Hütet euch, liebe deutsche Landsleute, daß ihr nicht auch hier in die Fußtapfen der Fran- zosen tretet, oder gar, welches sich wol eher mit euch zugetragen hat, hinein tappet.
Diese Weissage wurde von den Zuhörern, deren er keine geringe Anzahl um sich versam- melt hatte, mit lautem Gelächter empfangen; zwar auch wol deswegen, weil er sich unter- standen hatte, prophezeyen zu können; aber doch noch vielmehr aus der Ursache, weil es Unmöglichkeiten wären, die er prophezeyt hätte.
Je lauter das Gelächter wurde, mit desto grösserer Selbstgenügsamkeit strich sich Rohr- dommel seinen weissen Bart, und ging nicht eher weg, als bis seine Zuhörer sich recht müde gelacht hatten.
Solte er auf unsern bevorstehenden Land- tag kommen (er muß schon gegen hundert Jahre alt seyn) so wird man ihn gewiß nicht wenig anliegen, nun auch von den künftigen, hoffentlich nicht ähnlichen Vorfallenheiten unsrer Republik zu prophezeyn.
Wir müssen von Rohrdommeln noch an- merken, daß ob er gleich seit so langer Zeit auf unsern Landtagen gewesen ist, er sich doch beständig unter den dabey gegenwärtigen Aus- ländern aufgehalten hat, aber ohne jemals
auch
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Huͤtet euch, liebe deutſche Landsleute, daß ihr nicht auch hier in die Fußtapfen der Fran- zoſen tretet, oder gar, welches ſich wol eher mit euch zugetragen hat, hinein tappet.
Dieſe Weiſſage wurde von den Zuhoͤrern, deren er keine geringe Anzahl um ſich verſam- melt hatte, mit lautem Gelaͤchter empfangen; zwar auch wol deswegen, weil er ſich unter- ſtanden hatte, prophezeyen zu koͤnnen; aber doch noch vielmehr aus der Urſache, weil es Unmoͤglichkeiten waͤren, die er prophezeyt haͤtte.
Je lauter das Gelaͤchter wurde, mit deſto groͤſſerer Selbſtgenuͤgſamkeit ſtrich ſich Rohr- dommel ſeinen weiſſen Bart, und ging nicht eher weg, als bis ſeine Zuhoͤrer ſich recht muͤde gelacht hatten.
Solte er auf unſern bevorſtehenden Land- tag kommen (er muß ſchon gegen hundert Jahre alt ſeyn) ſo wird man ihn gewiß nicht wenig anliegen, nun auch von den kuͤnftigen, hoffentlich nicht aͤhnlichen Vorfallenheiten unſrer Republik zu prophezeyn.
Wir muͤſſen von Rohrdommeln noch an- merken, daß ob er gleich ſeit ſo langer Zeit auf unſern Landtagen geweſen iſt, er ſich doch beſtaͤndig unter den dabey gegenwaͤrtigen Aus- laͤndern aufgehalten hat, aber ohne jemals
auch
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Huͤtet euch, liebe deutſche Landsleute, daß
ihr nicht auch hier in die Fußtapfen der Fran-
zoſen tretet, oder gar, welches ſich wol eher
mit euch zugetragen hat, hinein tappet.
Dieſe Weiſſage wurde von den Zuhoͤrern,
deren er keine geringe Anzahl um ſich verſam-
melt hatte, mit lautem Gelaͤchter empfangen;
zwar auch wol deswegen, weil er ſich unter-
ſtanden hatte, prophezeyen zu koͤnnen; aber
doch noch vielmehr aus der Urſache, weil es
Unmoͤglichkeiten waͤren, die er prophezeyt
haͤtte.
Je lauter das Gelaͤchter wurde, mit deſto
groͤſſerer Selbſtgenuͤgſamkeit ſtrich ſich Rohr-
dommel ſeinen weiſſen Bart, und ging nicht
eher weg, als bis ſeine Zuhoͤrer ſich recht muͤde
gelacht hatten.
Solte er auf unſern bevorſtehenden Land-
tag kommen (er muß ſchon gegen hundert
Jahre alt ſeyn) ſo wird man ihn gewiß nicht
wenig anliegen, nun auch von den kuͤnftigen,
hoffentlich nicht aͤhnlichen Vorfallenheiten
unſrer Republik zu prophezeyn.
Wir muͤſſen von Rohrdommeln noch an-
merken, daß ob er gleich ſeit ſo langer Zeit
auf unſern Landtagen geweſen iſt, er ſich doch
beſtaͤndig unter den dabey gegenwaͤrtigen Aus-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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