seiner Anklage hatten zurükhalten wollen. Er schloß damit, daß sie, die Aldermänner, die Frage des Anwaldes an die Zünfte und das Volk hiermit auch thäten.
Dieses lezte kam den Zünften zwar sehr un- erwartet; dennoch wurden sie in kurzer Zeit einig: Die Frage, in so fern sie auch von den Aldermännern wäre gethan worden, für un- gethan zu erklären; sie dem Anwalde zu ver- weisen; aber noch heute über seine Anklage die Stimmen zu sammeln.
Die Sache stand jezo auf der äussersten Spize. Der Herold hatte sich sogar schon ge- nähert, von den Aldermännern den Befehl zu der Stimmensamlung zu empfangen. Aber nie hatten diese mehr Standhaftigkeit und Entschliessung gezeigt, als sie heute thaten. Denn es währte gar nicht lange, daß sie dem Herolde geboten:
Den dreytägigen Aufschub der Stim- mensamlung öffentlich bekant zu machen.
Die Bewegung, welche darüber entstand, war sehr heftig. Unterdeß legte sie sich doch nach einiger Zeit wenigstens so weit, daß man anfing die Nachrichten, die man von den Zünf- ten der Scholiasten und der Drittler erhielt, anzuhören. Man erfuhr nämlich, daß sie, und zwar, wie man gewiß glaubte, nur aus
Groll
N 3
ſeiner Anklage hatten zuruͤkhalten wollen. Er ſchloß damit, daß ſie, die Aldermaͤnner, die Frage des Anwaldes an die Zuͤnfte und das Volk hiermit auch thaͤten.
Dieſes lezte kam den Zuͤnften zwar ſehr un- erwartet; dennoch wurden ſie in kurzer Zeit einig: Die Frage, in ſo fern ſie auch von den Aldermaͤnnern waͤre gethan worden, fuͤr un- gethan zu erklaͤren; ſie dem Anwalde zu ver- weiſen; aber noch heute uͤber ſeine Anklage die Stimmen zu ſammeln.
Die Sache ſtand jezo auf der aͤuſſerſten Spize. Der Herold hatte ſich ſogar ſchon ge- naͤhert, von den Aldermaͤnnern den Befehl zu der Stimmenſamlung zu empfangen. Aber nie hatten dieſe mehr Standhaftigkeit und Entſchlieſſung gezeigt, als ſie heute thaten. Denn es waͤhrte gar nicht lange, daß ſie dem Herolde geboten:
Den dreytaͤgigen Aufſchub der Stim- menſamlung oͤffentlich bekant zu machen.
Die Bewegung, welche daruͤber entſtand, war ſehr heftig. Unterdeß legte ſie ſich doch nach einiger Zeit wenigſtens ſo weit, daß man anfing die Nachrichten, die man von den Zuͤnf- ten der Scholiaſten und der Drittler erhielt, anzuhoͤren. Man erfuhr naͤmlich, daß ſie, und zwar, wie man gewiß glaubte, nur aus
Groll
N 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0273"n="197"/>ſeiner Anklage hatten zuruͤkhalten wollen. Er<lb/>ſchloß damit, daß ſie, die Aldermaͤnner, die<lb/>
Frage des Anwaldes an die Zuͤnfte und das<lb/>
Volk hiermit auch thaͤten.</p><lb/><p>Dieſes lezte kam den Zuͤnften zwar ſehr un-<lb/>
erwartet; dennoch wurden ſie in kurzer Zeit<lb/>
einig: Die Frage, in ſo fern ſie auch von den<lb/>
Aldermaͤnnern waͤre gethan worden, fuͤr un-<lb/>
gethan zu erklaͤren; ſie dem Anwalde zu ver-<lb/>
weiſen; aber noch heute uͤber ſeine Anklage die<lb/>
Stimmen zu ſammeln.</p><lb/><p>Die Sache ſtand jezo auf der aͤuſſerſten<lb/>
Spize. Der Herold hatte ſich ſogar ſchon ge-<lb/>
naͤhert, von den Aldermaͤnnern den Befehl zu<lb/>
der Stimmenſamlung zu empfangen. Aber<lb/>
nie hatten dieſe mehr Standhaftigkeit und<lb/>
Entſchlieſſung gezeigt, als ſie heute thaten.<lb/>
Denn es waͤhrte gar nicht lange, daß ſie dem<lb/>
Herolde geboten:</p><lb/><p><hirendition="#fr">Den dreytaͤgigen Aufſchub der Stim-<lb/>
menſamlung</hi> oͤffentlich bekant zu machen.</p><lb/><p>Die Bewegung, welche daruͤber entſtand,<lb/>
war ſehr heftig. Unterdeß legte ſie ſich doch<lb/>
nach einiger Zeit wenigſtens ſo weit, daß man<lb/>
anfing die Nachrichten, die man von den Zuͤnf-<lb/>
ten der Scholiaſten und der Drittler erhielt,<lb/>
anzuhoͤren. Man erfuhr naͤmlich, daß ſie,<lb/>
und zwar, wie man gewiß glaubte, nur aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Groll</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[197/0273]
ſeiner Anklage hatten zuruͤkhalten wollen. Er
ſchloß damit, daß ſie, die Aldermaͤnner, die
Frage des Anwaldes an die Zuͤnfte und das
Volk hiermit auch thaͤten.
Dieſes lezte kam den Zuͤnften zwar ſehr un-
erwartet; dennoch wurden ſie in kurzer Zeit
einig: Die Frage, in ſo fern ſie auch von den
Aldermaͤnnern waͤre gethan worden, fuͤr un-
gethan zu erklaͤren; ſie dem Anwalde zu ver-
weiſen; aber noch heute uͤber ſeine Anklage die
Stimmen zu ſammeln.
Die Sache ſtand jezo auf der aͤuſſerſten
Spize. Der Herold hatte ſich ſogar ſchon ge-
naͤhert, von den Aldermaͤnnern den Befehl zu
der Stimmenſamlung zu empfangen. Aber
nie hatten dieſe mehr Standhaftigkeit und
Entſchlieſſung gezeigt, als ſie heute thaten.
Denn es waͤhrte gar nicht lange, daß ſie dem
Herolde geboten:
Den dreytaͤgigen Aufſchub der Stim-
menſamlung oͤffentlich bekant zu machen.
Die Bewegung, welche daruͤber entſtand,
war ſehr heftig. Unterdeß legte ſie ſich doch
nach einiger Zeit wenigſtens ſo weit, daß man
anfing die Nachrichten, die man von den Zuͤnf-
ten der Scholiaſten und der Drittler erhielt,
anzuhoͤren. Man erfuhr naͤmlich, daß ſie,
und zwar, wie man gewiß glaubte, nur aus
Groll
N 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/273>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.