Wir haben dieß Fragment nicht weglassen wollen, ob wir gleich gern gestehen, daß wir uns nicht getrauen es so zu erklären, daß dem Leser kein Zweifel übrig bleiben könte. Wir wissen nicht, wodurch die Rolle so ist verdor- ben worden, daß darinn oft viel Zeilen hinter einander völlig unleserlich sind. Wir können eben so wenig errathen, warum die damali- gen Geschichtschreiber der Republik das Gesez, wie sonst allzeit zu geschehen pflegt, nicht in die Jahrbücher eingetragen haben. Nach der Schreibart zu urtheilen, kann es sowol vom vorigen als vom jezigen Jahrhun- derte seyn. Denn man wird bemerkt haben, daß die Gesezgeber auch in späteren Zeiten die Schreibart der früheren, in einem gewis- sen Grade, beybehalten haben.
Wir wollen unsre Meinung über den Jn- halt dieses Gesezes sagen. Der Leser unter- suche selbst, ob wir recht oder unrecht haben, oder auch, ob es vielleicht gar nicht erklärt werden kann.
Jn allen Jahrhunderten, (vielleicht kann man einige Zeitpunkte der Griechen ausneh- men) und unter allen gebildeten Nationen, haben gewisse Ansprüche auf den Vorzug die Gelehrten, welche sich den darstellenden Wissenschaften, und die, welche sich den ab-
han-
H 5
Wir haben dieß Fragment nicht weglaſſen wollen, ob wir gleich gern geſtehen, daß wir uns nicht getrauen es ſo zu erklaͤren, daß dem Leſer kein Zweifel uͤbrig bleiben koͤnte. Wir wiſſen nicht, wodurch die Rolle ſo iſt verdor- ben worden, daß darinn oft viel Zeilen hinter einander voͤllig unleſerlich ſind. Wir koͤnnen eben ſo wenig errathen, warum die damali- gen Geſchichtſchreiber der Republik das Geſez, wie ſonſt allzeit zu geſchehen pflegt, nicht in die Jahrbuͤcher eingetragen haben. Nach der Schreibart zu urtheilen, kann es ſowol vom vorigen als vom jezigen Jahrhun- derte ſeyn. Denn man wird bemerkt haben, daß die Geſezgeber auch in ſpaͤteren Zeiten die Schreibart der fruͤheren, in einem gewiſ- ſen Grade, beybehalten haben.
Wir wollen unſre Meinung uͤber den Jn- halt dieſes Geſezes ſagen. Der Leſer unter- ſuche ſelbſt, ob wir recht oder unrecht haben, oder auch, ob es vielleicht gar nicht erklaͤrt werden kann.
Jn allen Jahrhunderten, (vielleicht kann man einige Zeitpunkte der Griechen ausneh- men) und unter allen gebildeten Nationen, haben gewiſſe Anſpruͤche auf den Vorzug die Gelehrten, welche ſich den darſtellenden Wiſſenſchaften, und die, welche ſich den ab-
han-
H 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0197"n="121"/><p>Wir haben dieß Fragment nicht weglaſſen<lb/>
wollen, ob wir gleich gern geſtehen, daß wir<lb/>
uns nicht getrauen es ſo zu erklaͤren, daß dem<lb/>
Leſer kein Zweifel uͤbrig bleiben koͤnte. Wir<lb/>
wiſſen nicht, wodurch die Rolle ſo iſt verdor-<lb/>
ben worden, daß darinn oft viel Zeilen hinter<lb/>
einander voͤllig unleſerlich ſind. Wir koͤnnen<lb/>
eben ſo wenig errathen, warum die damali-<lb/>
gen Geſchichtſchreiber der Republik das<lb/>
Geſez, wie ſonſt allzeit zu geſchehen pflegt,<lb/>
nicht in die Jahrbuͤcher eingetragen haben.<lb/>
Nach der Schreibart zu urtheilen, kann es<lb/>ſowol vom vorigen als vom jezigen Jahrhun-<lb/>
derte ſeyn. Denn man wird bemerkt haben,<lb/>
daß die Geſezgeber auch in ſpaͤteren Zeiten<lb/>
die Schreibart der fruͤheren, in einem gewiſ-<lb/>ſen Grade, beybehalten haben.</p><lb/><p>Wir wollen unſre Meinung uͤber den Jn-<lb/>
halt dieſes Geſezes ſagen. Der Leſer unter-<lb/>ſuche ſelbſt, ob wir recht oder unrecht haben,<lb/>
oder auch, ob es vielleicht gar nicht erklaͤrt<lb/>
werden kann.</p><lb/><p>Jn allen Jahrhunderten, (vielleicht kann<lb/>
man einige Zeitpunkte der Griechen ausneh-<lb/>
men) und unter allen gebildeten Nationen,<lb/>
haben gewiſſe <hirendition="#fr">Anſpruͤche auf den Vorzug</hi><lb/>
die Gelehrten, welche ſich den darſtellenden<lb/>
Wiſſenſchaften, und die, welche ſich den ab-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">han-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[121/0197]
Wir haben dieß Fragment nicht weglaſſen
wollen, ob wir gleich gern geſtehen, daß wir
uns nicht getrauen es ſo zu erklaͤren, daß dem
Leſer kein Zweifel uͤbrig bleiben koͤnte. Wir
wiſſen nicht, wodurch die Rolle ſo iſt verdor-
ben worden, daß darinn oft viel Zeilen hinter
einander voͤllig unleſerlich ſind. Wir koͤnnen
eben ſo wenig errathen, warum die damali-
gen Geſchichtſchreiber der Republik das
Geſez, wie ſonſt allzeit zu geſchehen pflegt,
nicht in die Jahrbuͤcher eingetragen haben.
Nach der Schreibart zu urtheilen, kann es
ſowol vom vorigen als vom jezigen Jahrhun-
derte ſeyn. Denn man wird bemerkt haben,
daß die Geſezgeber auch in ſpaͤteren Zeiten
die Schreibart der fruͤheren, in einem gewiſ-
ſen Grade, beybehalten haben.
Wir wollen unſre Meinung uͤber den Jn-
halt dieſes Geſezes ſagen. Der Leſer unter-
ſuche ſelbſt, ob wir recht oder unrecht haben,
oder auch, ob es vielleicht gar nicht erklaͤrt
werden kann.
Jn allen Jahrhunderten, (vielleicht kann
man einige Zeitpunkte der Griechen ausneh-
men) und unter allen gebildeten Nationen,
haben gewiſſe Anſpruͤche auf den Vorzug
die Gelehrten, welche ſich den darſtellenden
Wiſſenſchaften, und die, welche ſich den ab-
han-
H 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/197>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.