Ausländern, und so gar unter fremden Leuten jezo mehr gilt, als er sonst gegolten hat.
Der Mathematiker schien keine Antwort zu haben. Unterdeß wurde sein Stillschweigen weniger bemerkt, weil der Rathfrager zur rech- ten Zeit für ihn gegangen kam, und sich so an die Aldermänner wendete:
Wir sehen nicht genung, wie wir es machen sollen, um eure vorgeschlagne Grundsäze in Ausübung zu bringen; wir bitten euch daher, euch näher darüber zu erklären.
Die Antwort war:
Du würdest keine nähere Erklärung von uns verlangen, wenn, für die meisten unter euch, die Ausführung nicht mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden wäre. Und damit uns künftig keine Gelindigkeit mehr vorge- worfen werde, so sezen wir hinzu: Jn Bezie- hung auf eure grössere Zahl, ist der Republik wenig daran gelegen, daß ihr euch der Gewalt der Grossen entzieht, und euch durch mehr Musse geschikter zu gelehrten Unternehmungen macht. Wir haben die Grundsäze unserer Politik nur den Zünften vorgeschlagen. Wir können dem Volke zwar nicht wehren, sie auch anzunehmen; aber wir empfehlen sie doch gleichwol unter euch vorzüglich nur den Jüng- lingen. Sie sollen sie nämlich oft überdenken,
sie
M 3
Auslaͤndern, und ſo gar unter fremden Leuten jezo mehr gilt, als er ſonſt gegolten hat.
Der Mathematiker ſchien keine Antwort zu haben. Unterdeß wurde ſein Stillſchweigen weniger bemerkt, weil der Rathfrager zur rech- ten Zeit fuͤr ihn gegangen kam, und ſich ſo an die Aldermaͤnner wendete:
Wir ſehen nicht genung, wie wir es machen ſollen, um eure vorgeſchlagne Grundſaͤze in Ausuͤbung zu bringen; wir bitten euch daher, euch naͤher daruͤber zu erklaͤren.
Die Antwort war:
Du wuͤrdeſt keine naͤhere Erklaͤrung von uns verlangen, wenn, fuͤr die meiſten unter euch, die Ausfuͤhrung nicht mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden waͤre. Und damit uns kuͤnftig keine Gelindigkeit mehr vorge- worfen werde, ſo ſezen wir hinzu: Jn Bezie- hung auf eure groͤſſere Zahl, iſt der Republik wenig daran gelegen, daß ihr euch der Gewalt der Groſſen entzieht, und euch durch mehr Muſſe geſchikter zu gelehrten Unternehmungen macht. Wir haben die Grundſaͤze unſerer Politik nur den Zuͤnften vorgeſchlagen. Wir koͤnnen dem Volke zwar nicht wehren, ſie auch anzunehmen; aber wir empfehlen ſie doch gleichwol unter euch vorzuͤglich nur den Juͤng- lingen. Sie ſollen ſie naͤmlich oft uͤberdenken,
ſie
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0257"n="181"/>
Auslaͤndern, und ſo gar unter fremden Leuten<lb/>
jezo mehr gilt, als er ſonſt gegolten hat.</p><lb/><p>Der Mathematiker ſchien keine Antwort zu<lb/>
haben. Unterdeß wurde ſein Stillſchweigen<lb/>
weniger bemerkt, weil der Rathfrager zur rech-<lb/>
ten Zeit fuͤr ihn gegangen kam, und ſich ſo<lb/>
an die Aldermaͤnner wendete:</p><lb/><p>Wir ſehen nicht genung, wie wir es machen<lb/>ſollen, um eure vorgeſchlagne Grundſaͤze in<lb/>
Ausuͤbung zu bringen; wir bitten euch daher,<lb/>
euch naͤher daruͤber zu erklaͤren.</p><lb/><p>Die Antwort war:</p><lb/><p>Du wuͤrdeſt keine naͤhere Erklaͤrung von<lb/>
uns verlangen, wenn, fuͤr die meiſten unter<lb/>
euch, die Ausfuͤhrung nicht mit zu vielen<lb/>
Schwierigkeiten verbunden waͤre. Und damit<lb/>
uns kuͤnftig keine Gelindigkeit mehr vorge-<lb/>
worfen werde, ſo ſezen wir hinzu: Jn Bezie-<lb/>
hung auf eure groͤſſere Zahl, iſt der Republik<lb/>
wenig daran gelegen, daß ihr euch der Gewalt<lb/>
der Groſſen entzieht, und euch durch mehr<lb/>
Muſſe geſchikter zu gelehrten Unternehmungen<lb/>
macht. Wir haben die Grundſaͤze unſerer<lb/>
Politik nur den Zuͤnften vorgeſchlagen. Wir<lb/>
koͤnnen dem Volke zwar nicht wehren, ſie auch<lb/>
anzunehmen; aber wir empfehlen ſie doch<lb/>
gleichwol unter euch vorzuͤglich nur den Juͤng-<lb/>
lingen. Sie ſollen ſie naͤmlich oft uͤberdenken,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[181/0257]
Auslaͤndern, und ſo gar unter fremden Leuten
jezo mehr gilt, als er ſonſt gegolten hat.
Der Mathematiker ſchien keine Antwort zu
haben. Unterdeß wurde ſein Stillſchweigen
weniger bemerkt, weil der Rathfrager zur rech-
ten Zeit fuͤr ihn gegangen kam, und ſich ſo
an die Aldermaͤnner wendete:
Wir ſehen nicht genung, wie wir es machen
ſollen, um eure vorgeſchlagne Grundſaͤze in
Ausuͤbung zu bringen; wir bitten euch daher,
euch naͤher daruͤber zu erklaͤren.
Die Antwort war:
Du wuͤrdeſt keine naͤhere Erklaͤrung von
uns verlangen, wenn, fuͤr die meiſten unter
euch, die Ausfuͤhrung nicht mit zu vielen
Schwierigkeiten verbunden waͤre. Und damit
uns kuͤnftig keine Gelindigkeit mehr vorge-
worfen werde, ſo ſezen wir hinzu: Jn Bezie-
hung auf eure groͤſſere Zahl, iſt der Republik
wenig daran gelegen, daß ihr euch der Gewalt
der Groſſen entzieht, und euch durch mehr
Muſſe geſchikter zu gelehrten Unternehmungen
macht. Wir haben die Grundſaͤze unſerer
Politik nur den Zuͤnften vorgeſchlagen. Wir
koͤnnen dem Volke zwar nicht wehren, ſie auch
anzunehmen; aber wir empfehlen ſie doch
gleichwol unter euch vorzuͤglich nur den Juͤng-
lingen. Sie ſollen ſie naͤmlich oft uͤberdenken,
ſie
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/257>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.