haben. Jch habe für den Gebrauch deutscher Kunst- wörter noch Einen Grund, der, wie ich hoffe, nicht zu wenigen stark vorkommen wird, ob es gleich noch jezo, gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts, so lange nach Luthern! Leute unter uns giebt, die es noch nicht einmal wissen, daß wir eine Sprache haben, und sie daher die hochdeutsche Mundart nennen; dieser mein Grund ist, daß es lächerlich seyn würde, wenn wir von unsrer Sprache nicht in unsrer Sprache schreiben wolten.
Von den einfachen und vereinten Tönen (Dieß gehort in die Abtheilung Von der richtigen Aus- sprache) Wir haben funfzehn einfache Töne, erst die Selbstlaute, und dann die Mitlaute h, b, f, d, k, l, m, n, r, und s. Fünfe davon werden in der Aussprache verändert; aber sie bleiben gleich- wol einfach. E wird in ä, und ö verändert, i in ü und j; u in w; b in p; und d in t. Die ein- fachen Töne unveränderte und veränderte sind ent- weder Selbstlaute, oder Mitlaute, oder Zwischen- laute. Die Zwischenlaute sind j und w. Die ver- einten Töne werden zugleich ausgesprochen, und bekommen dadurch eine andre Bildung, als wenn man sie hinter einander ausspräche. Sie sind jh wir schreiben's g, jhh oder gh, wir schreiben's ch, sjhh oder sgh, es wird sch geschrieben, und pf, welches auf gleiche Art geschrieben, und ausgesprochen wird; ferner ai wir schreiben's fast immer ei. Bey au, eu, und äu ist Schreibung und Aussprache gleich; öi komt fast gar nicht vor.
Anmerkung 1. Z und x sind Schreibverkürzungen, und werden nicht als vereint, sondern als sich fol-
Aus
haben. Jch habe fuͤr den Gebrauch deutſcher Kunſt- woͤrter noch Einen Grund, der, wie ich hoffe, nicht zu wenigen ſtark vorkommen wird, ob es gleich noch jezo, gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts, ſo lange nach Luthern! Leute unter uns giebt, die es noch nicht einmal wiſſen, daß wir eine Sprache haben, und ſie daher die hochdeutſche Mundart nennen; dieſer mein Grund iſt, daß es laͤcherlich ſeyn wuͤrde, wenn wir von unſrer Sprache nicht in unſrer Sprache ſchreiben wolten.
Von den einfachen und vereinten Toͤnen (Dieß gehort in die Abtheilung Von der richtigen Aus- ſprache) Wir haben funfzehn einfache Toͤne, erſt die Selbſtlaute, und dann die Mitlaute h, b, f, d, k, l, m, n, r, und ſ. Fuͤnfe davon werden in der Ausſprache veraͤndert; aber ſie bleiben gleich- wol einfach. E wird in aͤ, und oͤ veraͤndert, i in uͤ und j; u in w; b in p; und d in t. Die ein- fachen Toͤne unveraͤnderte und veraͤnderte ſind ent- weder Selbſtlaute, oder Mitlaute, oder Zwiſchen- laute. Die Zwiſchenlaute ſind j und w. Die ver- einten Toͤne werden zugleich ausgeſprochen, und bekommen dadurch eine andre Bildung, als wenn man ſie hinter einander ausſpraͤche. Sie ſind jh wir ſchreiben’s g, jhh oder gh, wir ſchreiben’s ch, ſjhh oder ſgh, es wird ſch geſchrieben, und pf, welches auf gleiche Art geſchrieben, und ausgeſprochen wird; ferner ai wir ſchreiben’s faſt immer ei. Bey au, eu, und aͤu iſt Schreibung und Ausſprache gleich; oͤi komt faſt gar nicht vor.
Anmerkung 1. Z und x ſind Schreibverkuͤrzungen, und werden nicht als vereint, ſondern als ſich fol-
Aus
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0308"n="232"/>
haben. Jch habe fuͤr den Gebrauch <hirendition="#fr">deutſcher</hi> Kunſt-<lb/>
woͤrter noch Einen Grund, der, wie ich hoffe, nicht<lb/>
zu wenigen ſtark vorkommen wird, ob es gleich noch<lb/>
jezo, gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts,<lb/>ſo lange nach Luthern! Leute unter uns giebt, die<lb/>
es noch nicht einmal wiſſen, daß wir eine <hirendition="#fr">Sprache</hi><lb/>
haben, und ſie daher die <hirendition="#fr">hochdeutſche Mundart</hi><lb/>
nennen; dieſer mein Grund iſt, daß es laͤcherlich<lb/>ſeyn wuͤrde, wenn wir <hirendition="#fr">von</hi> unſrer Sprache nicht <hirendition="#fr">in</hi><lb/>
unſrer Sprache ſchreiben wolten.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Von den einfachen und vereinten Toͤnen</hi> (Dieß<lb/>
gehort in die Abtheilung <hirendition="#fr">Von der richtigen Aus-<lb/>ſprache</hi>) Wir haben funfzehn <hirendition="#fr">einfache Toͤne</hi>, erſt<lb/>
die Selbſtlaute, und dann die Mitlaute <hirendition="#fr">h, b, f,<lb/>
d, k, l, m, n, r</hi>, und <hirendition="#fr">ſ</hi>. Fuͤnfe davon werden<lb/>
in der Ausſprache veraͤndert; aber ſie bleiben gleich-<lb/>
wol einfach. E wird in <hirendition="#fr">aͤ,</hi> und <hirendition="#fr">oͤ</hi> veraͤndert, <hirendition="#fr">i</hi> in<lb/><hirendition="#fr">uͤ</hi> und <hirendition="#fr">j; u</hi> in <hirendition="#fr">w; b</hi> in p; und <hirendition="#fr">d</hi> in <hirendition="#fr">t</hi>. Die ein-<lb/>
fachen Toͤne unveraͤnderte und veraͤnderte ſind ent-<lb/>
weder <hirendition="#fr">Selbſtlaute,</hi> oder <hirendition="#fr">Mitlaute,</hi> oder <hirendition="#fr">Zwiſchen-<lb/>
laute</hi>. Die Zwiſchenlaute ſind <hirendition="#fr">j und w</hi>. Die <hirendition="#fr">ver-<lb/>
einten Toͤne</hi> werden zugleich ausgeſprochen, und<lb/>
bekommen dadurch eine andre Bildung, als wenn<lb/>
man ſie hinter einander ausſpraͤche. Sie ſind <hirendition="#fr">jh</hi> wir<lb/>ſchreiben’s <hirendition="#fr">g, jhh</hi> oder <hirendition="#fr">gh</hi>, wir ſchreiben’s <hirendition="#fr">ch, ſjhh</hi><lb/>
oder <hirendition="#fr">ſgh</hi>, es wird <hirendition="#fr">ſch</hi> geſchrieben, und <hirendition="#fr">pf</hi>, welches<lb/>
auf gleiche Art geſchrieben, und ausgeſprochen wird;<lb/>
ferner <hirendition="#fr">ai</hi> wir ſchreiben’s faſt immer <hirendition="#fr">ei</hi>. Bey <hirendition="#fr">au,<lb/>
eu</hi>, und <hirendition="#fr">aͤu</hi> iſt Schreibung und Ausſprache gleich;<lb/><hirendition="#fr">oͤi</hi> komt faſt gar nicht vor.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Aus</hi></fw><lb/><notexml:id="en01a"place="end"next="#en01b">Anmerkung 1. <hirendition="#fr">Z</hi> und x ſind Schreibverkuͤrzungen,<lb/><hirendition="#fr">und werden nicht als vereint, ſondern</hi> als ſich <hirendition="#g">fol-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">gend</fw></note><lb/></div></div></body></text></TEI>
[232/0308]
haben. Jch habe fuͤr den Gebrauch deutſcher Kunſt-
woͤrter noch Einen Grund, der, wie ich hoffe, nicht
zu wenigen ſtark vorkommen wird, ob es gleich noch
jezo, gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts,
ſo lange nach Luthern! Leute unter uns giebt, die
es noch nicht einmal wiſſen, daß wir eine Sprache
haben, und ſie daher die hochdeutſche Mundart
nennen; dieſer mein Grund iſt, daß es laͤcherlich
ſeyn wuͤrde, wenn wir von unſrer Sprache nicht in
unſrer Sprache ſchreiben wolten.
Von den einfachen und vereinten Toͤnen (Dieß
gehort in die Abtheilung Von der richtigen Aus-
ſprache) Wir haben funfzehn einfache Toͤne, erſt
die Selbſtlaute, und dann die Mitlaute h, b, f,
d, k, l, m, n, r, und ſ. Fuͤnfe davon werden
in der Ausſprache veraͤndert; aber ſie bleiben gleich-
wol einfach. E wird in aͤ, und oͤ veraͤndert, i in
uͤ und j; u in w; b in p; und d in t. Die ein-
fachen Toͤne unveraͤnderte und veraͤnderte ſind ent-
weder Selbſtlaute, oder Mitlaute, oder Zwiſchen-
laute. Die Zwiſchenlaute ſind j und w. Die ver-
einten Toͤne werden zugleich ausgeſprochen, und
bekommen dadurch eine andre Bildung, als wenn
man ſie hinter einander ausſpraͤche. Sie ſind jh wir
ſchreiben’s g, jhh oder gh, wir ſchreiben’s ch, ſjhh
oder ſgh, es wird ſch geſchrieben, und pf, welches
auf gleiche Art geſchrieben, und ausgeſprochen wird;
ferner ai wir ſchreiben’s faſt immer ei. Bey au,
eu, und aͤu iſt Schreibung und Ausſprache gleich;
oͤi komt faſt gar nicht vor.
Aus
Anmerkung 1. Z und x ſind Schreibverkuͤrzungen,
und werden nicht als vereint, ſondern als ſich fol-
gend
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/308>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.