und in dieſe Rolle ſchrie- ben worden im drey und vierzigſten Jahr nach dem funfzehnten Hundert.
Wir muͤſſen etwas von den Genoſſamen ſagen, die damals da noch keine Landtage wa- ren, gehalten wurden. Jm Vorbeygehn merken wir an, daß das Wort: Genoſſam noch jezt in der Schweiz und zwar, ſo viel wir uns erinnern, in Uri uͤblich iſt, und einen Theil des Cantons anzeigt. Unſre Genoſ- ſame beſtanden aus ſo wenigen Mitgliedern, daß man, wenn einer gehalten wurde, nicht ſagen konte, die Republik oder (nach dem ge- woͤhnlicheren Ausdrucke der Jahrbuͤcher) die Landgemeine waͤre verſammelt. Gleichwol ſind verſchiedne Geſeze der Genoſſame auf den erſten Landtagen, und auch wol ſpaͤter, von der verſammelten Republik beſtaͤtigt worden. Das macht, es waren oft kernhafte und va- terlaͤndiſche Maͤnner, die in dieſen alten Zei- ten zuſammen kamen. Unſer erſter Landtag war Anfangs auch nur ein Genoſſam. Da ſich aber nach und nach die Zahl der Ankom-
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maͤnner, drey Zuͤnfte, und des Volks eine
gute Zahl, die einander durch den Herold
hatten laden und beſcheiden laſſen, Rath
zu pflegen uͤber das gemeinſame Wohl.
Jſt verhandelt, und in dieſe Rolle ſchrie-
ben worden im drey und vierzigſten Jahr
nach dem funfzehnten Hundert.
Wir muͤſſen etwas von den Genoſſamen
ſagen, die damals da noch keine Landtage wa-
ren, gehalten wurden. Jm Vorbeygehn
merken wir an, daß das Wort: Genoſſam
noch jezt in der Schweiz und zwar, ſo viel
wir uns erinnern, in Uri uͤblich iſt, und einen
Theil des Cantons anzeigt. Unſre Genoſ-
ſame beſtanden aus ſo wenigen Mitgliedern,
daß man, wenn einer gehalten wurde, nicht
ſagen konte, die Republik oder (nach dem ge-
woͤhnlicheren Ausdrucke der Jahrbuͤcher) die
Landgemeine waͤre verſammelt. Gleichwol
ſind verſchiedne Geſeze der Genoſſame auf den
erſten Landtagen, und auch wol ſpaͤter, von
der verſammelten Republik beſtaͤtigt worden.
Das macht, es waren oft kernhafte und va-
terlaͤndiſche Maͤnner, die in dieſen alten Zei-
ten zuſammen kamen. Unſer erſter Landtag
war Anfangs auch nur ein Genoſſam. Da
ſich aber nach und nach die Zahl der Ankom-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/193>, abgerufen am 22.11.2024.
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